Letzte Woche fanden in Deutschland die „traditionellen Ostermärsche“ statt. „Tausende von Menschen“, so berichtete sowohl das Erste wie das Zweite, hätten gegen den Krieg und für Abrüstung demonstriert. Die Bildausbeute von den Orten des Geschehens war dürftig; zu sehen waren Menschen, die Regenbogen-Fahnen schwenkten, „Omas gegen Rechts“ und „Kinder für den Frieden“.
Um die Berichte opulenter erscheinen zu lassen, wurden sie mit bewegten Bildern aus den Kindertagen der Friedensbewegung aufgefüllt. Ich wunderte mich, warum überhaupt über etwas berichtet wird, das so wichtig ist wie die deutschen Minigolf-Meisterschaften der Senioren. Vermutlich weil es schon immer getan wurde. Jährlich grüßt das das Murmeltier.
Etwas Wichtiges kam in den Berichten nicht einmal andeutungsweise vor. Das Rückgrat der deutschen Friedensbewegung ist – die Bundeswehr. Seit die Wehrpflicht „ausgesetzt“, also de facto abgeschafft wurde, existiert die Armee nur noch auf dem Papier. Trotz der vielen Auslandseinsätze – von Mali bis Afghanistan – taugt sie für den Ernstfall so sehr wie ein Spaten bei einem Erdrutsch.
Das Standardgewehr der Bundeswehr, das G36 der Firma Heckler & Koch, läuft beim Dauerfeuer heiß und hat nicht genug Schlagkraft. Die Mehrzweck-Helikopter NH 90 durften nach einem Unfall monatelang nicht fliegen. Die Indienststellung des neuen Militärtransporter A400M verzögert sich seit Jahren, weil ständig neue Probleme entdeckt werden. Die 93 Tornado-Jets sind „nicht NATO-tauglich“, u.a., weil sie über kein „Freund-Feind-Erkennungssystem“ verfügen, das „irrtümliche Angriffe auf alliierte Jets verhindern soll“. Von 244 Leopard-2-Panzern gelten höchstens 95 als einsatzbereit.
Das alles kann kein Zufall sein. Die Bundeswehr ist das, was ihr Slogan „Wir. Dienen. Deutschland“ verspricht: ein Dienstleistungsunternehmen. Ihr guter Ruf als „zeitgemäßer Arbeitgeber, der Gleichstellung ermöglicht“, zieht inzwischen auch junge Frauen an.
Und damit das so bleibt, will die Bundeswehr auch „Spezialkleidung für schwangere Soldatinnen“ einführen, 500 Umstandsuniformen werden derzeit von 80 Soldatinnen getestet. Es heißt, sie seien „elastisch“ und könnten während der ganzen Schwangerschaft getragen werden. Sowohl am Schreibtisch als auch im Gelände.
Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche