Dem Linksaußen-Portal „Volksverpetzer" ist der Gemeinnützigkeitsstatus aberkannt worden. Aber war der jemals angemessen?
Dem Johannes-Evangelium zufolge hat der römische Prokurator Pontius Pilatus auf die Bemerkung Jesu, in die Welt gekommen zu sein, um „Zeugnis für die Wahrheit“ abzulegen, „Was ist Wahrheit?“ gefragt. Wäre Thomas Laschyk damals zugegen gewesen, hätte er „Alles, was die Mächtigen sagen!“ dazwischengerufen. Der Betreiber des Agitprop-Blogs „Volksverpetzer“ hat schließlich selbst ein Buch mit dem Titel „Werbung für die Wahrheit“ verfasst, in deren Besitz gelangt zu sein er vorgibt, und die zufällig immer so aussieht, dass Kritiker der Herrschaft grundsätzlich ganz schlecht wegkommen.
Das Geschäftsmodell der volksverpetzenden „Faktenchecker“ ist denkbar schlicht: Sie gucken nach, was jemand von der AfD jetzt wieder zu irgendeinem Thema gesagt hat, dann suchen sie nach Indizien für das Gegenteil und nennen „Quellen“, die fast immer aus den Staatsmedien oder gleich aus Regierungskreisen stammen, auf dass das offizielle Narrativ unbeschädigt bleibt. Wenn’s hochkommt, wird ein „Experte“ befragt, der ihre Meinung teilt. Selbst Herrschaftskritik zu üben, der Regierung auf die Finger zu sehen, „sagen, was ist“ oder sich mit keiner Sache gemein zu machen, ist des Volksverpetzers Sache nicht.
Bemühen sich andere Vertreter aus dem rot-grünen Milieu wie öffentlich-rechtliche „Faktenfüchse“ oder Correctiv, wenigstens einigermaßen seriös rüberzukommen, kumpelt der Volksverpetzer seine leider recht zahlreichen Leser duzend an und erzählt ihnen, wie demokratiefeindlich und rassistisch die AfD ist, dass Douglas Murray „rechtsradikal“ sei und Achgut ein „Rechtsaußen-Blog“. Prügel bezieht auch regelmäßig die CDU/CSU (rääächts!), aber dort pflegt man, die Mahnung von Erich Kästner gepflegt ignorierend, den Kakao, durch den man vom Establishment gezogen wird, nicht nur zu trinken, sondern auch noch enthusiastisch „Hmmmmm, lecker!“ zu rufen. In einem Tweet vom 16. Oktober 2020 nennt die Union „gute Quellen für den wichtigen Kampf gegen Verschwörungsmythen“, darunter Correctiv und den Volksverpetzer. Im Juli 2020 war Laschyks Linksaußen-Plattform schon mit dem Augsburger Medienpreis ausgezeichnet worden, den das Medienforum Augsburg e.V. vergibt und in dessen Jury auch ein Freistaat-Vertreter sitzt, weshalb Markus Söder in einer Videobotschaft auch noch seine Glückwünsche aussprach.
Agitprop war gemeinnützig?
Jede Volte der Politik wird vom Volksverpetzer mühelos mitvollzogen: Am 27. Januar 2020 nannte Laschyk „den heimlichen Grund, warum Dir Rechte Angst vor dem Corona-Virus machen wollen“, das nämlich „NICHT als potenziell tödlich eingestuft“ werde. Lebensgefahr bestünde, „wie auch bei der Grippe“, „nur für ältere und kranke Menschen“. Das war ausnahmsweise mal korrekt, aber es kam bekanntlich anders: Die Politik jazzte Corona zur Killerseuche hoch, und am 31. März kassierte Laschyk sein acht Wochen altes Statement ein. Im Mai 2020 zeigte er sich in einem Text genervt von den „peinlichen Corona-Schwurblern“, die behaupteten, „Corona sei nur so tödlich wie die Grippe, obwohl das auf einem Rechenfehler beruht“.
Mit der Wahrheit scheint das also so eine Sache zu sein. Und mit der Logik auch. Alexander Wendt kommentierte das damals so: „In ihrer Erklärung zu ihrer Corona-Berichterstattung im Januar schreibt ,Volksverpetzer‘ außerdem: ,Die Instrumentalisierung der Gefahr durch Rechtsextreme ist natürlich eine korrekte Einschätzung, zu der wir auch weiterhin stehen, da sie u.a. ja weiter dadurch bewiesen wird, dass Rechtsextreme jetzt dazu umschwenken, das Virus zu verharmlosen.‘ Die Instrumentalisierung der Gefahr durch Rechtsextreme wird also dadurch bewiesen, dass sie jetzt die Gefahr herunterspielen. Die Dialektik ist bemerkenswert.“
Aus irgendeinem rätselhaften Grund war Laschyks Propagandaklitsche jahrelang als gemeinnützig“ anerkannt. Damit ist es nun vorbei. „Der Entzug der Gemeinnützigkeit wurde damit begründet, dass der Volksverpetzer Journalismus betreibt und dies nicht als gemeinnützig anerkannt wird“, heißt es in der Meldung. Ob das, was der Volksverpetzer jeden Tag emittiert, viel mit Journalismus zu tun hat, ist die Frage. Ganz richtig aber liegt die Finanzbehörde allerdings mit der aktuellen Einschätzung, dass das Portal nicht gemeinnützig ist, es sei denn, Agitation und Propaganda im Sinne der Politik könnte man so verstehen. Laschyk tut es natürlich, als er um Unterstützung barmt. Der Volksverpetzer fördere nämlich „die internationale Gesinnung“. Oder, wie es einmal in einem Stück hieß, in dem sich diese Parodie auf den Journalismus selbst feierte: „Wir verstehen unsere Arbeit als Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Gerechtigkeit und die Wahrheit. Als Kampf gegen Fake News, Hass, Hetze, Ausgrenzung, Diskriminierung und Manipulation.“ Es sei denn, all das geschieht im Namen der „internationalen Gesinnung“.
Der grottigste Clown im Fallzahlen-Zirkus
Die Qualität der Volksverpetzer-Stücke steht in krassem Gegensatz zu dem Anspruch, die „Wahrheit“ und nichts als die Wahrheit zu verkünden, wie sich besonders in der Corona-Zeit zeigte. Damals war der Volksverpetzer der grottigste Clown im Fallzahlen-Zirkus. Mit Studien hatte Laschyks Team nichts am Hut, dafür war der Furor über die „Aluhut-Träger“, die ihre Kritik mit harter Wissenschaft begründeten, gewaltig. Noch maßnahmengeiler als die Politiker aufzutreten, die die Maßnahmen evidenzlos verhängten, muss man ja auch erst mal hinbekommen. In jeder Woche mit hohen Fallzahlen stürben „zusätzlich mehrere tausend Menschen“, lauterbachte ein Philip Kreißel in einem Stück vom November 2020 mit dem Orwellschen Titel „Harter Lockdown = mehr Freiheit“. Ein trauriger Tiefpunkt des Ranschleimer-Journalismus, der im Hause Laschyk gepflegt wird.
Vielleicht war die steuerliche Begünstigung dieses hochgradig unseriösen Treibens ein Resultat des Wohlwollens, das die Politik der Willfährigkeit des Volksverpetzers entgegenbrachte. Sie wird, da es vorläufig ein Ende damit hat, sicher andere Mittel und Wege finden, sich den Gefälligkeitsjournalismus warmzuhalten. Aus irgendeinem Topf für die regierungsnahen Nichtregierungsorganisationen wird das Team schon versorgt; wenn man die Opposition verbieten will, braucht man schließlich jeden m/w/d, der so etwas im Namen der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit verteidigt. Der darf dann auch ruhig peinlich sein, schließlich kennt die Politik selbst keine Schamgrenzen mehr. Eben haben sich die Volksvertreter die fetteste Diätenerhöhung seit 28 Jahren gegönnt. Sagen Sie mal was dagegen, dann kommt der Volksverpetzer um die Ecke und erklärt, warum Sie ein Feind der Demokratie sind. Es ist ganz leicht, heutzutage.
Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.