“männliche Lottofee”?? Na wenigstens schreitet nach mehreren erfolgreichen Jahrzehnten der e-man(n)-zipation die e-frau-zipation in diesem Land voran oder gibt’s diesen Herrn etwa schon länger (ich schaue seit Jahren kein ARD mehr, obwohl ich stets mitfinanzieren “darf”)?
Könnte auch sowas wie die jährliche Vertriebssause der Hamburg - Mannheimer sein. B - Künstler auf der Bühne und B - Promis im Publikum. Hätte mir mehr versprochen. Werde dieses Jahr wohl zu Hause bleiben.
“...denn die Jugend trägt den Schlüssel zu einer friedlicheren Zukunft in sich.” Leider findet sie den Schlüssel nicht mehr, weil die Relotius_Presse seit Jahren die Welt nur noch einseitig entschlüsselt. Wer nicht weiß, was ist, sondern nur was sein sollte, lebt in einer wattierten Traumwelt. Dieser lächerlich kindische Halbsatz weist ja auch darauf hin, dass es aktuell nicht so friedlich sei, woran zweifellos die deutschen Rechten schuld sind. Wisse: der Kampf gegen Nazis ist überall. Sie können nicht anders. Ich sehe den unvermeidlichen, weit ausladenden (oder einladenden) Mund von Herrn Markwort und seine zauberhafte Gattin im Schlepptau, den schreibenden Wanderprediger der Alpenprawda mit den senkrechten Augenbrauen und Claus mit den versetzten Augen zusammenstehen, in Gespräche vertieft, so wie Hitler früher mit seinen Leuten auf dem Berghof in die Ferne blickte, nicht wahrnehmend, dass der wunderschöne Sonnenuntergang das Ende bedeutete. Die alte deutsche Presse verursacht mir Übelkeit auf der ganzen Linie, sie ist schlimmer als Schnitzler. Heute danke ich den ganzen Tag dafür, dass mit dem Internet und der Achse des Guten u.v.a. die Rache für die schlimmen Finger der klassischen Presse längst da ist und Menschen lehrt, selbstständig zu denken.
***Also, Leute, nix wie hin zum Berliner Presseball.*** Einer solchen, an mich gerichteten, wohlgemeinten Aufforderung könnte ich nicht Folge leisten, da hielte ich es wie Jean Raspail: “„Ich will mit aufrechten Menschen Umgang pflegen.“
Hört sich an wie die Einladung in eins der Bilder von Hieronymus Bosch. Der Berliner-Kongress veitztanzt die den eigenen Abgesang. Es wird gereicht ein Sorbet vom Fliegenpilz, dazu Mutterkorn-Digestif. Es spielt das Berliner Dystopie-Orchester ... irgendwas von Wagner ... viel Blech, Theaterdonner, dazu schreiende Frauen in zu engen Kostümen. Anschließend rappt der Präsident. Zum runden Abschluss liest Relotius aus Grimms Märchen die Geschichte vom Lumpengesindel.
Ist doch immer wieder was ganz besonderes, wenn sich die ganz Reichen zu Gunsten und auf Kosten der ganz Armen mal wieder schön satt essen und die Sau raus lassen.
Diese Leute feiern sich selbst. Sie stehen über allen Dingen. Denken sie.
Na ja, man kann sich über so manches wundern, es nun gerade der etwas in die Jahre gekommene Presseball sein sollte, da habe ich ein Problemchen. Gleichwohl, der Beifall wird Ihnen auch über diesen Schmankerl sicher sein. Deshalb, sehr geehrter Herr Broder, kommt mir folgendes in den Sinn: „Blindheit ist eine Waffe, gegen Zeit und Raum; unser Dasein eine einzige, ungeheuerliche Blindheit, bis auf das wenige, das wir durch unsere kleinlichen Sinne -kleinlich ihrem Wesen wie Ihrer Reichweite nach- erfahren. Das herrschende Prinzip im Kosmos ist die Blindheit. Sie ermöglicht ein Nebeneinander von Dingen, die unmöglich wären, wenn sie einander sähen. Sie gestattet das Abreißen der Zeit. Was ist eine Dauerspore anderes als ein Stück Leben, das sich bis auf Widerruf mit Blindheit umhüllt.“ (Canetti). Was will ich mit dieser Metapher aussagen? Lassen wir uns nicht von den immer gleichen Schmeicheleien, die uns umgarnen, blenden, gar täuschen. Die, die uns heute noch schmeicheln, werden uns morgen vermutlich bedauern. Wer uns dagegen kritisiert, uns widerspricht, hat so etwas wie Rückgrat, das dem Schmeichler mangels Identität fehlt.
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