Gurnah ist doch nicht schwarz! Und Sansibar - da denke ich vor allem an arabische Sklavenhändler— Sultanat Sansibar. Also will der Herr Gurnah über welche Kolonialzeit geschrieben haben?.. Die schwedische Kommission gab nur Blabla von sich; für mich folgere ich: Den brauche ich nicht zu lesen.
Herzlichen Glückwunsch an Herrn Gurnah; soviel ich weiß, ist mit der Verleihung eine ansehnliche Geldsumme verbunden. Jedoch, ein Komitee, das einem Günter Grass einen Preis verleiht, ist bei mir schon mal untendurch. Und wenn ich dann über den aktuellen Preisträger lese, dass er Kolonialgeschichte - hahaha auch die deutsche (!), allerdings war seine Heimat Sansibar niemals deutsche Kolonie - aufarbeitet statt der Vergangenheit seiner Heimat als Sklavenhandelszentrum mal ein paar Zeilen zu widmen und ich in seiner Vita lese, dass der arme von Kolonialmächten Geschundene letztlich Zuflucht und (aha!) ein gedeihliches Auskommen exakt bei diesen Kolonialherren im englischen Mutterland gefunden hat, sinkt mein Interesse, mir seine Literatur anzulesen auf null. Mag sein, dass ich mich täusche. denn man liest auch von “unideologischen” Darstellungen in seinen Werken. Dennoch bleibt es eine Tatsache: Thema verfehlt! Aufarbeitung der Rolle “Sansibars” in der Sklaverei wäre interessant gewesen.
wieso ist der Literatur-Nobelpreis “nach Afrika” gegangen,bei einem Mann/Autor, der seit 53 Jahren in GB lebt???? ich dachte immer,die “Herkunft” entscheidet nicht über das Da-sein???hab ich da jetzt doch etwas missverstanden? Lustigerweise stammt der Gute noch von den Sklavenfängern ab,die wie zb auf Sansibar das Geschäft lange vor den Kolonialisten und dann im Zusammenspiel mit Ihnen durchführten,also wirklich ein “Afrikaner”
Den Kolonialismus und seine Auswirkungen allein anhand der deutschen Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika, Sansibar zu veranschaulichen, ist in etwa so, als wenn man die weltweiten CO2-Ausstoß-Sünden und somit den sogenannten menschengemachten Klimawandel allein anhand des CO2-Ausstoßes Deutschlands veranschaulichen würde.
ich gehe jede Wette ein, dass dieser Preisträger in Tanzania noch unbekannter ist als in D.
Ja, das ist wirklich schlimm - man lebt doch hier in dem stillen Bewusstsein, das den Afrikanern das Lesen und Schreiben beigebracht werden muss, und dann kommen sie mit dem Nobelpreis für Literatur. Ich fühle mich da beim Mitdenken überfordert.
Ich habe dann gleich “Afterlives” per Kindle runtergeladen und nach einem Kapitel aufgegeben: Sprachlich schlicht, die Story des passiven jungen Mannes, der in ab ca 1900 spielenden Geschichte die Hauptperson ist, Kind eines aus Indien stammenden Vaters und einer afrikanischen Mutter, diese Lebensgeschichte ist deprimierend. Das hat aber nichts mit Kolonialismus oder Rassismus zu tun. Der junge Mann war Hilfsarbeiter bei mehreren in Ostafrika tätigen indischen Geldverleihern, seine (indische) Frau hasste ihn.- Also alles sehr, sehr depri. Die historischen Zutaten bestehen aus ohne rechten Zusammenhang hineingestreute Meldungen von Greueltaten der deutschen “schutztruppe” und der von ihr requirierten heimischen Askari. Es hat wohl fortlaufend Aufstände der freiheitsliebenden Ethnien dort gegeben, die von den Deutschen brutal niedergeschlagen wurden. Als bösartig wertet der Autor auch den Bau von Straßen, Eisenbahnstrecken und auch Krankenhäusern, letztere wurden gebaut, um die zur Zwangsarbeit verpflichteten Einheimischen gesund zu machen und wieder zur Arbeit zu zwingen. Vor den bzw ohne die Kolonialisten scheint das Leben in Sansibar und Umgebung ein friedliches Miteinander von vielen befreundeten Ethnien in islamischer Hochkultur gewesen sein. Dann kamen die bösen Europäer, brachten Mittel gegen Malaria und die Schlafkrankheit, steigerten damit die Lebenserwartung erheblich. Kolonialverbrechen. (Die weiteren Kapitel mit den Nazis etc habe ich nur überflogen. Wären für modernisierte Schulbücher geeignet.)
Zitat: “Dass der Literaturnobelpreis 2021 nach Afrika gehen könnte, war nicht unwahrscheinlich. Seit der Verleihung an den Südafrikaner John Maxwell Coetzee im Jahr 2003 ist der Kontinent leer ausgegangen. “ Vielleicht sollte das Nobelpreiskommitee eine Quotierung nach Hautfarbe/Kontinent/Geschlecht/sexueller Orientierung/der Häufigkeit der Verwendung des Konditionals des Autoren oder ähnlicher Kriterien einführen. Damit könnte man dann im Vorhinein absehen, daß 2022 eine einbeinige transsexuelle Chinesin, die konjunktivische Lyrik in altmauretanischem Dialekt erdichtet, die wahrscheinlichste Preisträgerin sein wird.
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