Thomas Rietzschel / 13.03.2023 / 11:00 / Foto: Vitaly Kuzmin / 17 / Seite ausdrucken

Pazifistische Kriegsführung mit Erfolgsgarantie

Dass unsere Panzer eher zufällig als zuverlässig anspringen, dass sie kaum Munition haben, die sie verschießen könnten – alles nicht so schlimm, lässt sich der Feind doch auch mit Attrappen täuschen und ermüden. Für 10.000 bis 100.000 Euro ist beinahe jedes militärische Großgerät zu ordern, samt Kompressor zum Aufblasen der feldgrauen Hüpfburgen. Dazu ein Heizgerät zum Erwärmen der luftigen Hülle, damit sie auch bei Nacht von den Infrarot-Sichgeräten als das erkannt werden, was sie sein sollen. 

Hat man kein Fernglas zur Hand – und wer hätte das schon an der vordersten Front im Schützenbgaren – ist die Gefahr groß, aus einer Entfernung von 100 bis 200 Metern auf den Schwindel hereinzufallen. Ohne dass er wagen würde, einen Schuss abzugeben, schlägt sich der verschreckte Angreifer in die Büsche. Und wenn er dennoch mutig auf die Drohkulisse feuert, fährt nicht mehr als heiße Luft aus dem getroffenen Panzern. Die schöne Rakete indes wäre futsch, ohne etwas zerstört zu haben, das den Gegner schwächen könnte. Die Arsenale des Angreifers werden von hinten durch die kalte Küche geplündert, während die Verteidiger in Ruhe die nächsten Attrappen auspacken. Pazifistische Kriegsführung, wie sie sich Schwarzer und Wagenknecht hätten ausdenken können. 

High Tech aus Tetschen-Bodenbach

Hergestellt wird die neue Wunderwaffe in Tschechien. In Děčín, früher Tetschen-Bodenbach, nahe der Grenze zu Deutschland, hat ein Hersteller von Schlauchbooten seine Produktion auf Größeres umgestellt. Selbst spricht er von „High Tech“. 35 solcher „Waffen“, die – aus der Ferne betrachtet – aussehen, als seien sie eben von  den USA eingeführt worden, kann die kleine Firma jährlich herstellen.

Um die Produktion hochzufahren, wird täglich neues Personal eingestellt. Läuft das Geschäft erst richtig an, könnte die Ukraine bald mehr „Kampfpanzer“ bekommen als je erhofft, während die westlichen Verbündeten, Europa und die NATO stolz auf Ihren immensen Beitrag zur Befreiung des überfallenen Landes verweisen würden. 

Bloß gut, denkt man da, dass die russische Abwehr über keine Satelliten verfügt, mit denen sie noch vom Weltraum her die Beschaffenheit jedes Fußballs auf Erden ausspionieren kann. Außerdem sind die Angreifer selbst schon 2009 auf den Trichter gekommen, Waffen aus Panzerstahl durch modellierte Luftballons zu ersetzen. Bereits 2009 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti über Gummipanzer der Typen T-72 und T-80 (Siehe Foto oben). Auch habe man das aufblasbare Flugabwehrsystem S-300 und MiG-Kampfjets sowie Raketensysteme in der Hinterhand. Einen Trumpf, den Putin jederzeit ausspielen könnte, wenn ihm das Gedöns der militärischen Unterstützung der Ukraine durch den Westen zu sehr auf die Nerven geht. Dabei bleibt noch immer die Frage, ob es sich bei der russischen Attrappen-Attacke nicht um eine umgekehrte Täuschung gehandelt haben könnte, ob da nicht echte Kampfpanzer als Attrappen ausgegeben wurden, um dem Westen Sand in die Augen zu streuen.  

Wohlstand auf dem Lande

Was die Täuschung anbelangt, verfügen die Russen über Erfahrung und Tradition. Im 18. Jahrhundert ließ der Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin glänzende Fassaden neuer Häuser errichten, in die man allerdings nicht eintreten konnte, weil hinter den Häuserfronten bloß der Wind wehte. Die Kulisse sollte Katharina der Großen auf ihrer Reise durch Neurussland bis hinunter zur Krim zeigen, was sie sehen wollte: Wohlstand auf dem Lande.

Das Beispiel machte Schule. Heute noch gibt es in der russischen Armee Einheiten für militärische Täuschung. Wenn der Westen auch im Bereich der echten Waffen mehr auffahren könnte als der Herr im Kreml – Tschechien allein hat der Ukraine 89 Kampfpanzer, 226 Schützenpanzer und 33 Mehrfachraketenwerfer geliefert –, die aufgeblasenen Panzer würden Putin nicht abschrecken. Diesen Schwindel durchschaut er, weil er ihn selbst beherrscht. 

Der russische Bär mag tapsig sein, hinter die Fichte aber ist er so leicht nicht zu führen. Wer das versucht, bekommt vielleicht Beifall von Seiten westlicher  Pazifisten, verkennt aber den Ernst der Lage: Aufblasbare Panzer, von einem ehemaligen Schlauchboot-Produzenten hergestellt, rollen dahin, wo den Soldaten Kugeln und Raketen um die Ohren pfeifen, keine Watte-Bällchen und auch keine Quietsche-Entchen. 

Foto: Vitaly Kuzmin CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Ludwig Luhmann / 13.03.2023

“Pazifistische Kriegsführung, wie sie sich Schwarzer und Wagenknecht hätten ausdenken können.”—- O nein! O nein! Sie haben die vernünftige, schöne und friedensmeinende Rosa Lux ... äh Warah Sagen… äh Sarah Wagenknecht öffentlich gedisst!  Sie Putinunversteher!

Fred Burig / 13.03.2023

“Pazifistische Kriegsführung, wie sie sich Schwarzer und Wagenknecht hätten ausdenken können.” Ach Herr Rietzschel, ich unterstelle ihnen mal (Irrtum vorbehalten), dass sie nicht zu den von staatlicher Seite finanziell unterstützten systemtreuen Schreiberlingen gehören, die allein der monetäre Vorteil zu Andienungsleistungen “zwingt”. Und “Potemkinsche Dörfer” sind ja wohl in erster Linie die realitätsfremden und ökofaschistischen Ziele deutscher regierungspolitischer Witzfiguren! Was deren “Täuschungspotential” anbelangt, so erkennt man es an den vielen irregeführten Mitläufern ...... mitunter auch hier auf der Achse! Für neurotisch indizierte “Kriegsgelüste” - gerade auch bei selbsternannten transatlantischen “Welt- Führern” -  hätte ich eine Alternative zu tatsächlicher militärischer Kriegsführung auf Schlachtfeldern mit massenweisen Menschenopfern (egal, ob nun mit oder ohne aufblasbaren Kriegsgerätschaften). Dem Sieger einer “Partie Schach” steht der “Eröffnungsakt” bei einer verhandlungsbasierten Lösung im Konfliktfall zu! “Demokratisch” gesehen, ist mit den Schachfiguren - symbolisch jedenfalls – jeweils ein breites Spektrum von Vertretern der Konfliktparteien vertreten. Und aus feministischer Sicht wird -  durch die “Bedeutung der Dame” im Spiel - auch noch dem Zeitgeist Rechnung getragen!  MfG

Burkhard Mundt / 13.03.2023

Panzerattrappen gab es schon im II. Weltkrieg 1944, um von der Invasion in der Normandie abzulenken.

Katharina Fuchs / 13.03.2023

Damit haben schon die Mongolen erfolgreich gearbeitet und ihre Feinde damit in die Flucht geschlagen - und oft genug genau in die Richtung gejagt, in der das Gros der wirklichen Krieger schon wartete.

Rollo Tomasi / 13.03.2023

” Eye of the Needle “, Richard Marquand, UK 1981.  Für die Freunde des Entertainments , die bereits wissen , dass es manchmal ungeheure Tiefen menschlicher Abgründe ausloten kann , wenn es sooo gut gemacht ist . - Ausserdem ein Höhepunkt im Werk von Miklós Rózsa ( ziemlich guter Wikipedia- Eintrag ! )

jan blank / 13.03.2023

Da sind wir hier doch weiter. Wir ham schon aufblasbare Minister….....

T. Schneegaß / 13.03.2023

@Otto Hold: Schon Hannibal hat mit aufgeblasene Elefanten, an Schnüren baumelnd, die Alpen überquert.

T. Schneegaß / 13.03.2023

Herr Rietzschel, längst sind wir, die Kartoffeln, Weltmeister im Täuschen: wir täuschen einen Kanzler vor, der vom kanzlern nichts versteht, wir täuschen einen Wirtschaftsweisen vor, der von Wirtschaft nichts versteht, wir täuschen eine aus dem Völkerrecht Kommende vor, die von gar nichts nicht mal etwas versteht, wir täuschen einen Gesundheitminister vor, der unheilbar geistig krank ist, wir täuschen eine Rechtsstaat vor, der eine rotgrüne Diktatur ist, .....  und wir haben Montags eine Osthold ...... usw., usf.

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