1. Broder an WDR
sehr geehrte frau schmitz,
ich habe ihre presseerklärung zu der arte-doku über antisemitismus erhalten.
dazu hätte ich eine frage:
die doku "holland in not - wer ist geert wilders?" (vom 8.3 2017) enthält etliche handwerkliche fehler, unterstellungen und verdrehungen.
sie haben das z.t. eingeräumt, indem sie den film nachgebessert haben - nachdem er gesendet wurde. allerdings haben sie es bei dieser gelegenheit versäumt, von handwerklichen fehlern zu sprechen. haben sie vor, dies nachzuholen, im dienste der ausgewogenheit?
für eine kurze und sinnvolle antwort wäre ich ihnen sehr dankbar.
viele grüße aus köln
2. WDR an Broder
Sehr geehrter Herr Broder,
warum wir die Dokumentation über Geert Wilders nachträglich bearbeitet haben, wurde breit kommuniziert und ist auch nach wie vor in der Mediathek als Begleittext zu der Dokumentation erläutert:
„Dies ist eine geänderte Version des Films. Verzichtet wurde auf die Äußerungen des Scheichs Yasin, dessen Auftreten und Einordnung wir für problematisch halten. Den Vorwurf, in einer Passage des Films antisemitische Ressentiments zu schüren, weisen wir aber zurück. Die Passage stellt die Fakten korrekt dar. Gleichzeitig mussten wir aufgrund einiger Rückmeldungen feststellen, dass hier teilweise ein missverständlicher Eindruck entstehen kann. Wir haben die Kritik ernstgenommen und aus diesem Grund entschieden, den Film auch an dieser Stelle zu bearbeiten.“
Viele Grüße
WDR Presse und Information, WDR Pressedesk
3. Broder an WDR
sehr geehrte frau schmitz,
das ist nicht die auskunft, um die ich sie gebeten habe. sie haben den film über wilders nachträglich bearbeitet und die änderungen kommuniziert. als der film - ein mieses antisemitisches propagandastück - ausgestrahlt wurde, haben sie den zuschauern keinen faktencheck angeboten und nicht auf handwerkliche mängel des films hingewiesen. das heisst doch: ihnen war nichts aufgefallen,
sie hatten keine beanstandungen. erst nach der ausstrahlung, aufgrund von zuschauer-protesten, wurde der film, wie sie selbst sagen, nachträglich bearbeitet, um zu vermeiden, dass ein "missverständlicher Eindruck entstehen" kann.
also noch einmal, und ganz langsam: warum gab es zum wilders-film keinen faktencheck und warum wurde diesem film kein distanzierender vorspann vorangestellt?
und jetzt bitte eine seriöse antwort.
viele grüße
4. Broder an WDR
sehr geehrte frau schmitz,
erlauben sie mir noch einen nachtrag zu meiner mail von heute früh.
von november 2004 bis februar 2016 haben ARD und arte 27 mal filme von michael moore gezeigt:
3x "unsere feindlichen Nachbarn"
7x "sicko"
17x "bowling for columbine".
die einzelnen sendedaten finden sie hier.
lassen wir die "feindlichen nachbarn" einmal weg - eine filmkomödie darüber, wie die amerikaner die kanadier befreien - so kommen wir auf 24 sendetermine für zwei dokumentationen.
michael moore ist ein sehr begabter und tüchtiger filmemacher. ob er ein "dokumentarist" ist, darüber gehen die ansichten auseinander. er ist ohne zweifel sehr subjektiv und alles mögliche, nur nicht ausgewogen (was ich gut finde). darüber hinaus gibt es kritiker, die ihm vorwerfen, er würde sein material so manipulieren, dass es in sein konzept passt.
was ich nun gerne wissen möchte: hat die ARD oder arte bei irgendeiner der 24 ausstrahlungen von "sicko" bzw. "columbine" einen faktencheck angestellt und michael moore mit dem ergebnis konfrontiert? hat die ARD oder arte irgendwann die zuschauer darauf hingewiesen, dass die sicht von MM sehr subjektiv und der film nicht ausgewogen ist?
vielen dank im voraus für ihre bemühungen
5. WDR an Broder
Sehr geehrter Herr Broder,
warum die Ausstrahlung der Dokumentation mit redaktionellen Hinweisen versehen war, ist auf einer Texttafel eingangs ausführlich erläutert:
TEXTTAFEL TV
„Für den WDR ist Antisemitismus ein zentrales, gesellschaftliches Thema. Deshalb haben wir dazu eine Dokumentation für Arte in Auftrag gegeben. Allerdings enthielt die gelieferte Fassung mehrere teils auch rechtlich relevante Mängel.Der Produzent hat diese erste Fassung inzwischen auch auf unsere ausdrückliche Bitte hin an insgesamt acht Stellen bearbeitet. Diese Änderungen waren jedoch aus unserer Sicht nicht ausreichend. Wir strahlen die Dokumentation daher nun mit rechtlich notwendigen zusätzlichen Anmerkungen aus. Damit schützen wir die Rechte Dritter, die im Film angegriffen, aber nicht – wie auch journalistisch geboten – angehört werden. Weitere Informationen zu Fehlern und Ungenauigkeiten unter: doku-faktencheck.wdr.de“
Ebenso erläutern wir, warum wir es für nötig halten, ergänzend einen Faktencheck online zu stellen:
Redaktionelle Informationen zur Dokumentation "Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa"
„Für den WDR ist Antisemitismus ein zentrales, gesellschaftliches Thema. Deshalb haben wir dazu eine Dokumentation für Arte in Auftrag gegeben. Allerdings enthielt die gelieferte Fassung mehrere teils auch rechtlich relevante Fehler. Der Produzent hat diese erste Fassung inzwischen auch auf unsere ausdrückliche Bitte hin an insgesamt acht Stellen bearbeitet. Diese Änderungen waren jedoch aus unserer Sicht nicht ausreichend. Wir veröffentlichen die Dokumentation daher nun mit rechtlich notwendigen zusätzlichen Anmerkungen. Damit schützen wir die Rechte Dritter, die im Film angegriffen, aber nicht – wie auch journalistisch geboten – angehört werden. Hier finden Sie Informationen zu weiteren Fehlern und Ungenauigkeiten, die es nach unserem Kenntnisstand in der Dokumentation gibt.“
Sie bemühen nun einen Vergleich mit anderen Dokumentationen, die der WDR ausgestrahlt hat. Dieser Vergleich hinkt. Um es noch einmal und abschließend zu betonen:
Der WDR hatte und hat journalistisch-handwerkliche Bedenken bei der zur Zeit in der Diskussion stehenden Dokumentation. Dabei geht es nicht um den Inhalt, auch nicht um Ausgewogenheit. Eine Dokumentation muss nicht ausgewogen sein – aber sie muss handwerklich in Ordnung sein sowie journalistische und rechtliche Standards erfüllen. Daher haben wir die Ausstrahlung der Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“ mit entsprechenden redaktionellen Hinweisen und einem Faktencheck begleitet.
Mit freundlichen Grüßen
WDR Presse und Information, WDR Pressedesk
6. Broder an WDR
sehr geehrte frau schmitz,
es zeugt nicht von guten manieren, wenn sie mails, die an sie gerichtet werden, unter einem gruppen-pseudonym (wdrpressedesk) beantworten. oder sind es doch irgendwelche praktikanten, die ihre bewährungsstrafen beim wdr ableisten? etwa dieselben, die auch den faktencheck kompiliert haben?
falls sie es aber selbst sind: der unsinn, den sie schreiben, wird nicht dadurch besser, dass sie ihn wiederholen. oder der jeweiligen wetterlage anpassen. ging es anfangs um "ausgewogenheit" und "ergebnisoffenheit" (bei einem film über antisemitismus!), so sind es nun handwerkliche gründe sowie journalistische und rechtliche standards. ist das wirklich ihr ernst? wollen sie wirklich behaupten, der scheiß-film über wilders, den sie nachgebessert haben, hätte handwerklichen, journalistischen und rechtlichen standards entsprochen? und wenn ja, welchen? denen der reichsfilmkammer?
arte und wdr haben sich in dieser sache bis auf die zahnwurzeln blamiert. ich weiß es, sie wissen es, und alle anderen beteiligten wissen es auch. was sie jetzt betreiben, ist nicht schadensbegrenzung, sondern "augen zu und durch!". mit dieser technik hat es auch die SED geschafft, die DDR an die wand zu fahren.
dem WDR wird es nicht anders ergehen. hochmut kommt vor dem fall.
so gesehen, bewegen sie sich in die richtige richtung.
darauf noch ein kölsch!