Thomas Rietzschel / 04.03.2022 / 14:00 / Foto: achgut.com / 82 / Seite ausdrucken

Putin geht der Sprit aus

Während die Ukraine Unterstützung aus allen Himmelsrichtungen erfährt, geht der Roten Armee der Sprit aus. Der Vormarsch stockt, die Truppe hat sich festgefahren. Ein 64 km langer Militärkonvoi kommt nur schleppend voran.

Wladimir Putin mag manches sein, ein eitler Kraftprotz, ein gerissener Lügner, ein skrupelloser Autokrat, ein Agent, eines aber ist er bestimmt nicht: ein militärisch erfahrener Stratege, ein Feldherr, eher schon ein skrupelloser Kriegsverbrecher. Als Oberkommandierender der russischen Armee hat er sich beim Überfall auf die Ukraine gründlich verrechnet. Das Land, das er im Handstreich zu nehmen dachte, leistet seinen Truppen erbitterten Widerstand.

Und damit nicht genug, auch der ansonsten durchaus opportunistisch taumelnde Westen zeigt dem Gas- und Ölprinzen in seltener Geschlossenheit die kalte Schulter. Nicht einmal die Fußballer wollen noch etwas mit Putins Reich zu tun haben. 

Während die Ukraine Unterstützung aus allen Himmelsrichtungen erfährt, geht der Roten Armee der Sprit aus. Der Vormarsch stockt, die Truppe hat sich festgefahren. Ein 64 km langer Militärkonvoi kommt nur schleppend voran. Die Tanks der Panzer sind leer. Nicht einmal für den Nachschub reichen die Treibstoffreserven. Das Heer marschiert zu Fuß wie ehedem, als die Zaren militärisch versagten.

Der kleine Zar

Zwar heißt es in Moskau immer wieder mal, in Kiew würden bereits russische Soldaten patrouillieren, doch ist Präsident Selenskyi nach wie vor auf seinem Posten in der Hauptstadt. Draußen im Land stellen sich Menschen vor die anrollenden Panzer, russische Soldaten stoppen lieber, als dass sie zu Mördern werden. Die Siegesmeldungen kommen aus der Propagandaabteilung des Kreml, nicht von der Front. Dort sollen manche Panzer sogar schon aus der Kolonne eine Wende um 180 Grad gemacht haben, zurück in Richtung Russland.

Für den Kriegsherren Putin könnte die Lage kaum ernster sein. Er steht mit dem Rücken zur Wand und ist bereits auf dem Weg zur Selbstvernichtung, wenn er Kernkraftwerke vor seiner Haustür beschießen lässt. Er hat sich vor der Welt bis auf die Knochen blamiert. Der kleine Zar steckt am Ende einer Einbahnstraße, in der es keine Wendemöglichkeit mehr gibt. Seit jeher das Schicksal von Diktatoren, die militärisch dilettierten.

Würde er die Armee zurückziehen, wäre es um den Mythos Putin geschehen. Er liefe Gefahr, dass niemand länger vor ihm kuschen würde, weder in der Heimat noch in der Welt. Zweifel kämen auf, ob er tatsächlich so mächtig ist, wie er sich gern gibt – kraftvoll mit nacktem Oberkörper oder drohend mit der Ankündigung, atomare Waffen einzusetzen und über die Ukraine hinweg weiter nach Westen zu marschieren oder das Baltikum – Lettland, Estland, Litauen – für das sowjetrussische Großreich zurückzuerobern. 

In der Falle

Der Autokrat sitzt in der Falle seines Größenwahns. Mit dem Einmarsch in die Ukraine, hat er seinen Rubikon überschritten. Kein Zurück mehr. Kein Ausweg, nirgends. Es sei denn, die Ukraine ließe sich um des lieben Friedens willen von irgendwelchen Vermittlern, Merkel oder Schröder, zu Teilzugeständnissen überreden, etwa zu einer Abtretung der Separatisten-Gebiete im Osten des Landes oder zur Absetzung des gewählten Präsidenten, an dessen Stelle dann eine Marionette Moskaus treten würde. 

Täte sich ein solches Schlupfloch auf, könnte Putin als vermeintlicher Sieger entwischen. Es gäbe Frieden – vorübergehend. Zugleich aber wäre damit zu rechnen, dass das den alte KGB-Mann ermuntert, es auch in anderen Fällen ebenso darauf ankommen zu lassen, etwa bei einem Einmarsch ins Baltikum. 

Nur wenn die Welt den Ukrainern weiter beisteht, ist Putin, Lavrov und dem Rest von durchgeknallten Kriegsverbrechern im Kreml beizukommen, zumal ihre Offensive schon am Ende der ersten Woche lahmt, die Truppe erste Anzeichen der Demoralisierung zeigt. Putin mag noch mächtig sein; so allmächtig, wie es Väterchen Stalin einst war, ist er nicht – nicht getragen von der Verehrung eines unterwürfigen, der Welt entrückten Volkes. Der Krieg verlangt ihm mehr ab, als er persönlich aufbieten kann. 

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Bernd Oberegger / 04.03.2022

Sehr geehrter Herr Rietzschel, Putins Panzer werden über genügend Diesel und Benzin verfügen sowie das Personal über warme Unterhosen und andere warme Kleidung. Ob in den Panzern ein Ablegefach für Lockenwickler eingerichtet ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Mit einer Vereinbarung über Neutralität der Ukraine und einer Anerkennung von autonomen Provinzen oder Staaten wäre dieser unsägliche Krieg vermieden worden. Man dachte, nach Afghanistan, ein neues Fass öffnen zu können. Die USA haben nach dem zweiten Weltkrieg mit ihren Verbündeten zahlreiche Staaten zerbombt und schlimme Flüchtlingsströme ausgelöst. Dies war nicht Übel genug. Die hemmungslose Gelddruckerei des Westens ist ein Verbrechen an der arbeitenden Bevölkerung.

Richard Loewe / 04.03.2022

da haben wir hier in den USA ja Riesenglueck, dass die Russen uns taeglich 700,000 barrel liefern und nicht an ihre Armee liefern. Haette Generalfeldmarschall Rietzschel die russische Invasion geplant, waeren die sicherlich schon in Wien oder in Madrid eingerollt. Und mal ohne Sarkasmus: ich verstehe beim besten Willen nicht, warum aus Putin ein gesiteskranker Schwachmat und aus der russischen Armee ein Haufen Vollpfosten gemacht werden muss. Am Ende glauben die Ukrainer noch, dass sie eine Chance haetten und sterben in Massen. Will man das?

Hans-Peter Dollhopf / 04.03.2022

Der russische Staat war 2020 im Korruptheitsranking noch hinter der Ukraine an Platz 129. Korrupte Praktiken im Staat legen sich auch auf das Militär. ;am sieht ja, was sie in Deutschland aus der Bundeswehr gemacht haben. Bei der Wartung und Instandhaltung des Materials der russischen Armee muss einiges im Argen sein.

Peter Ackermann / 04.03.2022

Mein Gott, Rietzschel, Sie schon wieder! Worum geht`s Ihnen denn nun? Um Putins nackten Oberkörper? Oder reicht`s Ihnen, das Volk, das den zweiten Weltkrieg und Stalin überstand, unterwürfig und entrückt zu nennen? Nachdem Broder heute bei “WELT Nachrichtensender” äußerte, Baerbock sei “übrigens die Überraschung des Jahres”, ist für mich momentan die Tatsache, dass ich noch kommentieren kann, und Sie noch veröffentlichen, der Minimalerlös aus der Achse.

G. Zülken / 04.03.2022

Wird wohl so sein, dass Putin eine Unmenge Diesel für seine Panzer braucht. Deshalb gehen die Preise für Diesel, besonders in Deutschland mit seiner dynamischen CO 2 Bepreisung durch die Decke. Ich habe schon darüber in der Rubrik ,, Der lange Marsch zurück`` berichtet. Die Saudis wollen dem russischen Kriegsherren wohl weiter mit Öl und Kraftstoffen unter die Arme greifen. Da haben wir im Westen jetzt wohl das Nachsehen. Ob Putin ein Kriegsverbrecher ist, weiß ich nicht. Mann sollte sich mit solchen emotionalen Äußerungen zurückhalten. Wir hier haben nicht das Recht über Putin zu richten. Das entscheiden andere. Besonders Politiker sind dabei gefragt. Es könnte ja sein , dass man mit der jetzigen kriegsführenden Partei irgendwann mal wieder reden muss und dann sind alle Türen fest verschlossen. Diplomatie ist der beste Weg um miteinander auszukommen. Deshalb bitte etwas mehr Zurückhaltung und nicht mit dem Mainstream in den Orkus brüllen. Und ja, ich bin deshalb kein Putin-Versteher oder Putin-Unterstützer, denn ich bin für Frieden. Aber jedem Angeklagten, steht auch eine vernünftige Verteidigung zu.

Johannes H. Weiler / 04.03.2022

Hat Herr Rietzschel das damals auch mitbekommen, als in Saudi-Arabien der Sprit ausging? Sogar die Scheichs mussten auf Kamele umsatteln! Also wenn sowas den Scheichs in Scheichi-Arabien passieren kann, dann ja ganz klar auch den Putins in Russland. Wer von denen besitzt gleich wieder die größeren Ölreserven?

Kostas Aslanidis / 04.03.2022

@J.G.R Benthien, “der groesste Fehler aller westlichen Medien ist, “die Russen” fuer ebenso verbloedet zu halten, wie sie es selber sind”. Ha, ha wie recht sie haben. Achse ist ein Ort der Meinungsfreiheit, wenn mit der uebrigen Presse vergliechen wird. @S.Buch, das frage ich mich auch. Die sind so vernebelt von ihrer billigen Propaganda, erinnert an April/Mai 1945.

Dirk Jungnickel / 04.03.2022

Thomas Rietzschel, herzlichen Dank für Ihre Meinung und Ihre Infos. Ich denke eher, dass sich die Verhandlungsoption für Putin schon erledigt hat. Das wissend /ahnend, könnte er völlig durchknallen….. Jörges ( Bild) hat es m.M.n. kürzlich auf den Punkt gebracht: “Der Mann muß weg !” Am besten nach Den Haag, aber das ist z.Z.  noch nicht denkbar. (Serbische Kriegsverbrecher sind da schließlich auch gelandet.) Die andere Möglichkeit hat Jörges auch angedeutet, die erwähne ich aber lieber nicht, sonst legen die Putinfreunde hier Berufung ein bzw. einen Trauerflor an.

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