Henryk M. Broder / 11.06.2018 / 06:25 / Foto: Seth Lemmons / 30 / Seite ausdrucken

So nicht, Orit! Nicht bei uns!

Natürlich ist die TAZ für Rede- und Meinungsfreiheit, für Demonstrationsfreiheit und für das Recht der Frauen, gegen Frauenfeindlicheit und Frauenverachtung auf die Straße zu gehen. Im Prinzip. Im Einzelnen kommt es darauf an, wer von dem Recht auf diese Freiheiten Gebrauch macht. So lange es Bürger*innen sind, die mit den Ansichten der TAZ übereinstimmen, ist alles in Ordnung. Bedenklich wird es erst, wenn es Leut*innen sind, die eine andere Meinung vertreten. Da kann die TAZ rasch ungehalten werden.

Richtig sauer, um nicht zu sagen: total hinterfotzig, wird die TAZ, wenn auf einer Demo "versucht wird, einen Zusammenhang zwischen sexueller Gewalt und der Zuwanderung von Flüchtlingen und MigrantInnen herzustellen", eine bösartige Unterstellung, die so aus der Luft geholt ist, wie die, der Islamismus könnte etwas mit dem Islam zu tun haben.

Solche Demos gehören eigentlich verboten, aber weil das schwierig ist, werden die Veranstalter*innen und Unterstützer*innen in die grüne Tonne getreten. Das liest sich dann so: Bei ihrem zweiten Versuch, „unseren Frauen eine Stimme zu geben“, wird Leyla Bilge neben der früheren Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und dem rechtspopulistischen Publizisten David Berger auch von der Autorin und Trump-Apologetin Orit Arfa unterstützt.

Nur „Klimaleugner“ wäre schlimmer

Ja, das sagt schon alles über die Demo und deren Strippenzieher aus. Wobei "frühere Bürgerrechtlerin" noch harmlos und "rechtspopulistischer Publizist" gemäßigt bösartig ist. Dafür ist "Trump-Apologetin" der brutalstmögliche Vorwurf, den sich jemand heute einhandeln kann. Gleich danach kommt nur noch "Klimaleugner".

Womit hat Orit Arfa das Attribut "Trump-Apologetin" verdient? Vermutlich mit einem Artikel in der Jüdischen Allgemeinen, in dem sie gestand, Donald Trump gewählt zu haben.

Ich habe für Trump gestimmt, weil ich Hillary Clinton für eine korrupte Politikerin und schlechte Präsidentschaftskandidatin halte. Es war eine Protestwahl, da der Bundesstaat Kalifornien an sich eine Hochburg der Demokraten ist. Ich habe Trump gewählt, weil ich einige seiner im Wahlkampf geäußerten Positionen interessant finde und hoffe, dass er als politischer Neuling Amerika guttun wird. Mit Sicherheit sagen kann ich das natürlich nicht. Er spricht Dinge ohne Rücksicht auf politische Korrektheiten aus. Den Leuten gefällt das. Er entschuldigt sich nicht ständig und steht zu seinen Aussagen. Wir werden sehen, was er im Amt davon umsetzen wird.

So etwas darf man weder tun noch sagen. Nicht einmal denken. Don't even think of voting Donald! Das Wahlrecht ist ein hohes Gut, aber nicht, wenn es dazu missbraucht wird, den Falschen zu wählen.

Bibi ist an allem schuld

Also gut, Orit Arfa ist eine Trump-Apologetin. Ginge es nach der TAZ, müsste ihr die Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland – oder wenigstens für den Prenzlauer Berg und die angrenzenden Kieze – entzogen werden.

Wie aber sollte die Israel-Palästina-Korrespondenin Susanne Kaul für ihre terrorapologetischen Berichte aus Jerusalem gemaßregelt werden? „Terror ist Terror ist Terror", schreibt sie, meint aber das Gegenteil, denn es gebe "Gründe ... für die Verzweiflung, die Palästinenser zu Selbstmordanschlägen motiviert". Und schuld ist eigentlich Netanyahu, weil er es nicht schafft, "dem Terror" der Palästinenser "konstruktiv zu begegnen".

Anders als Orit Arfa versteht es „die kaltherzige Frau K.", sauber zu differenzieren. Über die Entführung dreier israelischer Jugendlicher, die später ermordet wurden, salbadert sie: Gäbe es eine Lösung für den Konflikt in Form von zwei Staaten, dann säßen die drei entführten Jungen auch heute bei ihren Mitschülern.

Wäre dem so, dann würde Susanne Knaul nicht für die TAZ aus Jerusalem berichten, sondern für die Freizeit-Revue Horoskope schreiben. Bestenfalls.

 

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Leserpost

netiquette:

Wieland Schmied / 11.06.2018

So manches Mal frage ich mich, ob ich ein Frauenfeind geworden bin und immer öfter beantworte ich mir das mit - ja, so ist es wohl gekommen. Als nach der ‘Alten Schule’ Erwachsener muß ich mir eingestehen, daß bei den heute in der Öffentlichkeit stehenden und sich dort ungeahndet artikulieren dürfenden Damen, die gute Haltung gegenüber dem ‘schwachen’ Geschlecht deutliche Dellen erfahren hat. Angefangen mit Merkel über Özuguz bis eben hin zu solchen wie der genannten Schreiberin der TAZ verbindet sich das Wort Frau heute eher mit dem Begriff Last denn Lust. Lust daran, der Frau bedingungslos und anständig nahe und gegenüber stehen zu wollen. Der Jahrzehnte währende K(r)ampf der sogenannten Gleichberechtigung für die z.B. im vollbesetzten Bus oder im Bahnabteil aufstehen und den Sitzplatz anbieten?  Kommt nicht mehr in die Tüte. Alte Schule hin oder her.

Alex Meier / 11.06.2018

Es ist zwar Spekulation, aber wenn Susanne KNAUL mit diesem* Herrn KNAUL in verwandtschaftlicher Verbindung steht, sollte sie prinzipiell den Ball flach halten… * “Ernst KNAUL. Rank, Unteroffizier. Awarded, 3/6/1944. Branch, Heer. As, Gewehrführer. with/of/in, 4. Füselier Batallion 96 96 Infanteriedivision. Oakleaves. Swords. Diamonds. Details ...“ Ich weiß ja, es ist fies, einen deutschen Nachnamen zu googeln, um die Person in einen Nazi-Kontext zu stellen (es ist sehr easy). Aber was Bitteschön Fieses und Mieses betreiben denn Medien wie die TAZ anderes, als Nazikeulen schwingen (wie in diesem sogar gegen Juden), mit dem Ziel zu diffamieren und die Gegenseite verstummen zu lassen? Now taste some of your own medicine Mrs KNAUL!

Arne Busch / 11.06.2018

Selbst Karl Eduard von Schnitzler hätte den Hetzatzikel in dem Fischblatt der Linken, der TAZ , nicht “besser” sprich hetzerischer schreiben können.  Kompliment an die gelungene schriftliche Kopie vom Schwarzen Kanal.

Thomas Weidner / 11.06.2018

Na ja - die TAZ ist ja schließlich staatlich finanziert. Die schreibt, was die linksgrüne Blockpartei LinkeGrüneSPDCDUCSU vorgibt.

U. Unger / 11.06.2018

Ich mag nicht glauben, Herr Broder, was ich unter der Verlinkung die “kaltherzige Frau K.” lesen durfte. Nun bin ich persönlich kein Nahostexperte, aber einen derart gehaltlosen Text, basierend auf der bekannten Forderung nach einer Zweistaatenlösung, zusammen zu zimmern, traute ich mir durchaus zu. Schon bizarr, dass die Dame da vor Ort in der Hauptstadt der Geiseln sitzt, und über die Motive und Befindlichkeiten der Geiselnehmer schwadroniert. Ist es heute nicht mehr so, dass ein Korrespondent vor Ort so integriert sein muss, dass er aus eigenen Quellen selbst recherchierte Zusatzinformationen beisteuert? Langsam verdichtet sich meine Neugier so, dass ich eine Reise nach Israel überlege. Im Gegensatz zu Ihnen plädiere ich aber dafür, Frau Knaul bei der TAZ zu lassen, da dieser Artikel doch Hoffnung auf irrwitzige Fortsetzungen macht, oder irre ich?

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