Als bekennender “Intensivkatholik” bin ich den negativen, herabsetzenden Duktus, der sich in vielen Leserbriefen hier zeigt, fast schon gewöhnt. Unsere Kirche hat auch einiges dazu getan. Viele sind aus der Kirche wegen tiefer Enttäuschung ausgetreten, andere nur der Kirchensteuer wegen und verkaufen dies heute gerne als Ergebnis eines aufgeklärten Gesinnungsprozesses. Viel lässt sich über das Führungspersonal der Kirche sagen und nicht nur Positives. Mir selbst sind als ehemaligem Schüler einer katholischen Schule nur zugewandte, empathische und im besten Sinne liebevolle Geistliche begegnet. In meinem “geistlichen Zentrum”, der Citypastoral Mannheim, reißen sich Jesuiten und das andere Personal den “Arsch” auf, um die Defekte, die unsere Leistungsgesellschaft hinterlässt, durch gute Seelsorge zu reparieren. In unserem Wallfahrtsort liest ein mittlerweile 81-jähriger Pfarrer jeden Sonntag die Heilige Messe, nimmt Beichten ab, bringt Kranken die Kommunion und organisiert den Wallfahrtsbetrieb. Ich könnte weitere solcher Beispiele aneinanderreihen. Ich erlebe lebendige Kirche z.B. als Gast in Frankreich, wo der Staat laizisiert ist, aber trotz verfallender sakraler Bauten die Gemeinden mit zu Herzen gehendem Engagement Gottesdienste feiern. Ich weiß, dass der Don Bosco-Orden weltweit Straßenkinder von den Straßen holt und ihnen mit sehr viel Einsatz eine Schulbildung vermittelt. Dort lebt Christus in seiner Kirche. Sie wird dort beschädigt, wo sie zu nah mit dem Staat in einem Boot sitzt. Meinetwegen kann die Kirchensteuer abgeschafft werden. Und vor allem sollten die deutschen Bischöfe nicht mehr auf die jeweilige Landesverfassungen ihrer Bistümer vereidigt werden. Mir ist das zu nah. Loyalität kann man nicht aufteilen, ohne dass ein anderer Teil Schaden nimmt. Daher sollten sich vor allem die mächtigen deutschen Bischöfe immer wieder daran erinnert fühlen, dass sie in erster Linie als römisch-katholische einer universalistischen Kirche angehören.
@Werte Frau Wilheimi, „ die christlichen Kirchen verraten ....“ ist mir einfach zu unpräzise. Wir erleben das hier in Deutschland gerade bei den beiden Volkskirchen, wahrscheinlich ist auch Herr Franziskus infiziert. Ich kenne auch Länder, da ist die Entwicklung auch anders(Slowakei), was mich schon verwundert hat. Es ist wohl eher so, wie es Herr Mazurek beschrieben hat, eine „Protestantisierung“ der deutschen kath. Kirche, bzw. sind davon etliche Priester betroffen. Und:(auch @ Burkhard Minack) natürlich bedarf es der Kirche, der Gemeinschaft, das hat der Stifter so vorbestimmt, wenn hier jeder nach seinem Gutdünken auslegt, glaubt und handelt, da graust mir allein der Gedanke, was da entsteht. Auch wenn man mit vielem Tun der „ Funktionäre“ nicht einverstanden ist, sollte man sich nicht erhöhen. Auch Herr Luther war kein gutes Vorbild. Treue sollte man zu den Urprinzipien haben, nicht zu verwechseln mit einer Treue zu fehlgeleiteten Priestern. Die wird es immer geben. Ich denke, eine wöchentliche Verkündigung des Evangeliums kann sicherlich besser sein, als der Satz „.. kann auch ohne Kirche guter Christ sein“. Kenne da nicht wirklich einen und darauf kommt’s im übrigen auch nicht an, eine Haltung, wie bei den großen russischen Dichtern Dostojewski und Tolstoi in Sachen glauben spricht mich mehr an. Trotzdem trete ich nächste Woche aus der Körpersch. des öffentlichen Recht i.S. Kirche aus, nicht aus der Kirche, das geht mal nicht. Was aber geht, ist, das man verhindern kann, aus dem Taufregister gestrichen zu werden. Habe den Fall dazu in Bayern gelesen, der sich in Rom beschwert hat, der Heimatbischof müsste dann die Streichung stornieren. Warum auch soll für ein deutsches Kir.-mitglied anderes Recht gelten, als für ein australisches? Trotzdem werde ich mir meinen sonntäglichen Kirchgang nicht nehmen lassen und dem Pfarrer gegenüber treten. Es geht um Glauben, nicht um gutmenscheln. Kommt Politik in der Predigt vor- bin ich in der Zeit demonstrativ draußen.
Mein Vorschlag an die Bischöfe Wölki und Marx: Machen Sie den ersten Schritt beim Übergang des deutschen Nationalstaats in einen europäischen Superstaat. Verzichten Sie auf die Privilegien, die Ihnen dieser Nationalstaat bietet, schaffen Sie die staatlich eingezogene Kirchensteuer und die Bezahlung der Bischöfe mit normalen Steuergeldern ab. Gehen Sie voran in Ihrem Kampf gegen den Kapitalismus und stellen Ihre Immobilien und Grundstücke der Allgemeinheit zur Verfügung, Sie finden ja auch die Enteignung von Berliner Wohnbaugesellschaften gut. Stellen Sie Ihre leerstehenden Klöster unentgeltlich für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung und übertreffen Sie damit den Vatikan, der bereits einen Flüchtling aufgenommen hat. Sie sehen, man kann auch ohne große Worte viel erreichen, man muss nur das machen, was man anderen predigt!
Als Atheistin bin ich überzeugte Europäerin. Aber überzeugte Europäerin zu sein, hat nichts mit einem EU-Einheitsbrei zu tun, der nicht wirklich etwas mit europäischer Kultur zu tun hat, sondern uns unsere Kultur nimmt, uns zu entwurzelten Irgendwie-Irgendwas-Menschen machen will. Völker, denen, die Geschichte genommen wird, haben keine Zukunft. Europa prosperiert, wen es starke Nationalstaaten gibt, die in Konkurrenz UND in der Gemeinsamkeit viel hervorbringen könnten, jenseits des Zwangs auf der Bierflasche die Kalorienzahl zu vermerken und anderer Pippifax. Die christlichen Kirchen veranstalten gerade ihren Abgesang, weil sie ihren Gott und Jesus verraten und zwar täglich. Wozu benötigen Gläubige so eine Amtskirche? Wer gläubig ist, kann mit seinem Gott und mit Jesus im eigenen Glauben Kontakt suchen. Niemand braucht Kirchenverräter dazu. Natürlich muss die Bezeichnung christliches Abendland ausgrenzen. Das machen islamische Staaten ebenso, indem sie sich als Gottesstaaten bezeichnen. WIR haben unsere Kultur, DIE haben ihre Kultur. Beide Kulturen sind nicht kompatibel. Wer als Kirchenvertreter das nicht mehr weiß, sollte seinen Kirchentitel zurückgeben, sich noch einmal auf eine Priesterschule begeben und lernen, WAS es heißt, Christ zu sein oder in einem christlichen Abendland zu leben. Gerade diese Kirchenfürsten haben sehr viel getan, um die Christen aus ihren Kirchen zu verjagen. Sie müssen sich nicht wundern, wenn es immer mehr Kirchenaustritte gibt. Für meinen Geschmack sind es noch viel zu wenige.
@Wilfried Cremer Lieber Hr. Cremer, sollten Sie Menschen kennen, die solche kruden Ansichten vertreten ( alle Priester seien Kinderschänder oder alle Asylanten Messerstecher) sollten Sie unbedingt Ihren Bekanntenkreis überprüfen! Mir sind solche Äußerungen nicht bekannt. Was diese mit Broders Text zu tun haben könnten, so dass Sie Ihren Kommentar unter diesem platzieren erschließt sich mir ebensowenig! Aber bekanntermaßen sind die Wege des Herrn ja unergründlich ...
Herrscht in EU-Europa wirklich Religionsfrieden - oder befinden wir uns nicht am Vorabend eines neuen Religionskrieges? Zwischen Islam und Christen- bzw. Judentum. Gut - vielleicht unterwerfen sich die Christen kampflos. Den Juden aber wird gar nichts anderes übrigbleiben, als zu kämpfen. Können sie doch vom Islam absolut keine Gnade erwarten. Und von unserer schäbigen, verlogenen Bundesregierung keinerlei Hilfe…
Kardinal Marx, was bitte sind “religionsbezogene eigene Wahrheiten”? Ich vermute mal, es gibt eine einzige objektive Realität, alles andere sind subjektive Annahmen, die sich je nach gesellschaftlichem Kontext nach Belieben ändern können..
Lieber Herr Broder, die deutschen Kirchen haben sich schon vor über einer Dekade für einen neuen Kurs entschieden. Sie mussten schon damals ohnmächtig die zunehmenden Kirchenaustritte registrieren. Und dann mussten sie noch miterleben, dass durch immer mehr muslimische Einwanderung eine Neo - Religionisierung der Gesellschaft in Gange kam. Wenn auch keine christliche. Das macht neidisch. Dass der Funke überspringe auf die christlichen Verhältnisse, auf dass auch ihre Schäfchen wiederkehren mögen in den Schoß der Kirchen, war von nun an die halbbewusste Hoffnung. Und so wird seither nun wieder von Pfaffen scharf abgegrenzt definiert und in voller Mimesis altchristlicher und neuislamischer Hybris von oben formuliert, was ein Christ ist, was er zu denken hat und wie zu handeln. Denn so stellen sich auch die Kirchenfürsten Marx und Woelki in ihren kühnen Träumen ihre Gläubigen vor: Sie mögen wie der Muslim dem Iman ihrem Pfarrer alles glauben und den Vordenkern der Kirche alles nachäffen, was auf der Kanzel gepredigt wird. Ob offene Grenzen oder Tempolimit: Die Kirche will den Kurs bestimmen. Natürlich handelt es sich um Projektion. Das lernt der Psychologiestudent im ersten Semester. Aus Neid basteln sie Größenwahn. Diesen vertuschten Größenwahn (schließlich möchte man sich das Land ja mit den Muslimen teilen wie einstmals Hitler mit den Japanern die Welt) können die Woelkis und Marx auch deswegen so ungestört ausleben, weil sie wissen, dass der deutsche Staat auch bei noch mehr Kirchenaustritten die Kirchen finanziell nicht hängen lässt und weil (vor allem durch den aktuellen Papst) die Kirche nicht mehr das linke Feindbild darstellt und dass vielmehr eine Art Pakt geschlossen wurde zwischen linken Internationalisten und Vertretern der beiden Kirchen. Der Kinderschänder scheint wie ein Phänomen von gestern, die Kirche gibt sich reuig, der linksliberale Zeitgeist gibt sich großherzig, da ja der Generalkurs stimmt. Schon lange war Kirche nicht mehr so sehr Staatsk
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.