Henryk M. Broder / 30.01.2023 / 11:00 / Foto: BR / Theresa Högner / 67 / Seite ausdrucken

Jan-Christoph Kitzler und die Pyromanen

Yeah! Das musste raus! Die Minister, die in der Israelischen Regierung sitzen, haben nur auf einen Anlass oder Vorwand gewartet, das Westjordanland de facto zu annektieren, und da kam ihnen der siebenfache Mord gerade gelegen. Jan-Christoph Kitzler vom BR-Hörfunk weiß, wo die Brandstifter sitzen und zündeln.

Wenn man bedenkt, dass Jan-Christoph Kitzler erst im November letzten Jahres angefangen hat, aus Tel Aviv für den BR-Hörfunk zu berichten, muss man zugeben, dass er sich erstaunlich schnell eingearbeitet hat. Kaum hatte ein palästinensischer Terrorist sieben Israelis erschossen, nahm er schon einen Kommentar über die „Zuspitzung im Nahostkonflikt“ auf, der um 01:25 Uhr auf der Homepage der Tagesschau online ging. Gleich im ersten Satz stellt er zutreffend fest, der Anschlag von Jerusalem sei „ein weiterer Beleg dafür, dass die Zeichen im Nahen Osten auf Eskalation stehen“. Das ist schon deswegen nicht falsch, weil – von einigen wenigen Unterbrechungen abgesehen – die Zeichen im Nahen Osten seit der Gründung Israels „auf Eskalation“ stehen. Eskalation im Nahen Osten ist ein Dauerzustand, und es ist natürlich völlig legitim, darauf hinzuweisen, dass die Israelis an der Lage nicht unschuldig sind, weil sie sich beharrlich weigern, das von ihnen besetzte „Palästina“ zu räumen und dahin zurückzugehen, woher sie gekommen sind: Russland, Polen, Rumänien, Jemen, Marokko, Majdanek, Sobibor und Treblinka.

Unbestreitbar richtig ist auch die Feststellung, die Palästinensische Autonomiebehörde verwalte „einen Zustand, der mit Autonomie praktisch nichts mehr zu tun hat“. Sie halte sich nur am Leben, „weil viel Geld aus dem Ausland kommt, das eigentlich einmal dafür gedacht war, einen palästinensischen Staat aufzubauen“. An dieser Stelle wäre ein Hinweis darauf, dass auch die Bundesrepublik zu den Geldgebern gehört, nicht verkehrt gewesen. Aber so ein Detail würde nur vom eigentilchen Thema des Kommentars ablenken, nämlich, dass „Benjamin Netanyahu eine israelische Regierung (führt), in der rechtsextreme und ultrareligiöse Pyromanen nicht nur für schrille Töne sorgen, sie wollen auch Fakten schaffen, den israelischen Staat grundlegend umkrempeln und die Besatzung palästinensischer Gebiete immer weiter vorantreiben – vor allem auch aus radikal jüdischen Motiven“.

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Was sind „radikal jüdische Motive“? Ist es das Streben, sich die Welt untertan zu machen, wie es die „Protokolle der Weisen von Zion“ beschreiben? Ist es die Idee der Rache, wie sie in der Forderung „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zum Ausdruck kommt? Dem Leser bleibt nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, wie es Jan-Christoph Kitzler gemeint haben könnte. Denn nur zwei Absätze weiter holt er die „radikal jüdischen Motive“ wieder aus dem Stehsatz. „Und in der Israelischen Regierung sitzen Minister, die nun ihre Stunde gekommen sehen, das Westjordanland de facto zu annektieren. Ihr Mittel der Wahl: freie Fahrt für alles, was jüdisch ist.“

Yeah! Das musste raus! Die Minister, die in der Israelischen (!) Regierung sitzen, haben nur auf einen Anlass oder Vorwand gewartet, das Westjordanland de facto zu annektieren, und da kam ihnen der siebenfache Mord gerade gelegen. Ein typisch jüdisches Motiv, das an Radikalität kaum überboten werden kann! Diese Juden wenden doch alles zu ihrem Vorteil!

Dann fragt sich Kitzler, ob die „Zwei-Staaten-Lösung noch das richtige Ziel“ sein kann und kommt zu einer überraschenden Erkenntnis: Eher nicht. Und beendet seinen Kommentar mit einer Vorhersage: „Das wahrscheinliche Szenario ist: der nächste Krieg im Nahen Osten. Dafür werden die Brandstifter schon sorgen.“

Und jeder weiß, wo die Brandstifter sitzen und zündeln.

Foto: BR / Theresa Högner

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Leserpost

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Josef Katz / 30.01.2023

wen wundert das eigentlich noch? Die Antisemiten haben wieder eine weitere Bühne in den öffentlich-rechtlichen Medien. Eine differenzierte Aussage ist hier nicht mehr möglich, so wie heute in der FAZ zu lesen war. Dort hat sich der Autor wenigstens bemüht objektiv zu sein. Entsetzlich finde ich die Haltung des Zentralrat der Juden, man hat ja in den Aufsichtsräten der Senderanstalten eigene Vertreter delegiert. Die schweigen aber, genau wie ihre Chefs und das finde ich entsetzlich dem Himmel sei Dank, das es die Jüdische Rundschau Berlin gibt . Dort bekommt auch der Zentralrat die Leviten gelesen. Herr Schuster hat leider nicht das Format wie seine männlichen Vorgänge in den letzten 50 Jahren.

Wilfried Cremer / 30.01.2023

Lieber Herr Broder, dieses Eskalieren reicht sogar bis in den Regionalverkehr der Bundesbahn. Und wer den ersten Schritt getan hat und die Hauptschuld trägt, ergibt sich aus dem Kontext ebenfalls. Nichts Neues also aus der Heimat Hitlers.

Peer Munk / 30.01.2023

In der Tagesschau wurde gestern im Zusammenhang mit dem Anschlag berichtet, welche Maßnahmen die Regierung in Israel nun als Konsequenz ergreifen will. Die Jubelfeiern der Palästinenser, mit denen sie die Morde priesen, wurden nicht erwähnt. So ein Zufall aber auch…

H.Milde / 30.01.2023

Diese intellektuell spärlich möblierte €delfeder lebt doch beste Corporate Identity des Ö(un)RR   linxGRÜNER Intendanten & Redaktionen. Genauso, wenn auch auf anderem Gebiet,  erinnert das an die Journa Jana Genth, die den ebenfalls aus rassitsischen Gründen unterdrückten Erfinder Maxwell Chikumbutso mit seinem W€ltklimaretter & €nergierzeuger-TV , so liebevoll & engagiert sekundierte…. Ich meine, allen wertvollen & demokratiefördernden Haltungsjournos gebührt der AA & P-Preis = Angewandte Agitation & Propaganda á la #, oder der €duard von Schnitzler-Preis á la DDR 1.0, Wer bei “AA” evtl. auch an Nahrungsrückstände denken sollte, würde auch passen….. ; -)

Marc Blenk / 30.01.2023

Lieber Herr Broder, dass man gezwungen wird, diesen judenfeindlichen Schmutz, wo von “radikal jüdischen Motiven” und “freie Fahrt für alles was jüdisch ist” die Rede ist, mit seinen Gebühren zu bezahlen, ist unerträglich.

Alfons Hagenau / 30.01.2023

Auch auf NDR “Kultur” antiisraelische Propaganda, gerade eben. Da werden israelische Künstler befragt, darunter ein aus dem Jemen stammender Kabarettist, die darüber jammern, daß immer weniger Leute sie sehen wollen - und daran ist zweifellos der Staat Israel schuld! Tenor: Der zionistische und rassistische Unrechtsstaat Israel. Eine Gegenmeinung findet selbstverständlich nicht statt, und es gibt auch kein Wort zu den aktuellen Anschlägen im Beitrag. Man könnte ja sonst auf die Idee kommen, daß das Publikum für antizionistische Kunst in Israel wegen des palästinensischen Terrors ausbleibt! Eine Schande für den deutschen Journalismus!

Jörg Themlitz / 30.01.2023

“...in der rechtsextreme und ultrareligiöse Pyromanen…”, Herr Özdemir pflegt solche Personen als Rassisten zu bezeichnen, die das Neonazi Ausstiegstelefon benötigen. Also gewählte Abgeordnete der AfD.

Uta Buhr / 30.01.2023

Wenn ich die antijüdischen Kommentare dieses Herrn K. lese, wird mir speiübel. Wie ist es möglich, dass der Antisemitismus in manchen (Mainstream)kreisen wieder fröhliche Urständ’ feiert. Während über die Opfer des, Holocaust unentwegt verlogene Betroffenheitsreden geschwungen werden, stellt man die täglich um ihr Existenzrecht kämpfenden Israelis gern als die wahren Aggressoren dar. Warum sind die Hohlköpfe unserer Öffis nicht willens, anzuerkennen, das Israel die einzige Demokratie im Mittleren Osten ist, die nicht täglich diffamiert, sondern von uns verteidigt werden müsste. H@ns-Joachim Gille, wo sie Recht haben, haben Sie Recht. Israelis und Araber haben absolut gar nichts miteinander gemein. Wer einmal von Israel aus, dessen Bürger aus der Wüste einen Garten Eden geschaffen haben, über den Zaun in manche Mondlandschaften der Palästinenser-Gebiete wirft, erkennt dies auf den ersten Blick, Was sagte doch weiland ein Bekannter, der jahrelang in Israel als Korrespondent für eine große deutsche Zeitung tätig war? Zitat: ” Es ist der pure Neid, weil die Kameltreiber (der Mann benutzte dieses politisch höchst unkorrekte Wort) den Israelis in keiner Weise das Wasser reichen können.” Noch Fragen?

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