Thomas Rietzschel / 20.12.2022 / 12:00 / Foto: Pixabay / 52 / Seite ausdrucken

Wann kommt die Fahrrad-Steuer?

Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen KfZ-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend sogar mit räumlich ausladenden Lastenrädern?

Dass sie das Volk am ausgestreckten Arm verhungern ließen, kann man dem Staat und der Politik im Allgemeinen nicht vorwerfen. Ganz im Gegenteil, wo immer es Anzeichen für eine drohende Notlage gibt, werden Millionen und Milliarden lockergemacht. Dem Bürger wird in die rechte Tasche gesteckt, was dem Steuerzahler zuvor aus der linken genommen wurde. Unterdessen jedoch sind die bisherigen Steuerkassen blank. Neue Quellen müssen erschlossen werden. In Hessen wurde dazu schon einmal ein Vorschlag unterbreitet. Die Rede ist von der Einführung einer „Katzen- und Pferdesteuer“. Selbst wenn man die Frage, wie viel Glühwein die Finanzamtbeamten getrunken haben mögen, bevor sie auf diese Schnapsidee verfielen, ausklammert, dürfte die Sache komplizierter werden, als es auf den ersten Blick scheint. 

Welcher Katzenfreund mag sich noch zu seiner Mieze bekennen, wenn er dafür Steuern entrichten muss? Wie sollen die Katzenbesitzer überhaupt ermittelt werden; will die Steuerfahndung ausschwärmen, um der Titelhalter habhaft zu werden? Und was ist mit der Unzahl streunender Tiere? Müssen sie der Abgabenpflicht nachkommen, indem sie getötete Mäuse vor den Toren der Finanzämter ablegen? Wie verhält es sich mit den Pferden, wie wird ihre Steuerpflicht begründet, da die Reiter doch überwiegend querfeldein oder auf dem Sandboden geschlossener Hallen traben und galoppieren? Auf Straßen weichen sie nämlich höchst ungern aus, weil der Belag zu hart für die Hufe der Tiere ist. Obwohl ich auf dem Land lebe, könnte ich nicht sagen, wann ich in den letzten Jahrzehnten ein Gespann vor mir gehabt hatte, das Lasten transportiert oder den ÖPNV ersetzt hätte.

Die Öko-Katze beißt sich in den Schwanz

Fragen über Fragen, die nicht eben für das Vorhaben sprechen, zumal es andere, näher liegende Möglichkeiten neuer Besteuerung gäbe. In der selben Zeitung, dem Darmstädter Echo, war zwei Seiten weiter zu lesen, dass jetzt der Ausbau eines Radwegs aus der Stadt hinaus in einen Vorort zügig vorangetrieben wird. Dazu mag man stehen, wie man will. In jedem Fall aber ist das ein weiterer Schritt der Eroberung öffentlicher Verkehrswege durch die Radler. Immerhin soll der Weg auf wenigstens drei Meter verbreitert und nächtens mit „sanft gelblicher Beleuchtung" erhellt werden. Das kostet Millionen. Um den benötigten Platz zu gewinnen, wird die Fahrbahn der Autos verengt, was dann zwangsläufig zu Staus und damit zu einer erhöhten Abgasbelastung führt. Ökologisch betrachtet, beißt sich die Katze in den Schwanz.

Der nüchterne Beobachter fragt sich, wann denkt die Politik endlich an die Erhebung  einer Fahrradsteuer, wann kommt der Einführung von polizeilichen Kennzeichen für die Drahtesel. Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen Kfz-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend sogar mit räumlich ausladenden Lastenrädern. Immerhin galt die Kfz-Steuer bei ihrer Einführung als eine „Straßenbenutzungsgebühr“, auch „Pflastersteuer“ genannt. Zahlen musste, wer den öffentlichen Raum mit seinem Fahrzeug beanspruchte, egal, ob er fuhr oder parkte. Und was tun die Radler, schweben sie über den Wegen? Zwar wäre das bisweilen anzunehmen, wenn sie wie losgelassen durch die Fußgängerzonen rasen, doch beanspruchen sie dann sogar mehr als weniger öffentlichen Raum – unentgeltlich, versteht sich.

Eine Regression in vorindustrielle Zeiten

Sollen also die Autofahrer für den Erhalt von Verkehrswegen aufkommen, von denen sie weiter und weiter verdrängt werden, sei es durch die Abtrennung und die Verbreitung der Radwege zu Lasten der Autostraßen oder den Wegfall von Parkplätzen? Sind wir Autobesitzer gehalten, selbst für die Kosten unserer Verdrängung aus den Städten aufzukommen, indes die Radler den Platz geschenkt erhalten und den Hals nicht voll bekommen können? Tatsächlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die ideologische Regression der Grünen in vorindustrielle Zeiten langsam zu einem Straßenkampf ausartet. Eine Million Radfahrer gegen 48,5 Millionen Pkw, nach derzeitigem Stand.

Oder weshalb sonst wird um die Einführung einer Fahrradsteuer herumgeschlichen wie um den heißen Brei, und das in Zeiten, da der Staat jeden Steuergroschen dringend benötigt, um sich mit immer neuen Geldgeschenken bei den Bürgern lieb Kind zu machen. Sicher, die Höhe der Kfz-Steuer wird unterdessen nach der Abgasnorm bemessen. Wenn die Radfahrer kräftig in die Pedale treten, sind sie auch nicht so ganz abgasfrei unterwegs. Der Sattel ist kein Schadstoff-Filter. Auf jeden Fall brächte die Besteuerung der Zweirad-Ideologen mehr ein als die der Katzenfreunde und Pferdehalter.  

Deshalb ein Rat, ganz umsonst: Sollten die Finanzbehörden noch um ein Weihnachtsgeschenk verlegen sein, hier könnten sie fündig werden. Neben ihren Schnapsideen gibt es immer noch vernünftig begründbare Vorschläge, auf die man kommt, ohne sich vorher mit Glühwein benebelt zu haben. 

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Reiner Arlt / 20.12.2022

“Eine Million Radfahrer gegen 48,5 Millionen Pkw” So ist es doch überall in der Politik: Eine (meist kleine) Minderheit drückt ihre Ideologie und ihre Interessen der Mehrheit auf. Und während früher der Rechtsstaat Minderheiten vor der Unterdrückung durch die Mehrheit schützte, geniesst die unterdrückte Mehrheit solchen Schutz nur noch in Ausnahmefällen.

Heiko Engel / 20.12.2022

Alle Achtung, Herr Rietschel. Tatsächlich ein kritischer Beitrag von Ihnen. Respekt. Und … ja, WANN KOMMT DIE FAHRRADSTEUER ??? So um und bei € 130,— pro Fahrrad. Rikschas deutlich über € 350,—; pro anno natürlich nur. Doch nicht im Lande der Transfersüchtigen. Alles Agenda !!!

Falk Meißner / 20.12.2022

Ob das was bringt?1- So ähnlich wie die GEZ-“Steuer”?!- Hab ich auch schon darüber nachgedacht. Befreit wären die, die schon in irgendeiner Weise KFZ-Steuer bezahlen. Angefangen beim Mofa. -So, dann gehts aber los! Viele Leute die ein Rad fahren haben selbst nichts mehr abzugeben. Oftmals beziehen sie Sozialhilfe, egal wie man sie nennt. Müssen aufstocken usw. Oder es sind Rentner, Kinder oder Jugendliche. Kurz; -Tropfen auf den heißen Stein. Ich wäre für Lohn-Steuer abschaffen, dafür einfaches Mautsystem wie in der Schweiz für die Autobahn. Deutschland liegt im Zentrum Europas. Könnte was bringen..?!

Fritz kolb / 20.12.2022

Warum zahlen E-Autofahrer eigentlich keine Steuer, wo doch die Batterie-Energie aktuell zu großen Teilen aus Kohlekraft und AKW-Energie hergestellt wird. Und aus sehr seltenen Erden, durch Kinderhände ans Tageslicht gefördert. Reifen- und Bremsstaub wie bei den Verbrennern. Ideologie schlägt auch da wieder einmal den Sachverstand. Das gehört endlich geregelt, genauso wie die steuerliche Förderung der Hybrid-Lüge, wo doch die allermeisten Hybridfahrzeuge nur mit Verbrennerkraft fahren. Der grüne Mist gehört endlich weg.

giesemann gerhard / 20.12.2022

Ich lass mich bald auf meinem Drahtesel hockend beerdigen. In einem Hockergrab. Kostenpflichtig. Bis dahin gilt: Es gibt dir Trost in allen Dingen, Ritter Götz von Berlichingen.

Uta Buhr / 20.12.2022

Alles pappalapapp! KfZ-Steuer okay, Fahrradsteuer und Fußgängersteuer ebenfalls. Doch all das, erst einmal so richtig in die Tat umgesetzt, reicht doch noch lange nicht, um die Bedürfnisse dieses verfressenen, nimmersatten “Vaters” Staat zu befriedigen. Auf der Suche nach weiteren sprudelnden Quellen ist er erstaunlicherweise noch nicht auf die lukrativste aller denkbaren Abgaben gekommen - die Atemsteuer. Während der Mensch ohne Auto- und Fahrrad durchaus überleben und auch sein zu-Fuß-Gehen drastisch einschränken kann, ist dies im Falle des Luftholens schlicht unmöglich. Bingo! Da werden dann Drohnen eingesetzt, um all jene sehr hoch zu besteuern, die zu lange und zu tief ein- und ausatmen. Andere, die die Luft etwas länger anhalten, sind die Gewinner. Eine Schapsidee? In diesem total verkommenen Hippiestaat halte ich inzwischen NIX mehr für unmöglich. Noch einen schönen Tag und atmen Sie alle schön durch, solange die Luft zum Atmen noch kostenfrei ist!

Ludwig Luhmann / 20.12.2022

Mit den ‘Massenversuchsuntermenschen-Schutzgesetzen’ wird die Fahrradsteuer selbstverständlich deswegen eingeführt werden müssen, weil der beim regulären Betrieb von Fahrrädern entstehende Feinstaub in den letzten 100 Jahren bereits Millionen Menschen weltweit hat vorzeitig sterben lassen. Nicht zu vergessen: Auch Tiere leiden unter anthropogenem Feinstaub! Es sind wieder einmal die Khmer, die uns den Wert eines jeden individuellen Lebewesens nahebringen. - Das Wort “Schnapsidee” wird früher oder später auf den Hate-Speech*-Index kommen!—-* “Hate Speech kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Hassrede“. In menschenverachtenden Aussagen werden Einzelne oder Gruppen abgewertet. Die sprachlichen Angriffe können auf Merkmale wie Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, Geschlecht, Alter, Behinderung oder Religion von Menschen zielen. Diese Abwertungen basieren auf der Annahme, dass bestimmte Menschengruppen weniger wert als andere seien. Damit werden ihnen gegebenenfalls auch gleiche Rechte abgesprochen – schlimmstenfalls das Recht zu leben.(...) Rechtsextreme und rechtspopulistische Akteur*innen nutzen digitale Räume, um menschenverachtende Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft zu verbreiten. Sie besetzen gezielt Themen, rekrutieren Gefolgschaft und verbreiten menschenfeindliche und antidemokratische Propaganda. Rechtsextreme Sprache und Bilder haben sich in kurzer Zeit über die Sozialen Medien im gesellschaftlichen Mainstream festgesetzt. Im schlimmsten Falle führt dies auch zu konkreter Gewalt – nicht mehr nur online, sondern auch offline. (...)” (AA-Stiftung vom Heiligen Schwarzen Mann)

Wilhelm Lohmar / 20.12.2022

Eine Fahrradsteuer wäre für mich fast schon existenzbedrohend, denn ich nenne drei Stück mein eigen. Alle einsatzfähig. Übrigens trete ich völlig unideologisch in die Pedalen. Ansonsten verweise ich auf die Beatles: If you drive a car, I´ll tax the street. If you take a walk, I´ll tax your feet.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / 12

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile…/ mehr

Thomas Rietzschel / 22.03.2023 / 16:00 / 24

Der beleidigte Lauterbach

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister im Kabinett von Olaf Scholz, hat viel an Ansehen verloren. Aber er vertraut sich selbst noch immer, wie einst der nackte Kaiser,…/ mehr

Thomas Rietzschel / 13.03.2023 / 11:00 / 17

Pazifistische Kriegsführung mit Erfolgsgarantie

Dass unsere Panzer eher zufällig als zuverlässig anspringen, dass sie kaum Munition haben, die sie verschießen könnten – alles nicht so schlimm, lässt sich der Feind…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / 56

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.11.2022 / 16:00 / 24

Im neuen marxistischen Kapitalismus

Möchte der Staat die Bedeutung der Arbeit mit der Höhe seiner Sozialleistungen ausstechen, um den freien Bürger zum betreuten Mündel herabzusetzen? Mit der „wohltätigen“ Diskreditierung…/ mehr

Thomas Rietzschel / 04.11.2022 / 14:30 / 67

Lauterbach im Taumel der Macht

Was er seit seiner Berufung zum Minister veranlasst und ausgeführt hat, ist nicht mehr als die tolldreiste Posse eines Narren, der im Wahn seiner Macht…/ mehr

Thomas Rietzschel / 28.09.2022 / 16:00 / 43

Mehr Licht!

Nach der Umweltverschmutzung im Allgemeinen und der Luftverschmutzung im Besonderen haben sich die Klimabewegten von Thunberg und Neubauer bis zu den Geistesgestörten, die sich auf Autobahnen…/ mehr

Thomas Rietzschel / 25.09.2022 / 13:00 / 35

Vom heißen Herbst kalt erwischt

Die Angst geht um in den deutschen Regierungsbezirken, die Angst vor einem „heißen Herbst“. „Natürlich“, so tönt aus allen Amtsstuben, aus dem Kanzleramt sowie aus…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com