Die ersten 25 Jahre meines Lebens habe ich in der DDR verbracht. Wie haben wir Kinder uns gefreut, nie wieder habe ich einen Stollen wie den meiner Eltern gegessen welchen sie beim Dorfbäcker ausbacken ließen. Man freute sich, nicht nur an Weihnachten, über kleine Dinge. Es war eine Zeit welche ganz anders war wie heute. An der Vergangenheit kann man nichts ändern. An der Zukunft schon. Und wenn da die Mehrheit der Menschen in den alten Bundesländern nicht wach wird gibt es in fünf, sechs Generationen eh kein Weihnachten mehr. Denn dann hat der Islam die Macht.
Der ärgste Feind des Historikers ist der Zeitzeuge. So werden sich erst in 100 Jahren die aktuellen Turbulenzen korrekt erschließen - aus den Akten des Inlandsgeheimdienstes und ähnlich seriöser Quellen (sofern China dann noch sprachkundige Fachleute vorhält). Bis dahin: Angenehme Feiertage!
@Sabine Schönfelder Ja. Sie haben mich durchschaut. Wie jener, der aus meinem Kommentatornamen schloss. Ich will die Achse vergiften. Dazu fällt mit diese Lindenberg Zeile ein: “Bist ein armes Kind, bist ein dummes Kind ... ” Ich weiß auch nicht wieso. Wenn Sie nicht mal mit anderen Meinungen fertig werden, wer trägt Sie dann über die Straße? Und wie kommen Sie damit damit klar, das Haus verlassen zu müssen? Überall Menschen, die nicht wie Sabine Schönfelder denken! Das muß doch unerträglich sein. Also ich würde sofort verrückt, mich erschiessen und in den Landwehrkanal springen, um dann als gefeierte Leiche jedes Jahr Kränze entgegen zu nehmen. Jeder Mensch hat seinen Lebenslauf, seine Erfahrungen und seine Ansichten. Herr Broder hat als Jahrgang 46 ganz andere als meine Wenigkeit, der Jahrgang 61 ist. Mein Vater hat mir erzählt, wie ihn die Tschechen fast abgeknallt hätten, wie er Kohlen klauen mußte, für eine warme Stube, und Zuckerrüben für etwas im Magen. Hat er Glück gehabt, daß er meine Mutter um den Finger wickeln konnte, die in einer Bauernkate lebte. Ab da gab es immer gut zu Beißen, weil der Krieg nicht bis dahin gekommen war, aber als Magdeburg brannte, war der Feuerschein auch 80 Kilometer weiter noch zu sehen. Ich bin behütet aufgewachsen. In der DDR. Ja, stellen Sie sich das mal vor. Statt Pepsi gab es Muckefuck und wer auf die Kacke hauen wollte, hatte zum Wäsche aufhängen eine leere Packung “Weißer Riese” dabei. Ich kann die Leute nur verachten, die einem weismachen wollen, Alles wäre nur Unterdrückung gewesen und Stasispitzel all überall. Menschen können auch in Diktaturen normal leben ohne sich andauernd an die Brust schlagen zu müssen und zu rufen: “Ich bin Opfer! Opfer! Versteht Ihr?! Warum bedauert mich keiner?” Warum ich das schreibe? Na vielleicht ist bei Ihnen noch nicht Alles verloren und es brennt irgendwo noch ein Licht. Ich war Soldat in zwei Armeen, Bürger zweier Staaten und mir muß keiner sagen, was ich Denken darf oder nicht.
Fragt man sich, wie haben wir überlebt? Es gab keine Existenzängste, keine Geldsorgen. Auf Arbeit hatte man Freiräume und es wurde viel gelacht, täglich ein neuer politischer Witz. Und weil alles so knapp war, und manches gab es eigentlich gar nicht, konnte man seine Lieben so richtig überraschen. Wer ein Klappfahrrad bekam, wußte, welche Mühe und Zeitaufwand für die Ergatterung dahinter steckte. Und wer ein Jahr die zugesteckten Westgroschen sparte und seinem Sohn im Intershop ein Matchboxauto kaufte, (so nah hinter der Scheibe, aber unerreichbar) wird sein Leben lang an die glänzenden Augen denken. Man strickte, häkelte und bastelte. In dem Sinne war es weihnachtlicher als im Westen. Warum ich das erzähle? Weil wir ohne das nicht überlebt hätten.
Hier prallen die Ansichten aufeinander, dass es jeden kalten Krieger freuen würde. Ich glaube, die meisten Ostdeutschen, die hier schreiben, waren damals Kinder, Jugendliche oder bestenfalls junge Erwachsene (ich war 23, als der Zusammenbruch kam). Da hat man logischerweise schöne Erinnerungen an Weihnachten. Der Mangel drückte einen nicht so, als Student brauchte man sowieso kaum etwas. Und zuhause kümmerten sich die Eltern. Diejenigen, die über 40 Jahre in der DDR eine Familie über Wasser zu halten hatten, dürften das anders sehen, und ich beneide sie nicht. Und selbstverständlich sollen Westdeutsche Ihre Sicht zu diesem Thema hier äußern. Was wären wir für ein armseliger Verein, wenn wir uns, je nach Thema, gegenseitig das Recht dazu absprechen würden. Dann wären wir nicht besser als gewisse Medien, die sich heute so verhalten.
@Sabine Schönfelder: Werte Frau Schönfelder, der Angriff auf Karl Eduard war nicht gerechtfertigt. Schreibt er bisweilen ziemlichen Blödsinn, hatte er es dieses Mal jedoch nicht verdient. Er beschreibt nämlich genau das, was in der DDR ein Überleben sicherte. Die Nische, welche man sich weder von der Staatsmacht noch von deren Schergen nehmen liess. Ein Zusammenhalt in der Familie und im engeren Freundeskreis, welcher sich eben gerade nicht an der offiziellen Staatsräson und Parteilinie orientierte, sondern ein aktiver Gegenpol dazu war. Mit den widrigen Umständen klarkommen und sich davon nicht das Leben versauen zu lassen. Einer der das so beschreibt, muss kein Freund der damaligen Umstände, kein DDR-Romantiker sein. Einer der vielen damaligen gangbaren Wege zu leben, obwohl manches in der DDR echt Scheisse war, auf deutsch gesagt. Ein Leben bei dem man auf offizielle Verlautbarungen, Parteigedöns und die Historische Mission der Arbeiterklasse einen grossen Haufen schiss und stattdessen ganz andere Werte hoch hielt. Das mit der Banane und dem Bohnenkaffe war übrigens voll daneben. Und eins können Sie mir glauben, mehrmals von der Stasi verhaftet, habe ich keinerlei Grund einen linken DDR-Romantiker zu verteidigen. Aber viele Zeitgenossen, die ich nach der Wende kennenlernen durfte, hätten in der damaligen DDR komplett und jämmerlich versagt. Stichwort: Aus Scheisse Bonbons machen (Ich entschuldige mich bei allen für die deftige Ausdrucksweise).
@Sabine Schönfelder : Haben Sie denn so gar keine weihnachtliche Milde für unseren Ede ? Sehen Sie denn nicht , wie der Mann leidet ? Ohne vom Fach zu sein , lautete meine Ferndiagnose : Morbus Wandlitz , die vielfach toxischere Variante des Stockholm - Syndroms . War erstmals bald nach der Wiedervereinigungseuphorie in den frühen 90ern kopfschüttelnd zu beobachten und bricht in Schüben bis heute aus , wie die Kommentare zeigen . Die noch existierenden Leidenden müssen mittlerweile als untherapierbar gelten . Linderung verspricht Tanken an den 4 verbliebenen Minol - Tankstellen im Bundesgebiet . Schöne Weihnachten nochmals, besonders an die Urgesteine der Achse !
@Uta Buhr Als im Osten sozialisierter Mensch, der dort sein Leben aktiv gestaltet hat, 1990 leichtgläubig von drittklassigen, aber gerissenen Wessi’s in verbrecherischer Absicht erfolgreich über den Tisch gezogen wurde, empfinde ich es schier als Beleidigung, wenn - Entschuldigung, nicht persönlich gemeint - Wessi’s “ihre Empathie mit betrogenen DDR-Bürgern” bekunden. Nicht Ostdeutschland oder die DDR haben mich persönlich betrogen, da wusste ich genau woran ich war, sondern Wessi’s, die mir damals mein in 20 Jahren Erspartes bis auf den letzten Pfennig aus der Tasche gestohlen haben. Ich erinnere mich an einen gegnerisch-anwaltlichen Kommentar mit fies lächelndem Gesicht: “Ja, mal gewinnt man, mal verliert man. Sie haben gerade verloren.” Also, allen in Ost und West, Frohe Weihnachten und bleibt hübsch sauber.
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