Volker Seitz / 27.01.2024 / 10:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Wieder Terror gegen Christen in Nigeria

Dass Christen in Nigeria regelmäßig Opfer islamistischer Angriffe sind und die Zahl der Getöteten immer weiter steigt, wird in Deutschland entweder ignoriert oder heruntergespielt. 

Über Christenverfolgungen musste ich leider immer mal wieder schreiben. Wie zu jedem christlichen Fest kam es auch letztes Jahr über die Weihnachtsfeiertage zu Terroranschlägen in 26 christlichen Gemeinden in Nigeria. Wie reagiert Deutschland?  Von Politik, Kirche, Medien kamen – wenn überhaupt – gut geölte Betroffenheitsfloskeln und sehr abwägende Beurteilungen über das mörderische Verbrechen. In einem Land, in dem Bischöfe manchmal das Kreuz ablegen und in Predigen staatsnah politisieren, verebbt die Anteilnahme rasch und es wird wieder verschämt geschwiegen, wenn es um die Not der Christen in Nigeria geht. 

Bischof Matthew Hassan Kukah von der Diözese Sokoto appellierte an Präsident Bola Tinubu, die Christen in Nigeria besser zu schützen. Im Bundesstaat Sokoto (im Nordwesten Nigerias) wurden Weihnachten 2023 198 Christen ermordet und über 300 verletzt, meist Frauen; Kinder und alte Personen, die nicht fliehen konnten. Darüber hinaus wurden 200 Häuser der Christen zerstört.

Maria Lozano, Sprecherin Hilfswerks  „Kirche in Not“ (siehe auch unten) zählte die neuesten Angriffe zu den gewalttätigsten in der Geschichte der ethnischen und religiösen Streitereien zwischen christlichen Bauern und den nomadischen Fulani-Hirten. Es gäbe Hinweise, dass Fulani-Gruppen in Kontakt mit der Terrormiliz „Boko Haram“ stehen, die auf die vollständige Islamisierung Nigerias abzielt. Durch Terror wurden in den letzten Jahren in Nigeria Zehntausende Menschen getötet und rund zwei Millionen vertrieben.

Hintergrund 

Von den ca. 220 Millionen Einwohnern Nigerias sind etwa 100 Millionen Christen. Der südliche Teil des Landes ist zu etwa 71 Prozent christlich, während der Norden – bei etwa 25 Prozent Christen – vorwiegend muslimisch geprägt ist. Die Scharia wurde 1999 in zwölf der nördlichen Bundesstaaten eingeführt. Dadurch wurde die brutale islamische Unterdrückung der Christen nicht verhindert. Morde, Vergewaltigungen, Entführungen, Zerstörung von Kirchen und privatem Eigentum werden von der Justiz nicht geahndet.

Das Versagen der nigerianischen Regierung, Schutz zu gewährleisten und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, trägt laut den Berichten von Amnesty International zur weiteren Eskalation bei. Die Untersuchungen zeigten, dass die Angriffe gut geplant und koordiniert waren. Trotzdem wurde von den Behörden nur wenig unternommen, was Prävention, Verhaftung und Strafverfolgung betrifft, selbst wenn Informationen über die mutmaßlichen Täter vorlagen“ sagt Osai Ojigho, seit 2017 Direktorin von Amnesty International in Nigeria. 

In dem „Weltverfolgungsindex“ 2024 vom 17. Januar 2024 sind 50 Länder aufgelistet, in denen Christen der schlimmsten Verfolgung und Diskriminierung wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind. Nigeria liegt (nach Nordkorea, Somalia, Jemen, Eritrea und Libyen) auf dem 6. Platz. Im jüngsten Jahresbericht der päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“, die sich der Betreuung von Christen auf der ganzen Welt widmet, heißt es, dass zwischen Januar 2021 und Juni 2022 mehr als 7.600 nigerianische Christen getötet wurden.

Blutige Konflikte zwischen Bauern und Hirten gibt es auch andernorts in Afrika (vgl. Achgut.com vom 2.8.2018 „Tödliche Konflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern“) , aber in Nigeria sind sie religiös aufgeladen.

 

Volker Seitz, Botschafter a.D. und Autor des Bestsellers „ Afrika wird armregiert“, dtv 2021 (11. Auflage)

Foto: Pixabay

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Wolfgang Richter / 27.01.2024

@ Klaus Keller - “Mir wäre nicht bekannt das die Verbrennung lebender, Teil der Scharia wäre.”—Soweit mir bekannt, ist das Richten mittels Feuer dem “obersten Richter” vorbehalten. Als IS-Terroristen weiland in Syrien einen abgestürzten / gefangen genommenen Jordanischen Militärpiloten öffentlich in einem Käfig verbrannten, gab es wegen dieser keinem Irdischen zustehenden Art der Bestrafung / Hinrichtung harsche Kritik aus selbst dem IS nahe stehenden Kreisen.

Ralf Pöhling / 27.01.2024

Wenn Afrika komplett in die Hände der fundamentalen Muselmanen fällt, wird das extrem schwierig. In dem Zusammenhang einen ganz herzlichen Gruß an die Russen. ;-)

Volker Seitz / 27.01.2024

@Klaus Keller Solche Lynchmorde an -auf frischer Tat- erwischten Dieben kommen leider immer wieder vor. Ich kenne solche Fälle aus Westafrika, wo es keine Scharia gibt. Die Polizei ist meist machtlos, weil die Täter rasch fliehen und die Umstehenden schweigen. Ich empfehle den Kriminalroman „ Lightseeker“ eines nigerianischen Autors.

W. Renner / 27.01.2024

Das ganze Elend des islamistischen Terrors ist seit 9/11 fein säuberlich auf thereligionofpeace dot com voll umfänglich dokumentiert. Aber was interessiert das schon die Haltungs-Antifa-Faschisten, wenn Juden und Christenmenschen weltweit täglich massakriert werden?

gerhard giesemann / 27.01.2024

Aufgrund dieser speziellen religiösen Prägung (durch Islam) ist in Nigeria die Vielehe weit verbreitet. Schätzungen zufolge lebt im Nordosten des Landes bei 40 Prozent der verheirateten Frauen mindestens eine weitere Ehefrau mit demselben Mann. Die meisten polygamen Ehen werden statistisch von wohlhabenden Männern höheren Alters geführt, die wenigsten von mittellosen jungen Männern.[96] Der PDP-Präsidentschaftskandidat für 2023, Atiku Abubakar, hat beispielsweise 4 Frauen, 1 Ex-Frau und mit ihnen 28 Kinder. Mithin mehr als fünf Kinderchen pro Frau. Also: It’s the demography, stupid. Gucksdu mal bei wiki/Nigeria. Vielleicht lassen ja die alten, reichen Männer die mittellosen jungen Kerle für sich kämpfen - um die Frauen. Besser wäre, die jungen Kerle täten die alten Säcke zum Deibel jagen ... . Die größte Pest des Planeten heißt Islam. Die anderen, vor allem die Christen, sollten weniger duldsam sein - falls sie nicht den Darwinpreis anstreben. Mit blöd gucken kriegen sie ihn ganz bestimmt. Usw.

dina weis / 27.01.2024

Wenn das andersrum wäre, was dann los wäre…. Im Fokus 2015 Stand auf einer Titelseite- “das hat nichts mit dem Islam zu tun.. DOCH ! “- Glaube und Gewalt gehören da zusammen. Die Botschaft heißt Unterwerfung bis hin zum Töten. Siehe Menschrechte in den islamisch geprägten Ländern. Das ist der große Unterschied zum Christentum (NT), was viele immer noch nicht kapieren. Die Botschaft heißt hier Frieden, Liebe und keine Gewalt, auch wenn Kirche und die Kreuzzüge das missbrauchten für ihre Zwecke . Alle anderen Sekten unter dem Deckmantel des Christentums, die das missbrauchen gehören auch dazu und haben nichts mit der Urbotschaft zu tun. Leider bedeutet das nicht, dass “Christen” deshalb immer gute Menschen sind und jede Form des religiösen Fanatismus auch abzulehnen ist. Wie sagte der Dalai Lama: “Ethik ist wichtiger als Religion”. Gäbe es eine gemeinsame Ethik und eine Wertschätzung gegenüber allem Leben auf dieser Erde, dann gäbe auch weniger Gewalt .

gerhard giesemann / 27.01.2024

@Ilona G.: Spotten Sie nur, Weihnachten ist Sonnenwende und das Jahr des Holzdrachen beginnt am 10. Februar. Die Orthodoxen feiern W. erst am 6. Jenner, dann können sie umso ungehemmter einander auffa Fresse hauen, am 24sten. Selig sind die Bekloppten, denn SIE brauchen keinen Hammer. Ich schon, denn Gott hat uns nicht gegeben ... , 2. Tim. 1, Vers 7, Sie wissen schon. Feliz navidad. An Pfingsten kömmt der Geist gegossen. Jedes Jahr - nützen tut es zwar nichts, aber dran glauben müssen wir alle mal. Und der Herr Zebaoth staunt über seine Schäfchen, schaut herab und vergießt bittere Zähren darob. Dann regnet es, Alhamdulliläh. Und Brahma haut den Dreizack in den Himmel, als Zeichen seiner Trinität, la trinité: Malbrough s’en va-t-en guerre, Mironton ton ton, mirontaine, Malbrough s’en va-t-en guerre, Ne sait quand reviendra, |: Ne sait quand reviendra :| Malbrough s’en va-t-en guerre, Mironton ton ton, mirontaine, Malbrough s’en va-t-en guerre, Ne sait quand reviendra. Il reviendra-z-à Pâques, … Ou à la Trinité. La Trinité se passe, … Malbrough ne revient pas. Etc. dito

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