@Emil.Meins: Bei Maria im “Valle” lungerten - meiner Erinnerung nach - keine “sozialschmarotzenden” Punks herum. Wenn mich meine Erinnerung nicht im Stich lässt, und ich die Zeit beim “Sundowner in und vor Maria” über die Jahre Revue passieren lasse, waren dort - neben den mit der Zeit dominierenden Pauschaltouristen - vor allem “Aussteiger” aus dem deutschsprachigem Raum (mit und ohne Trommeln…) Da es für Gomera auch damals noch kein 9€Ticket gab, mussten diese für ihren Flug oder die beschwerliche Anreise per Schiff vom Festland nicht nur vergleichsweise tief in die Reisekasse greifen, sondern auch im zweiten Fall eine gehörige Portion Organisationstalent aufweisen. Finanzielle oder sonstige Leistungen gewährten ihnen natürlich weder die kommunalen Behörden, noch der spanische Staat. Diese Aussteiger waren selten länger als eine Saison dort und die, die dort blieben haben sehr oft eine beachtliche Lebensleistung vorzuweisen als Fotograf, Besitzer kleiner und größerer Appartements, Herausgeber und Verleger einer deutschsprachigen Zeitung, Künstler, Ärzte und Gründer von bemerkenswerten Projekten. Vielleicht kennen Sie noch die alte, heruntergekommene Verladestation in der Nähe von Hermigua, die seit Ende des 19.Jhd. viele Jahrzehnte dazu diente heimische Bananen in alle Welt zu exportieren. Googlen Sie einmal, was aus ihr entstanden ist, wer dieses Projekt auf die Beine stellte und mit eigenen Mitteln finanzierte (u.a. gibt es dazu ein Video bei YouTube (“La Gomera: Ein Lebenstraum auf der Klippe”). Ein Beispiel von vielen! Zwischen schwarz und weiß liegen sehr viele Grautöne.
Nun bin ich aber enttäuscht - aber sowas von. Hatte ich doch gehofft, dass unsere Politiker diesen mutigen Aktivisten und *Innen ein ordentliches Hotelzimmer plus Vollpension zur Verfügung stellen würden. Ich denke zum Beispiel an die Nobelherberge “Hotel Stadt Hamburg” in Westerland. Da gibt es u.a. ein prachtvolles Spa mit großem Pool, der sich vorzüglich fürs Hineinpinkeln eignet. Da versaut man den reichen Nichtstuern doch so richtig den Urlaub. Der Brunnen vor dem Tor des Billigladens ist doch solch kerniger Aktivistin wie FaulenzA und Konsort*innen gar nicht würdig. Am besten die laden Olaf und seine Entourage aus Politik und Medien mal zu so einem tollen Happening ein. Des wird a Gaudi, und alle können mal so richtig die Sau rauslassen. Die taz berichtet dann ausführlich darüber, wer den Wettstreit im Weitpinkeln gewonnen hat. O tempora , o mores! Noch dekadenter kann es im alten Rom kurz vor seinem Zusammenbruch kaum zugegangen sein. Ich sehe durchaus Parallelen zum heutigen Stand unserer total verkommenen Gesellschaft. Salve.
Das kleinste Kaff hat seine trostlosen Bimbes-Spießer.
wenns dieselben Typen wie in den 80ern sind, dann werden sie so um 2062 in gehobenen Poistionen sein, im Bundestag hocken, Sozialamtsleiter sein, Fachanwältunnen für Scheidungsrecht usw. die richtigen Punks haben sich längst totgesoffen, aber die meisten waren Kinder reicher Eltern die ein paar Jahre keinen Bock zu arbeiten hatten. Und war die Parole “No Future” denn so falsch? Vielleicht haben wir ja keine lebenswerte Zukunft vor uns genau wegen solcher Möchtegernpunks die dann doch lieber in die Komfortzone gewechselt sind.
Wer 4 Euro bezahlt, um sich die deutsche Küste ansehen zu dürfen, der setzt auch im schmuddligen Massenverkehrmittel eine Filtertüte auf und läßt sich gegen einen Schnupfen mehrfach abspritzen. Gibt’s so eine Frechheit eigentlich noch woanders als in ’schland? Mir ist das jedenfalls aus anderen Ländern nicht bekannt. Aber mit den Deutschen kann man so was natürlich machen und die finden es noch gut.
Vor 40 Jahren lungerten die vermutlichen Vorfahren dieser Gilde der Sozialschmarotzer schon auf den kanarischen Inseln herum, besonders auf Gomera, dort im Valle Gran Rey, lebten viele in Höhlen oder am Strand, bettelten Touristen an (“Haste ma’ ‘ne Mark, ey?”) oder krochen auf den Abfallhaufen der Bananenversender herum, um noch essbare Früchte zu finden. Am Abend traf man sich an Marias Kneipe an der Ecke am Strand, um dem Untergang der Sonne bei ein paar Bier zuzuschauen, und dem Getrommel irgendeines Bongo-Künstlers zu lauschen. Also insgesamt nichts Neues, die Vorliebe für Inseln bei den Punks hatten wir schon mal, und genug Touris zum Anbetteln gibt es auch reichlich, nur diesmal schon für 9 Euro erreichbar, was will man mehr? Sollen sie noch ein bißchen Spaß haben, bevor die “neue Gesellschaft” sich erst mal installiert hat.
Man kann noch froh sei, dass es nur pinkelnde Punks sind, die abgestandene Gerechtigkeitsparolen dreschen und mit einem naiven „Reichen“-Bild gesegnet sind. Es könnten am Ende (wie am Travemünder Grünstrand) auch die grillfreudigen Damen und Herren aus dem Orient sein, die den Hammel vor dem Edeka schächten, das Blut im Brunnen abwaschen, bei heulender Wummermusik ihre üblichen Revierkämpfe austragen und die Insel als ihr persönliches Eigentum betrachten.
Sylt Nach dem schönen Urlaub im sonnigen, faschistischen Spanien, war meine Lust weiter zur Schule zu gehen, kleiner, als die Ohnmacht dies zu ändern, und nur mein nagelneues superbuntes, im Psychodelic-Stil rot und schwarz gemustertes, unverschämt poppiges Hemd, ließ mich mit leicht affektiertem Stolz, den Gang zum Unterricht in die anstehenden Saison 1969/70 antreten. Zwei wichtige Ereignisse prägten aus meiner Sicht das Jahr 1970; zum einen, die Auflösung der Beatles, die im Gegensatz zu den Rolling Stones so klug waren und sich als Band verabschiedeten, zum anderen, der lange, dreiwöchige gemeinsame Urlaub mit meinen Eltern, der uns zum ersten Mal auf die Insel Sylt führen sollte. So wurde in den siebziger Jahren, die größte deutsche Nordseeinsel unser Lieblingsurlaubziel - wir verbrachten dort in den Jahren 1970, 1972,1973, 1974 und 1977 unseren Sommerurlaub. Meine Eltern hatten in einer privaten Unterkunft einer einheimischen Familie ein Zimmer gemietet, im Stadtteil Westerland am Rande Wenningstedts, nicht weit von der Kurklinik entfernt. Der Hausherr war ein friesischer Klassiker, der seine Sätze oft mit: „Kiek mol“ begann, sie trug ihr Haar streng nach hinten gekämmt, war freundlich und sehr geschäftstüchtig.
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