Klingikt arbeitet 10000 mal besser. Kunst kommt von Können und nicht von Wollen - dann hieße es nämlich Wunst! Ich habe die Ehre gehabt, großen Künstlern über die Schulter zu schauen. Viele von denen konnten sich kaum über Wasser halten. Dali gehörte zu den Großen, viele sind abgeglitten in die Verfremdung oder andersrum- es muß einem schon was einfallen, wenn man “Perspektive ” nicht im Auge hat. -Die Wichtigtuer sind die Vermarkter und ganz wichtig, die Kunstpädagogen, die erstaunlicherweise mit ” was meint der Künstler mit diesem Bild?” ihre eigene Tiefenpsychologie offenbaren. Was haben wir so manchesmal bei Ausstellungen hinter dem Gläschen gelacht, - über die Preissteigerungen. Man denke nur an Richter. -Aber was erwartet man von dem Publikum? Wenn Kunst, im Sinne für das und nicht im Auge des Betrachters eine Bedeutung erlangen soll: Anständiger Kunstunterricht, Farben- und Formenlehre, Es erweitert nicht nur den Horizont, nein es eröffnet dem Geist Perspektiven auf und in anderen Gebieten. - Wäre das so, würden Warhols Bildchen wahrscheinlich unter “Plakatkunst” laufen. Nirgendwo sonst könnte man den Satz “wie kommt dein Geld in meine Tasche” besser anwenden. Schade- eigentlich. Sehr schade!
Auch van Gogh war dekadent. Angeblich war er nicht wegen des besonderen Lichts in der Provence, sondern weil dort mutmasslich die schönsten Frauen waren. Er wollte in Arles eine Künstler-WG einrichten. Es kam aber nur Gauguin. Das Zusammenleben mit Gauguin war für van Gogh schwierig, weil Gauguin mehr Chancen bei den Frauen hatte. Aus Frust darüber schnitt sich van Gogh dann ein Ohr ab. Wenn das nicht dekadent ist.
Der Kunstmarkt boomt — kein Wunder, wohin mit dem Geld, wenn Konten, Yachten, Immobilien wie zu A.H. Zeiten beschlagnahmt werden. Sind ja die „bösen“ Oligarchen. Milliardäre kaufen keine Kunst, sie impfen lieber „altruistisch“die Welt. Wie war das doch mit der „ entarteten Kunst“, man machte sie lächerlich , raubte sie und verdiente gut daran.
“Sie verbürgt den teuren Nervenkitzel in einer Welt, die sich nur noch in der Nachahmung und Zerstörung des Errungenen übertreffen kann, weil sie nichts mehr mit sich anzufangen weiß, nichts, das wirklich neu wäre.” Treffend formuliert. Und ich finde, daß trifft auf vieles andere ebenfalls zu. Überall Abklatsch, Billiges, Provozierendes - in der Sprache, der “Kleidung” und leider auch in der Haltung. Bewundernswertes war gestern. Neulich stand in der U-Bahn ein Mann neben mir. Er trug einen Hut und war auch sonst ganz ungewöhnlich gekleidet. Ich habe ihn sofort angesprochen, und mit einem dicken Kompliment bedacht. Als ältere Dame darf man sich das erlauben. Es folgte eine sehr nette Unterhaltung, und es stimmt, diese kleine Begebenheit hat nichts mit dem spleenigen Andy Warhol zu tun. Doch wenn einem heutzutage zwischen all´ den gepircten und bemalten hektischen Menschen in ihren zerfetzten Jeans mal jemand elegant Gekleideter begegnet, ist das - zumindest für mich - eine Augenweide, eben wie ein schönes, seltenes Bild .
Auf keinem kulturellen Sektor, wenn ich das so mal ausdrücken darf, wird soviel geschwollener Stuß, keine so gequirlte Sch… verzapft, wie auf dem der bildenden Kunst, weder in der Literatur noch in der Musik. Ich erinnere mich an meine Gymnasialzeit Anfang oder Mitte der 60er Jahre. Da wurde unsere Klasse aus dem Schullandheim in Holzhausen nach Kassel transportiert zu der damals gerade stattfindenden Documenta. Ich sehe noch genau vor mir den Saal mit diesen rachitischen Plastiken eines Herrn Giacometti. Eine Gruppe älterer Herrschaften lauschte andächtig den Erklärungen einer Führerin. Über eine dieser dürren Gestalten auf einem Quader mit 4 Rädern sagte das Mädel wörtlich: „Die Figur weist in die Transzendenz.“ Meine Klassenkameraden (mich eingeschlossen) hätten sich beinahe nass gemacht. Einer meinte erschrocken, wir seien doch mit dem Bus hierher gefahren, ob wir etwas von der Transzendenz gespürt hätten? Nun ja, der Klassenkamerad war eben nicht so dürr wie die Giacometti-Dinger.
Die 195.000.000 Millionen Dollar, lieber Herr Rietzschel, schmälern in ihrer überzogenen Dekadenz das Kunstwerk und die Kunst (Bildende Kunst) nicht. Letztendlich ist es ein kultureller Fetisch, der sich kunsthistorisch im gesellschaftlichen Kontext aufgeladen hat. Es geht ja nicht allen Kunstwerken mit hoher Qualität so, sie fristen meist ein viel bescheideneres Dasein. Das sind die Wert-Spitzen, die in der Ökonomie entstehen. Wir wissen doch alle, wieviel Psychologie in der Wirtschaft steckt.
Die Museen sind nach dem 2. WK von einer kleinen Zahl berufsmäßiger Kunstlenker unterwandert worden. Mit Förderpreisen bekamen sie die Kunst bald in den Griff. Wer Lust hat, geht auf Bildersuche mit “Paul Wunderlich”, “H. Bellmer”, Schröder-Sonnenstern”, “Fernand Botero”, “Kandinsky” , “Max Ernst”, “Francis Bacon”, “Bob Rauschenberg”, mit “Modern Art Museum” und “documenta”. Das ist nur eine kleine Sammlung von sexualphatologischen Phantasien der fiesesten Miserabilisten. Als Chrustschow bei einem Besuch durch ein Museum geführt wurde, blieb er vor einem Picasso stehen: Das malt mein Esel mit dem Schwanz? Recht hatte er, denn der Kunstmarkt war damals schon nur noch eine Warenausstellung. Die Jubelpresse sagt oft mehr, als sie sagen dürfte. Es ging darum, Kunst und Kultur durch Häßlichkeit kaputt zu kriegen. Dahinter steckte diese Adorno.
Ohne Kunsthistoriker würde dieser Markt nicht existieren. Und “Kunstgeschichte” ist, wie uns Bismarck erklärte, die Maßeinheit für Dekadenz. Also abwarten wie viel Luft noch nach Oben ist.
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