Henryk M. Broder / 23.10.2023 / 15:00 / Foto: achgut.com / 34 / Seite ausdrucken

Irre ist das neue Normal (2)

Früher war das Betreten des Rasens verboten, heute ist der „Generalverdacht“ ein vermintes Gelände. Zwei Beispiele aus dem Gruselkabinett der letzten Tage.

Vor etwas weniger als einem Jahr gab die Co-Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, auf ihrer Instagram-Seite bekannt, ihr „politisches Vorbild" sei „die US-amerikanische Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez“, weil die es schafft, „soziale Fragen, Klimafragen und Antidiskriminierung zu einer gemeinsamen Vision für eine gerechte Zukunft zusammenzubringen“. Was Frau Lang zu erwähnen vergaß, war, dass ihr Vorbild Ocasio-Cortez eine bekennende Antisemitin und Israelhasserin ist. Anfragen, ob ihr diese Tatsache unbekannt wäre, blieben unbeantwortet.

Nun hat Frau Lang der Neuen Osnabrücker Zeitung ein Interview gegeben, in dem sie davor warnte, Muslime pauschal zu verdächtigen. „Wir sollten uns davor hüten, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen“, sagte Lang der NOZ. „Viele Muslime in Deutschland verurteilen den Hamas-Terror ebenfalls“, es gebe viele Stimmen aus der islamischen Gemeinschaft, die sich klar gegen die Hamas positioniert hätten. 

Echt jetzt, Frau Lang? Wenn es so ist, warum nennen Sie dann keine Namen? Fiel Ihnen gerade keiner ein, oder wollten sie diese „vielen Stimmen aus der islamischen Gemeinschaft" nicht der Wut der wenigen aussetzen, die sich klar für die Hamas positioniert haben? 

Was lehrt uns das? Es gibt in unserem Land keinen Platz für Generalverdacht jeder Art! Mit einer Ausnahme: den Generalverdacht gegenüber jungen Frauen, die nichts gelernt haben und deswegen in die Politik gehen mussten, um dort ihre Visionen für eine gerechte Zukunft zu verbreiten. 

Ein Dialog zu dritt

Auch der Berliner Rabbiner Andreas Nachama warnt davor, „Muslime pauschaul als Gewalttäter“ abzustempeln. Nachama, ein Experte für Brüderlichkeit jeder Art, gehört zu den Initiatoren des „House of One", das dem „jüdisch-christlich-islamischen Dialog“ dienen soll, ein „interreligiöses Friedensprojekt“ mitten in Berlin, wenn auch nicht in Neukölln oder Kreuzberg. Man muss es ja nicht gleich übertreiben. Außerdem können die Herrschaften nicht mal zählen und versprechen einen „Dialog“ mit drei Teilnehmern. Hier ab 1:50.

Nachama redet so, wie er sich kleidet. Unter seiner Soutane hätte ein halber Kirchentag Platz. „Die zentrale Botschaft ist: Es ist genug Blut geflossen, es sind genug Leute verletzt, verstümmelt und natürlich auch ermordet worden. Wir brauchen jetzt einen Weg zum Frieden... Ich plädiere nachhaltig dafür (Seufzer), kommt, bisschen niedriger hängen alles, und wir versuchen, aufeinander zuzugehen.“ Eine tolle Idee, ganz in der Tradition von Maimonides, Bloch und Fabian Wolff. Und nachhaltig wie eine Fußmatte aus recycelten Mikroplastikteilchen.

Auch hier gilt: Keinen Generalverdacht! Lieber aufeinander zugehen und einen tripolaren Dialog beginnen. Mit Rabbi Nachama als Ruhestifter.

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W. Renner / 23.10.2023

Ich schlage vor, dass der grosse Rabbi Nachami, gemeinsam mit dem Hornbrillenträger, dem vergesslichen und Ricarda Lang durch den Gazastreifen wandern und unter der dortigen „armen Zivilbevölkerung“ mal herum fragen, wer von denen die bestialischen Anschläge der Hamas verurteilt und bereit ist, die Hand zu reichen und Israel anzuerkennen. Wie würde wohl die Antwort lauten?

Rolf Mainz / 23.10.2023

Man unterhalte sich mal mit rot-grünen Jüngern/innen. Da wird schnell die Rede auf das “Blut an den Händen” kommen. Allerdings nicht der muslimischen Hamas-Terroristen, sondern der christlichen Kirchen und des Judentums(!) Für den Terrorakt wird in diesen Kreisen letztlich Israel selbst verantwortlich gemacht, muslimisch motivierte Verbrechen hingegen werden verschwiegen oder relativiert. Es muss eine Art starker ideologischer Verbundenheit zwischen dem Sozialismus (bereits bei dessen nationalem Vorgänger beobachtbar) und dem Islam geben. Womöglich ist Sozialismus tatsächlich doch nur eine Art von Geisteskrankheit.

Moritz Cremer / 23.10.2023

breit wie lang hat immer diese Stimmen im Vakuum… ;-) Nachama könnte ja mal in Gaza auflaufen & dialogen, er muss aber extrem schnell sein, bevor ... ... ... ah hab`s: er grenzenlose Liebe empfängt ...

Hans Meier / 23.10.2023

Ich sehe die aktuelle Situation ganz einfach so: 1. Wer ist denn der oberste Repräsentant der Deutschen? Wie ist sein Name, wo residiert der? 2. Die juristische Seite. Hat der einen „Dienst-Eid für sein Land und seine Bevölkerung geschworen“? „Wendet er Schaden ab oder vergrößert er den Schaden“? Völlig schnurz wer wann wo um den Brei herum tanzt und journalistisch schnörkelt. 3. es riecht auf jeden Fall nach Landes-Verrat a) gegen das eigene Volk b) gegen die Schutzbefohlenen, insbesondere jüdischen Glaubens c) gegen die Christlichen, die Atheistischen und die unserer Zivilisation einer aufgeklärten Gesellschaft Treuen, die sich nicht scheuen, Entscheidungen zu treffen – aus Verantwortung. Die Fronten sind glasklar, jedes Zögern ist nicht logisch. Mit Logik hat man Erfolg, hat man Glück, kehrt der Frieden wieder zurück. Tollwut-Infekionen sind sofort zu stoppen!

Karsten Dörre / 23.10.2023

Haben die Ruhestifter und Friedensappellisten schon eine Idee, wie man auf den Massenmord am 7.Oktober 2023 in Israel durch Terroristen antwortet? Im modernen Deutschland ist man immer ehrfurchtsvoll still, wenn Massenmorde gegen Deutsche stattfinden; Erfurter Gymnasium 2002, Winnenden 2009, Germanwings Alpen 2015, Berliner Weihnachtsmarkt 2016. Da sind Friedensforderungen 2023 an Opfer von Terrorismus anscheinend typisch deutscher Volksbrauch. Ich vermute nicht Antisemitismus dahinter, sondern blauäugige Ideologie namens Pazifismus, der in der 50000-jährigen Menschheitsgeschichte so erfolgreich war und ist, wie die natürliche Vegetation auf dem Erdmond.

Johannes Schuster / 23.10.2023

@Lutz Herrmann: Es gibt keine Staatsjuden und Staatschristen. Entweder der Mensch lebt, oder er ist ein Finkenbringer des Pharao. Finken sind auf Schweizerdeutsch “Hausschuhe”. Dieses Salon - Judentum ist keine Freude für G-tt, da lebt nichts, das ist tote Deko und absolut neben der Spur. Moralstofftiere könnte man auch sagen. Sich aus der Rolle der Gedenkjuden zu emanzipieren ist eine schwierige Geburt und irgendwie koppelt sich dieses subordinierte in das Staatsorchester nur inkludierte Judentum an die Psychologie der deutschen Eigenverwaltung der Schuld. Es sind moralische Kanarienvögel für die Seele der deutschen Geschichte und die luthersche Moral ist der Vogelhändler. Was soll man machen ? Wie kriegt man die Juden dazu, zu schachern, zu feilschen und mit alten Kleidern zu handeln, daß sie leben und ein Teil der aktiven Gesellschaft sind und nicht ein lebendes totes Memorial ? Wie kriegt man das Leben zurück ? Leben heißt unbequem sein, herum zu diskutieren, widersetzlich sein, nervig, goldig, humorvoll und nicht immer bloß “Wir müssen als Pianist einen guten Abend mit zwei geistreichen Rednern durchbringen”. Und dann kommen diese 50 plus - Kulturgermanen “ach war das ein toller Abend, so pointenreich und… wir haben ja so interessante Impressionen mitnehmen können”. Man soll sich nicht zum Hampelmann nichtssagender Worthülsen machen. “Hier sitzt also ein Publikum von pest-monokausalen Vogelscheuchen mit der Sucht nach Geltung durch Teilhabe an einer geistreichen Veranstaltung….” . Wer es dann noch aushält, der ist offen für tiefere Inhalte und dann kultiviert sich das Selbst auch anders im Dialog mit den Leuten, die ehrlich ein Interesse haben und der jüdische Autor nicht auf die Stufe einer Maniküre gestellt wird .... und sich auch dazu herabwürdigt, - warum auch immer. Ein Deo zur Gewissenberuhigung, ich glaube das trifft die Rolle die die Juden für Deutsche - - aber gefälligst - - einnehmen sollen und leider springen sie auch oft nach dieser Regie.

Ulla Schneider / 23.10.2023

Ich empfehle Frau Lang mit einem blauweißen Abzeichen die Straßen zu durchqueren oder einzukaufen, wenn sie der Meinung ist, daß .............- Nun denn, ich habe eine türkises “FranzKappi” auf dem in der Stirnmitte eine wunderschöne Brosche meiner Großmutter steckt. Aus dem Jahre 1910. In der Mitte befindet sich ein 1cmDurchmesser kleiner D-Stern, der mir nie aufgefallen ist ( er ist einfach zu klein).  Ein Kassierer meines Marktes schaute mich an, eher meine Stirn, und war kaum in der Lage mir das Wechselgeld herauszugeben.  Der “Leibhaftige” muss ihm begegnet sein. - ich würde Frau Ricarda gern mein Kappi leihen. Sie darf hier dann von ihren Erfahrungen berichten.

Silas Loy / 23.10.2023

Wer zählen kann, ist klar im Vorteil, sehr geehrter Herr Broder, ein Dialog und ein Monolog macht drei!

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