Claudio Casula / 28.02.2024 / 13:30 / Foto: Olaf Kosinsky / 20 / Seite ausdrucken

Nach Broder-Sieg vor Gericht: Faeser lässt einstampfen

Mit reichlich Verspätung und ohne ein Wort des Bedauerns hat das Innenministerium nach einem Gerichtsurteil den fragwürdigen Bericht zur „Muslimfeindlichkeit“ offline genommen.

Das Bundesinnenministerium muss seine fragwürdige Studie zur Muslimfeindlichkeit einstampfen. Wie unter anderem die NZZ berichtet, hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg geurteilt, dass darin die Persönlichkeitsrechte von Autor und Achgut-Herausgeber Henryk M. Broder verletzt wurden. Eine Studie zur „Muslimfeindlichkeit“, die vom Bundesinnenministerium herausgegeben wurde, hatte sich als Fallbeispiel ausgerechnet einen Artikel Broders aus dem Jahr 2010 (!) im Spiegel ausgesucht, in dem er sich mit den Reaktionen von Muslimen weltweit u.a. auf die Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten auseinandergesetzt hatte, und dem Autor vorgeworfen, er habe „Muslim*innen pauschal als unwissende, ehrversessene, blutrünstige Horden dämonisiert“ (mehr zum Sachverhalt hier von Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel und hier von Henryk M. Broder selbst).

Warum der „Expertenkreis“, der die Studie erstellte, sich trotz zahlreicher jüngerer Arbeiten Broders zum Thema einen derart alten Artikel vorgenommen und den Autor absichtlich falsch verstehen wollte, bleibt sein Geheimnis.

Jetzt, vier Wochen nach dem Urteil, hat das Innenministerium nach der einstweiligen Anordnung endlich den Bericht zur „Muslimfeindlichkeit“ von seinem Internetportal genommen und 200 restliche Druckexemplare des Berichts „entsorgt“, wie Rechtsanwalt Steinhöfel in geschäftsmäßigem Ton und ohne ein Wort des Bedauerns oder gar der Entschuldigung aus dem Hause Faeser mitgeteilt wurde (Screenshot im verlinkten NZZ-Artikel).

Obwohl der Bundesadler auf dem Papier des umstrittenen Berichts prangt und Bundesinnenministerin Nancy Faeser persönlich das Vorwort schrieb, hat sie nichts zur Sache zu sagen und will offenbar nichts damit zu tun haben. Henryk M. Broder stellt dazu fest: „Das ist die alte deutsche Kunst, alles mitzumachen, ohne dabeigewesen zu sein.“

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

Foto: Olaf Kosinsky CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

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Irene Luh / 28.02.2024

Meine Güte, eine hasserfüllte Christenhasserin wie Faeser schürt weiter Feuer. Doppelt hält besser.

Jörg Themlitz / 28.02.2024

“Mit reichlich Verspätung und ohne ein Wort des Bedauerns…”, Kann ich nicht glauben. Haben Sie wirklich Anstand, Haltung oder Ehrgefühl erwartet?; “Als Anstand wird in der Soziologie ein als selbstverständlich empfundener Maßstab für ethisch-moralischen Anspruch und Erwartung an gutes oder richtiges Verhalten bezeichnet. Der Anstand bestimmt die Umgangsformen und die Lebensart.[1]” aus Wikipedia, Nicht mal in Hessen wollten sie diese Dame haben.

Thomas Szabó / 28.02.2024

„Muslim*innen pauschal als unwissende, ehrversessene, blutrünstige Horden dämonisiert“ Wir müssen korrekt differenzieren & verallgemeinern: Diese Charakterisierung trifft auf viele individuelle Muslime nicht zu. Die Charakterisierung trifft auf die Muslime im allgemeinen zu. ♦ Individuelle Nazis wie Oscar Schindler waren keine Antisemiten. Das Kollektiv der Nazis war antisemitisch. Das selbe gilt für Muslime. ♦ Bei allgemeinen Trends innerhalb eines Kollektivs muss man verallgemeinern / pauschalisieren. Man muss das Kollektiv wie eine Einzelperson beurteilen. Die Pauschalisierung erfolgt zu Recht. Ohne zu pauschalisieren, kann man das Kollektiv nicht beurteilen. Wenn wir über “die Nazis”, “die Kommunisten”, “die Muslime”, “die Grünen”, etc. reden, dann pauschalisieren / verallgemeinern wir. Das ist völlig legitim & notwendig. Die Frage ist nur, ob die Verallgemeinerung zutreffend ist oder nicht. ♦ Beim Verallgemeinern beurteilen wir das Kollektiv, beim Differenzieren das individuelle Mitglied des Kollektivs. Das individuelle Mitglied eines Kollektivs kann ganz anders sein, als sein Kollektiv. Ein individuelles Mitglied eines Kollektivs kann ganz supergenial sein, während sein Kollektiv Scheiße ist.

Peter Krämer / 28.02.2024

Lieber Herr Casula, Sie sind völlig von gestern. Wer entschuldigt sich denn heute noch für persönliche Fehler, wer übernimmt Verantwortung oder tritt gar zurück? So etwas gab es noch in Zeiten, in denen Medien sich als Kontrollinstanz der Regierung verstanden haben. Ist also schon länger her.

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