Henryk M. Broder / 25.03.2020 / 11:00 / 34 / Seite ausdrucken

Unser Geld. Unser Land. Unsere wirtschaftlichen Interessen

In diesen unruhigen Tagen geht vieles unter, das es verdienen würde, festgehalten zu werden. Zum Beispiel ein Interview, das unser Minister für alle Fälle, Peter Altmaier, den Tagesthemen gegeben hat. Hier, ab 6:40. Wenn Sie bis zum Schluss durchhalten, erfahren Sie nicht nur, wie Sie an das "viele Geld" kommen, das die Bundesregierung jetzt ausgeben will, Sie werden auch verstehen, wie der Föderalismus in der Bundesrepublik funktioniert. Da ist auf der einen Seite der Bund, auf der anderen Seite sind es die Länder, von denen sich gleich drei "Freistaaten" nennen, "Unser Geld steht zur Verfügung", sagt Altmaier für den Bund, die Länder müssten es nur verteilen. Unser Geld? Haben Peter, Heiko, Horst und Angela ihre Sparschweine geschlachtet, um den Opfern der Corona-Pandemie "ganz unbürokratisch" zu helfen?

Bei 11:50 macht Altmaier ein weitere unbürokratisch-entspannte Bemerkung. Die Regierung wolle auch "großen Unternehmen" beistehen, denen die Gefahr droht, "von internationalen Spekulanten übernommen zu werden". Bei 14:15 kündigt er an, die Regierung werde das Nötige unternehmen, um "unser Land zu schützen gegen einen Ausverkauf unserer wirtschaftlichen Interessen". 

Unser Geld. Unser Land. Unsere wirtschaftlichen Interessen. Käme so was von Trump, gäbe es sofort einen Shitstorm. How dare he? America first? Nicht mit uns!

Natürlich ist es der Job jeder Regierung, die wirtschaftichen Interessen des Landes zu vertreten, wenn nötig auch offensiv. Bei der Übernahme des Augsburger Roboter-Herstellers Kuka durch einen chinesischen Konzern hatte Altmaier keine Bedenken, "internationale Spekulanten" könnten ihre Finger im Spiel haben. Auch nicht in anderen Fällen.

Mal schauen, wie es weitergeht, wenn der Wert deutscher Unternehmen infolge der Corona-Krise sinkt. LH könnte demnächst preiswert zu haben sein, Daimler ebenso. Für Altmaier bedeutet das, er müsste sich schnell in die Regeln der Nationalökonomie einlesen, um den Unterschied zwischen "schaffendem" und "raffendem Kapital" zu begreifen.

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Frances Johnson / 25.03.2020

Über Ihnen Maxeiner - comment nicht möglich dort. Der rechtliche Einwand sollte um den epidemiologischen erweitert werden: Nachdem sich alle, die in ihrer Zweitwohnung waren, bewegen mussten, hätten sie, falls CV-positiv, entweder beim Tanken oder im Flugzeug vermutlich 1-3 Personen angesteckt. Wenn sie aber negativ waren, erübrigt sich letztlich der Rauswurf. Man nennt das Absurdistan. Der Hintergedanke ist aber klar: Ich will mir das Image meiner schönen Ferieninsel/Müritz etcetera nicht versauen. Die Politiker scheinen zu denken, es wäre wie die Pest. In Wirklichkeit ist es eine Chose, die mit einer hohen Dunkelziffer eingeht und spätestens in einem Jahr - mein bescheidenes Wort in Gottes Ohr - entweder heilbar oder verschwunden sein wird. Ich deklariere hiermit, dass ich diese Feriengebiete nicht mehr besuchen werde, aber wegen der politischen Entscheidungsträger. Nach Hawaii mit seiner Geschichte der Lepra würde ich ja auch reisen.

Claudius Pappe / 25.03.2020

Trump macht es anders. Trump macht es besser. Trump bleibt bei der Markwirtschaft. Wir haben den Sozialismus schon verlassen, wir sind ab heute im Kommunismus……..Oh, Angela, du Sonnenkönigin, du Mutter aller Mütter……...

Frances Johnson / 25.03.2020

Zustimmung. Immerhin wird er nicht kandidieren. Bis jetzt. Der Partei ist alles zuzutrauen, außer einen einzigen Gedanken an den Mittelstand zu verschwenden. Oder gar die Bevölkerung.

Gert Köppe / 25.03.2020

“Unser Geld” liegt bereit????? Wie jetzt? Hat unsere Regierung uns da was verheimlicht? Gibt es dort etwa so etwas wie eine “schwarze Truhe” für außergewöhnliche Ereignisse? Oder haben die Grimms Märchenbuch auf dem Tisch liegen und züchten im Kanzleramt “Goldesel”? Diese Regierungsposse kommt mir allmählich so vor wie ein Kartenspiel. Punkten kann man erst wenn man die Luschen aus dem Spiel nimmt (Altmaier, Spahn, Seehofer, Maas und….und….und).

Wolfgang Kaufmann / 25.03.2020

Natürlich wird der Zusammenhalt gegen externe Wirtschaftsfledderer das Gebot der Stunde sein. Natürlich funktioniert das nur innerhalb der historisch gewachsenen Wertegemeinschaften. Allenthalben erleben wir die Rückkehr zur Nation. Denn keiner wird Lust haben, die eigenen Leute verrecken zu lassen, nur um vaterlandslose Gesellen zu alimentieren. Außer vielleicht ein paar Darwinisten und Sozialisten, die Corona gleichsetzen mit Völkersterben von seiner schönsten Seite. – Das waren noch Zeiten, als man Knaus mal mit Verhütung in Verbindung brachte und nicht mit grenzenlosem Wachstum.

Gudrun Dietzel / 25.03.2020

Habe das Interview gesehen. Der Altmaier hat das alles ziemlich gestammelt, ganz wohl schien im nicht dabei gewesen zu sein. Aber sicher nicht, weil ihm die negativen Folgen auch alle schwanten und ihn sein Gewissen plagte,  sondern weil er schlicht nicht verstanden hat, was er da spricht.

S.Niemeyer / 25.03.2020

Nicht vergessen, dass die Regierung bis auf weiteres virologisch entscheidet, z.B. über “Systemrelevanz”. Für die Kanzlerin besteht Hoffnung - ihre geliebten Wagner-Festspiele ab Ende Juli 2020 sind nicht abgesagt worden und erspüren weiter den Schatz der Nibelungen. Die Oberammergauer Passionsfestspiele hingegen wurden auf 2022 verschoben, passen jetzt irgendwie nicht.

Florian Bode / 25.03.2020

Aber lieber Herr Broder, mit “unser” meint der Peter A. doch nicht, dass Ihnen oder mir etwas gehört. “Unser” meint den Parteienstaat, insbesondere also die CDU.

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