Mit dem Satz, Hass darf nicht mit Hass beantwortet werden, wurde auch Cem Özdemir bei WO zitiert. Das hat mich ehrlich gesagt etwas irritiert, denn damit wurde Herrn Magnitz ja unterstellt, dass er mit einem “Hass” begonnen haben muss.
Herr Broder, ich habe Ihren verlinkten “Welt”-Artikel nicht gelesen - weil ich nämlich Ihr Buch “Kein Krieg, nirgends - Die Deutschen und der Terror” über die Reaktionen des deutschen Meinungs-Mainstreams auf den 11. September immer noch zur Hand nehme, wenn´s mir wieder zu bunt wird. Ich fühlte mich damals regelrecht bedrückt durch den Tenor in den Medien, der eine Umkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses propagierte und die Motive der Terroristen nach Sozialpädagogen-Manier rationalisierte. Die gleiche Beklommenheit verspüre ich nun auch bei den Tweets von Frau Baerbock, Herrn Özdemir & Co., wenn sie ihre Verurteilung von Gewalt mit kleinen, feinen Einschränkungen versehen.
Wie wahr und nach zehn Jahren aktueller denn je Herr Broder - Aus dem Volk ohne Raum wurde ein Volk ohne Rückgrat. Eine WG, in der darüber diskutiert wird, ob man sich über den Tod eines Massenmörders freuen darf, hat nicht alle Tassen im Schrank; ein Volk aber, das solchen Schabernack treibt, hat sich politisch und moralisch aufgegeben, ein Club der toten Seelen, getrieben vom Willen zur Ohnmacht. Allerdings fing bei mir die Entfremdung schon viel früher an, gleich nach dem 6 Tage Krieg, als sogar noch der Spiegel schrieb: Sie rollten wie Rommel. siegten wie Patton und sangen noch dazu. “Dies ist eine singende Armee. Ihre Krieger singen wie die Helden Hemingways”, staunte Kriegskorrespondent James Reston. In 60 Stunden zerschlugen die gepanzerten Söhne Zions den arabischen Einkreisungsring um Israel, scheuchten sie die panarabischen Propheten aus ihren Großmacht-Träumen, stürzten sie Ägyptens Nasser in niltiefes Jammertal. Der Pharao nahm die Verantwortung für den verlorenen Krieg auf sich und jonglierte mit seinem Rücktritt. Während Nassers Radio noch gelobt hatte: “Wir werden jeden Daumenbreit, jedes Sandkorn unseres Bodens verteidigen”, zogen Nassers Helden die Schuhe aus, um auf Sinai-Sand flotter fliehen zu können. Wie 1956 erbeuteten die Israelis neben Tanks und Kanonen Tausende Paar Militärstiefel der schuhungewohnten Fellachen. - dann kam der Yom Kippur Krieg, das Embargo und die Erpressung durch die Ölländer und der Umschwung in der Einstellung der Deutschen Medien - aus Opfern eben jetzt Täter zu machen, nämlich Israel als Sündenbock, die weitere Entwicklung haben Sie ja hinreichend beschrieben, Entebbe und 09/11. Wobei es ja schon 1993 einen islamistischen Terroranschlag auf das World Trade Center 1993 gab, nur nicht so verheerend.
Lieber Herr Broder, ich zitiere aus Ihrem verlinkten Welt-Artikel: “Ich glaube seitdem nicht mehr, dass die Deutschen etwas aus ihrer Geschichte gelernt haben, außer, dass es für sie am günstigsten ist, sich aus der Geschichte rauszuhalten.” Ich bin durch und durch Deutscher, wenn man sich so national definieren kann. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich Ihre Äußerung lese. Weil es halt “die Deutschen” in einem einheitlichen Denken und Handeln, wie sie es mit dieser Aussage implizieren, nicht gibt. Es gibt Deutsche, die aus dem brutalen, durch nichts zu gerechtfertigten Terroranschlags 9/11 genauso gelernt haben, wie auch Deutsche, die aus den Nazi-Verbrechen lernten. So wie es auch Deutsche gibt, die aus nichts Lehren ziehen können, weil sie einzig an ihre Ideologie glauben.
Ich finde, dass Frau Annalena Baerbock Hass sät, und hoffe aufrichtig, dass sie nie Hass oder Gewalt ernten wird.
Sehr verehrter Herr Broder, der Fall Magritz ist wieder einmal einer der mittlerweile für dieses Land so symptomatischen, bei dem mir nur noch das (pardon) Kotzen kommt. Wenn ich dann hierzu wieder einen Ihrer so treffenden und sarkastischen Kommentare lese, weiß ich, daß man dieses unser Land nur noch auf diese Ihre Sichtweise halbwegs ertragen kann. Meinen tiefen Dank hierfür!
Das Gutgemeinte, politisch Korrekte, Menschlichkeit und Toleranz sind bei uns totalitär geworden. So sehr, dass man gar nicht merkt, mit wem man sich verbündet und wie sehr man verwandt dabei ist mit dem Faschismus.
Nicht minder aktuell und richtig der von Th.W.Adorno: “Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr des Faschisten in der Maske des Faschisten, sondern vor dessen Rückkehr in der Maske des Demokraten.”
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