Zwei Seelen, ein Gedanke: Wie können wir Palästina helfen? Indem wir Israel sein Alleinstellungsmerkmal als Demokratie entziehen? Oder indem wir darauf vertrauen, das Israelis und Juden weltweit sich für Palästina einsetzen? Und was geht vor? Womit fangen wir an?
Naika Foroutan ist Migrationsforscherin, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Berliner Humboldt-Universität. Eine Autorität auf ihrem Gebiet. Kaum eine Konferenz zum Thema Migration und Integration, die sie durch ihre Anwesenheit nicht bereichern würde. Sie schreibt Gutachten und berät Politiker. Wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen performt sie auch auf Twitter, wobei sie ihr Programm erweitert, z.B. in diesem Tweet vom 25.6.23: Wie lange können wir Israel noch als “einzige Demokratie in Middle East” bezeichnen? Wie kann es legitim sein als Soldat auf ein kleines Mädchen zu schiessen? Wie kann ein Staat dieses Handeln nicht bestrafen? Wie können die dt. Medien das ignorieren?
Ja, wie können sie das nur? Wie schaffen sie es, ruhig da zu sitzen und nichts zu unternehmen, während ein israelischer Soldat auf ein kleines – vermutlich palästinensisches – Mädchen schießt? Müsste einem Land, das so ein Handeln duldet oder sogar dazu ermuntert, nicht wenigstens der Titel "Einzige Demokratie in Middle East" aberkannt werden? Und zwar sofort, noch bevor der Fall, auf den sich Naika Foroutan bezieht, aufgeklärt wurde? Kommt es überhaupt darauf an, was passiert ist, oder reicht es, dass Naika Foroutan bereits vorermittelt und sich ein Urteil gebildet hat? Und egal, was der israelische Soldat gemacht oder nicht gemacht hat – erinnert sich jemand an eine Forderung von Naika Foroutan an die Adresse der Bundesregierung oder der EU, alle finanziellen Hilfen zugunsten der Hamas einzustellen, wenn sie nicht sofort aufhört, Terroristen als Helden zu feiern? Wäre doch eine Möglichkeit, oder?
Viel Zeit für Twitter
Es dauerte nicht lange, da meldete sich eine bekannte Freizeitpolitikerin zu Wort, um Naika Foroutan beizustehen: Sawsan Chebli. Sie hat eine erstaunliche Karriere hingelegt, bis sie abstürzte, weil sie meinte, einen echten Profi wie Michael Müller austricksen zu können. Es geht auch das Gerücht um in Berlin, sie wäre gerne „Antisemitismusbeauftragte des Bundes" geworden. Aber auch das hat nicht sollen sein. Und deswegen hat Sawsan Chebli reichlich Tagesfreizeit, um sich auf Twitter zu exponieren. Frau Foroutans Frage, wie die dt. Medien das ignorieren können, was in Palästina passiert, beantwortete sie mit diesem Tweet: Weil es hier niemanden interessiert. Weil zu viele in der Politik, in den Medien und der Zivilgesellschaft schweigen, weil sie keinen Bock auf Stress haben. Meine einzige Hoffnung sind Israelis&Juden weltweit, die sich für Palästina einsetzen.
Wem bei diesen Worten nicht die Tränen kommen, der hat sein Herz beim Bundespresseball an der Garderobe abgegeben und vergessen, es wieder abzuholen. Was für ein Glück, dass es Israelis&Juden gibt, die sich weltweit für Palästina einsetzen. Und Sawsan Chebli kennt sie alle! Seltsam ist nur, dass die geballte Macht des weltweiten Judentums, ein bei Antisemiten beliebter Topos, im Falle der Palästinenser versagt hat. Jetzt braucht Sawsan Chebli eine neue Hoffnung, an die sie sich klammern kann, die aller-allerletzte.