Henryk M. Broder / 22.10.2019 / 15:00 / Foto: Stefan Klinkigt / 77 / Seite ausdrucken

Alarmstufe Roth: Kuscheln mit Antisemiten

Gestern brachte BILD eine Geschichte über ein Treffen der Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth mit dem "iranischen Parlamentssprecher und notorischen Antisemiten Ali Laridschani" bei einer Sitzung der „Interparlamentarischen Union“ in Belgrad. Die Interparlamentarische Union ist eine jener zahllosen Organisationen, die niemand vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe. 1889 mit dem Ziel "der Sicherung des Friedens, der Förderung des Demokratieverständnisses in allen Teilen der Welt und der Wahrung der Menschenrechte" gegründet, hat sie bis jetzt extrem erfolgreich gearbeitet und 130 Jahre alle Kriege und Völkermorde geschehen lassen. Möglichherweise hat sie damit Schlimmeres verhindern können, z.B. einen Krieg zwischen Andorra und Lichtenstein um die Schürfrechte am Rio Grande.

Auf dem Bild zu der Geschichte sieht man eine fröhliche Claudia Roth, die ihre Arme dem notorischen Antisemiten und Holocaustleugner Ali Laridschani entgegenstreckt und dabei so lacht, wie jeder normale Mensch lachen würde, wenn er einen alten Freund trifft, den er lange nicht gesehen hat. Ali Laridschani dagegen steht wie erstarrt da, als würde er schon überlegen, mit welcher Strafe er bei seiner Heimkehr rechnen muss, wenn er diese Geste einer Frau ohne Hemmungen erwidern würde. Es kann aber auch sein, dass sein zentrales Nervensystem einen kurzen Aussetzer hatte, nachdem ihm klar wurde, dass die Person ihm gegenüber kein Riesenpapagei ist, sondern seine alte Freundin Claudia Roth.

Man möchte zu gerne wissen, wie die Sache weiterging und worüber die beiden Parlamentspräsidenten miteinander geplaudert haben. Über Modefragen oder vielleicht über eine humanitäre Lösung der Israelfrage im Rahmen  des Resettlement-Programms der EU? Wir werden es nicht erfahren, es sei denn, Claudia Roth wird eines Tages ihre Memoiren schreiben und darin auch berichten, wie sie 50.000 Israelis das Leben gerettet hat.

Jakob Augstein ist nicht dabei

Heute nun legt BILD mit einer weiteren Geschichte nach: Wie Antisemitismus in Deutschland salonfähig wird. Das ist insofern nicht ganz richtig, als der Antisemitismus längst salonfähig geworden ist. Aber es ist richtig, daran zu erinnern, wer, wie Claudia Roth sagen würde, die "Stichwortgeber" dieser Entwicklung sind: Sie selbst und ein paar weitere Figuren aus dem Offizierscasino der MS Deutschland: Inge Höger, Aiman Mazyek, Gauland & Höcke, Michael Müller, Patrick Bahners, das Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung, Staatsminister Nils Annen, das Wuppertaler Amtsgericht und, last but not least, Präsident F.-W. Steinmeier, der im Februar dem iranischen Mullah-Regime „herzliche Glückwünsche“ zum Nationalfeiertag, „auch im Namen meiner Landsleute“, übersandte. Natürlich ist die Liste nicht vollständig, einige Namen fehlen, darunter auch der von Jakob Augstein.

Während sich Claudia Roth in Schweigen hüllte, gab Wolfgang Schäuble, der Präsident des Bundestages, eine Ehrenerklärung für sie ab. Hier der Wortlaut, wie er von der Pressestelle des Bundestags verbreitet wurde:

Es ist üblich, am Rande internationaler Konferenzen auch Anfragen ausländischer Delegationen zum bilateralen Gespräch anzunehmen und dabei mit gebotenem Nachdruck unsere Wertmaßstäbe zu vertreten. Dies hat die Delegation unter Leitung von Claudia Roth bei der Versammlung der Interparlamentarischen Union (IPU) im Gespräch mit dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Laridschani getan, indem sie iranische Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel aufs Schärfste verurteilte und so deutlich machte, dass sich Deutschland der Verteidigung des Existenzrechts Israels verpflichtet sieht. Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass Claudia Roth jeder Form von Antisemitismus entschieden entgegentritt. Wir sind im Übrigen gut beraten, angesichts der Zuspitzung des Nahost-Konflikts auf allen Ebenen jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, unseren Einfluss in dieser unmittelbaren Nachbarregion geltend zu machen und diese nicht der Interessenspolitik Russlands, der Türkei oder Chinas alleine zu überlassen.

Ja, irgendwie hängt alles mit allem zusammen, bevor es auseinanderfällt, und was Claudia Roth getan hat, war Teil einer Politik, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, unseren Einfluss in dieser unmittelbaren Nachbarregion geltend zu machen und diese nicht der Interessenspolitik Russlands, der Türkei oder Chinas alleine zu überlassen.

Falls Ihnen diese Sätze bekannt vorkommen, so liegen sie richtig. Schauen Sie bitte hier.

Wie geht es mit Claudia Roth weiter? Keine Ahnung. Ich vermute, sie wird den bevorstehenden 9. November nutzen und sich ganz entschieden den Nazis in den Weg stellen, die 1938 die Reichskristallnacht veranstaltet haben. Denn das waren echte Antisemiten, nicht solche Larifaris, Maulhelden und Sprücheklopfer wie der Sprecher des iranisches Parlaments.

Foto: Stefan Klinkigt

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Leserpost

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Marc Blenk / 22.10.2019

Lieber Herr Broder, für den Fall, dass Frau Roth irgendwann einmal ein Modelabel gründen sollte, können wir uns auf die buntesten Kopftücher aller Zeiten freuen.

Ralf Witthauer / 22.10.2019

Claudia Roth wird es sogar gelingen, die Reichskristallnacht mit dem Fall der Mauer zu verknüpfen, war doch das DDR- Regime ein erbitterter Gegner Israels und ein Freund der Araber. Da bieten sich doch die Ostdeutschen als Beseitiger des real existierenden Sozialismus geradezu als Paradegegner an. So was schlimmes macht man doch nur mit einer zutiefst rechten Einstellung (Haltung)-

Helge-Rainer Decke / 22.10.2019

Wer das Statement von Wolfgang Schäuble gelesen hat, möge die Kirche im Dörflichen lassen. Wer aber Politik mit dem kategorischen Imperativ verbindet, dem sei Schillers Ballade „Das Ideal und das Leben“ empfohlen. Deshalb bin ich auch nicht Politiker geworden, sondern habe die akademische Laufbahn präferiert;-)

Ilona G. Grimm / 22.10.2019

Als ich gestern auf Epoch Times darüber las und das Foto sah, fiel mir als Beschreibung der abgebildeten schreiend bunt geblümten Person nur „fiese feiste Drohne“ ein. Ich weiß, dass es bei den Insekten „der Drohn“ heißt, aber bei Claudia Roth möchte ich eine Ausnahme machen. Drohne (m/w/d) sind bekanntlich faul, unterbelichtet und nur zu einem einzigen Zweck zu gebrauchen. Welchen Zweck -außer im Parlament rumzubrüllen und auf Steuerzahlerkosten immer fetter zu werden- Claudia Roth erfüllt, weiß ich aber nicht. // Dieses freudige Wiedersehen mit Herrn Laridschani ist kein Larifari, sondern widerwärtig hoch fünfundzwanzig. Sie haben sicher Recht, Herr Broder, dass Roth eines Tages behaupten wird, mindestens 50.000 Juden (oder gleich ganz Israel) gerettet zu haben.

Werner Geiselhart / 22.10.2019

Lieber Herr Broder, die ehrenwerte Frau Roth und Riesenpapagei, wie kommen Sie denn da drauf (kicher). Das Bild ist doch ein eindeutiger Beweis für Schäubles Mitteilung, dass sie die Aussagen des Kerls aufs Schärfste verurteilt hat. Zur Sicherheit mal kurz die Lesebrille aufsetzen: OK, irgend was stimmt da nicht, ist bestimmt gephotoshopped.

Stefan Bley / 22.10.2019

Wer jetzt noch immer nicht weiss, dass Antisemitismus deutsche Staatsräson ist, dem ist nicht mehr zu helfen.

Dr. Joachim Lucas / 22.10.2019

Diese Frau Roth ist ja bekanntermaßen der absolute Beweis, dass es in Deutschland wirklich jeder zu etwas bringen kann, auch wenn er nichts kann. Und die Grünen Khmer sind für mich absolut antisemitisch. Nur ihre Lippenbekenntnisse klingen eben etwas anders. Schwer zu ertragen, dieses Geschöpf. Der Riesenpapagei hieß übrigens “heracles inexpectatus”, Untergattung - “C. Rothis”.

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