Henryk M. Broder / 02.01.2019 / 10:30 / 50 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: R.M.W.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat neben vielen anderen Talenten auch einen Sinn fürs Theatralische. So ließ er zu Fronleichnam 2016 ein Flüchtlingsboot aus Malta nach Köln schaffen, um es vor dem Eingang des Doms aufzubauen. Von diesem "Altar" gab er dann eine Predigt zum Besten, in der er u.a. sagte: "Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken – jeden Tag, tausendfach." Der Kölner Stadtanzeiger, das Hausblatt des Bistums und des Festkomitees Kölner Karneval, war begeistert: "Kardinal Woelki hält beeindruckende Predigt auf Flüchtlingsboot". Das war sehr volksnah, sagt man doch in Köln auch: "Ich gehe nach Karstadt."

Davon abgesehen, muss man sich natürlich fragen, wer für die unterlassene Hilfeleistung im Sinne des § 323c des StGB zur Verantwortung gezogen werden könnte. Wie wäre es z.B. mit dem Arbeitgeber des Kardinals, der auch die Passagiere der "Titanic" und der "Wilhelm Gustloff" ertrinken ließ, von seiner Untätigkeit in der Causa Auschwitz nicht zu reden?

Aber für solche Fragen ist nicht der Kardinal zuständig, sondern Richard David Precht. Und so macht der Kardinal weiter. In seiner Silvesterpredigt sagte er: „Als Christen sollten wir überzeugte Europäer sein.“ Der Kontinent brauche Menschen, „die sich lieber wieder in einer Volkspartei gestaltend engagieren, statt sich zynisch in Twitter oder anderen Social-Media-Debatten zurückzulehnen“.

Dass ein Kardinal dazu aufruft, der SPD beizutreten, ist ein echtes Novum. Es könnte damit zu tun haben, dass sowohl der KK wie der SPD die Gläubigen davonlaufen. So etwas verbindet. Falls Sie dem Kardinal dazu gratulieren wollen, versuchen Sie es unter dieser Adresse: woelki@koelner-dom.de 

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Gottfried Meier / 02.01.2019

Die AfD ist doch auf dem Weg zur Volkspartei ;-)

Elmar Schürscheid / 02.01.2019

Tja, die Schäfchen muss der Schäfer beisammen halten. Wenn die Hunde nichts mehr taugen, muss halt ein moralischer Zaun her.

Gabriele Schulze / 02.01.2019

Nun ja, Herr Broder, der Sinn für’s Theatralische ist der katholischen Kirche immanent. Hat mich auch in meiner Jugend fasziniert. Schade nur, daß Herr Woelki den Pomp nicht auf’s Hochamt und die Fronleichnamsprozession beschränkt. Die politische Agitation ist schlicht eine Frechheit. Zu Zeiten der NS-Verbrecher wäre es angemessen gewesen. Allerdings auch etwas gefährlicher.

Dietrich Herrmann / 02.01.2019

Der Woelki meint sicher nicht die SPD sondern die CDU. Aber der hat noch nicht geschnallt, dass es eigentlich keine Volksparteien mehr gibt.

Michael Liebler / 02.01.2019

Ich denke, der Herr Kardinal hatte in seinen Worten eher die CDU im Sinne. Nur bei deren Benehmen der letzten Jahre kann sie sich gerne das “C” und das “D” aus dem Parteinamen streichen. Selbst mir als bisher treuen Katholiken kommen immer öfters Gedanken des Austritts aus dieser Gemeinschaft. Das was von Moelki, Marx da gelebt wird ist nicht die katholische Kirche mit der ich mich identifizieren könnte. Selbst der Papst postuliert Ansichten die unverständlich sind.

Winfried Randhagen / 02.01.2019

Wegen solcher Dummheiten und Verblendungen leiden die Christen jeder Konfession und sind die Kirchen nur zu Heiligabend voll. Freundliche Grüße Winfried Randhagen

Wilfried Cremer / 02.01.2019

Der Kardinal holt sich aber auch schon mal eine deftige Ohrfeige von der Puffpostille KStA bzw. der aufgehetzten Leserschaft ab, wenn er sich gegen Abtreibungen äußert. Da ist noch Schleim nach oben.

Wolfgang Kaufmann / 02.01.2019

Seit den Achtzigern haben die Kirchen ihre Substanz – das Jenseitige, Unverfügbare, das Glauben und Hoffen – aufgegeben zugunsten des Zeitgeists. Wir haben den permanenten Kirchentag, von gefälligen Kinderliedern über Multikulti-Romantik bis zur vorhersagbaren Mainstreampredigt. All das kann Waschmittelwerbung besser, die Jingles, die Ankerleute mit Von-Luschan-Bonus, die Worthülsen. Nur biedern sich die Werbefuzzis nicht so billig an wie die Laiendarsteller im Hause des Herrn.

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