Man muss ja auch mal was Positives sagen: Der „Talk im Hangar-7“ bei Servus TV hebt sich zuverlässig wohltuend von den üblichen Quasselrunden ab. Anders als bei Will, Maischberger, Illner und Plasberg wird hier noch auf eine echte kontroverse Diskussion gesetzt, mindestens zwei Lager sind mehr oder weniger paritätisch besetzt, Totalausfälle unter den Eingeladenen extrem selten und vor allem weiß der stets bestens vorbereitete Moderator Michael Fleischhacker die Runde zu leiten, redundantes Geschwafel zu unterbinden, einen Gedanken weiterzuspinnen und so weiter, kurz: Er beherrscht sein Handwerkszeug exzellent. Tu felix Austria!
Zum Glück kann man die Sendung auch in Deutschland verfolgen. Gestern Nacht bzw. heute Abend (22.30 Uhr) und natürlich in der Mediathek ist die Runde zum Thema „Impfzwang und Testpflicht: Alles nur noch Schikane?“ zu sehen, in der auch unser Autor Dr. Gunter Frank saß – zusammen mit dem Mathematiker Peter Markowich von der Universität Wien, der Humanbiologin und Autorin Barbara Schweder, dem Publizisten und Filmemacher Stefan Aust und der Schauspielerin Eva Herzig („Steirerkrimi“). Letztere machte gerade unfreiwillig Schlagzeilen: Sie wurde von ihrer Produktionsfirma gefeuert, weil sie sich nicht impfen lassen will. Nicht, weil sie Impfgegnerin wäre, sondern weil sie die neuartigen Impfstoffe nicht für ausgereift hält.
Schweder hat sich schon im Januar impfen lassen, um „mit gutem Beispiel voranzugehen“, auch Aust ist inzwischen geimpft. Gunter Frank nicht. Er erinnerte daran, dass die Impfstoffe nur eine bedingte Zulassung haben, dass es noch keine Langzeitstudien gibt und Nebenwirkungen nicht in repräsentativen Kohortenstudien erfasst werden. Vehement sprach sich der Arzt gegen die Impfung von Kindern aus. Diese seien schlicht von Corona nicht bedroht. Im vergangenen Jahr seien genau 13 Kinder und Jugendliche im Alter von null bis 19 Jahren „an oder mit Corona“ gestorben, wobei nicht einmal sicher ist, ob sie nicht an anderen Krankheiten, etwa Krebs im Endstadium, gelitten hätten. Es sei unethisch, Kinder zu impfen, wenn sie von Corona nicht betroffen seien, und sie damit den Risiken möglicher Nebenwirkungen auszusetzen. Frank, sonst „ein großer Impffreund“, wies auch darauf hin, dass sich die Ärzte damit juristisch auf dünnem Eis bewegen. Sollte ein Kind infolge der Impfung versterben, könne der Arzt haftbar gemacht werden.
„Wir sind auf einem gefährlichen Weg“
Hauptsächlich drehte sich die Diskussion um Sinn und Unsinn der Impfung von Kindern und Jugendlichen. Markowich behauptete, das Problem sei, dass Kinder ihre Eltern und Großeltern ansteckten. Eva Herzig wies darauf hin, dass Minderjährige besonders unter den harten Corona-Maßnahmen litten und das Tragen von Masken über viele Stunden weder für Körper noch Seele gesundheitsfördernd sei. Die Regeln seien „zu heftig“, die Kinder- und Jugendpsychiatrien seien voll, Selbstmorde nähmen zu. Warum Barbara Schweder an dieser Stelle kicherte, bleibt wohl ihr Geheimnis.
Das Corona-Bullshit-Bingo gewann sie jedoch mit dem Ausruf: „Erfolg der Maßnahmen!“, als Aust daran erinnerte, dass es in der ersten Jahreshälfte 2020 keine Übersterblichkeit gab. Er kritisierte auch, dass auf seine damalige Anfrage hin RKI und Bundesinnenministerium „nichtssagend, frech und dummdreist“ geantwortet und ihn an statista und WHO verwiesen hätten. Die Argumentation des journalistischen Schlachtrosses kreiste immer wieder um das hohe Durchschnittssterbealter der „Corona-Toten“. Die Todeszahl sei die „absolute Basis“, auch intensivmedizinisch seien wir nie an irgendwelche Grenzen gestoßen (hier grüßt der Bundesrechnungshof). Man hätte lieber die Risikogruppen, die schon frühzeitig als solche ausgemacht werden konnten, in den Alters- und Pflegeheimen schützen sollen, statt Maßnahmen auf breiter Basis zu verhängen. Ihm fehle bei allem Verständnis für die anfängliche Panik der Politik einfach der nüchterne Blick auf die Tatsachen.
Gunter Frank warnte, wir seien auf einem gefährlichen Weg. Die Gesellschaft müsse sich entscheiden, wenn es um Freiheitseinschränkungen geht und um die Unversehrtheit des Körpers, vernunftbasiert, nach wissenschaftlichen Standards vorzugehen und nicht „hysterisch, moralisierend, übergriffig“. Genau dieses Muster habe aber den Umgang mit der Corona-Krise geprägt. Der Staat greife massiv in Grundrechte ein, ohne dies begründen zu können. Die eigentliche medizinische Lehre aus der Corona-Krise sei, das Pflegedrama wahrzunehmen und zu erkennen, dass den Menschen wieder ein Sterben in Würde ermöglicht werden muss. Während des Lockdowns seien viele Menschen einsam, ohne Beistand im Krankenhaus gestorben, umgeben von Vermummten und mit einem Schlauch im Hals. Das sei unmenschlich gewesen.
Steile These vom alternativlosen Lockdown
Kurz drohte ein „Beef“, wie man das heute nennt, als Frank erwähnte, dass die Infektionssterblichkeit von Corona nicht höher sei als bei der Grippe, was Markowich vehement bestritt. Vielleicht sollte er doch mal auf die Homepage der WHO schauen. Den Vogel des Abends schoss der Mathematiker mit der steilen Behauptung ab, es habe keine andere Möglichkeit gegeben als den Lockdown (!), woraufhin Aust energisch widersprach; andere Länder hätten zu unterschiedlichen Maßnahmen gegriffen. Letztlich seien die Folgen überall gleich gewesen. Von North- und South Dakota, Florida und Schweden wollte Markowich aber nichts hören.
Es ging dann noch um die Laborunfallthese, die man lange ins Reich der Verschwörungstheorien verwiesen hatte, um die heftig angegriffene Studie von Professor Wiesendanger und um „ziemlich unverantwortliche“ (Aust) Experimente, die China – offenbar und jetzt auch vom „amerikanischen Drosten“ Dr. Fauci eingeräumt – mit amerikanischen Geldern durchführte. Die Diskussion, so Aust, kriege man in Amerika nicht unter den Deckel. Verständlicherweise setzt auch Gunter Frank bei der Aufklärung der Wuhan-Geschichte auf die Amerikaner.
Der Arzt wies abschließend noch einmal darauf hin, dass Corona einige Besonderheiten habe, aber eben kein Massenphänomen sei, „sonst hätten wir ganz andere Probleme“. Insgesamt zeigten die Zahlen, dass wir sehr gut damit leben können und das Virus den Weg der Kreuzimmunität geht.
„…und saisonal wird“, ergänzte Moderator Michael Fleischhacker. Was gerade, wie schon im vergangenen Sommer, bewiesen wird, da mag die Kanzlerin die Niedrigstinzidenzen so oft auf ihre „Maßnahmen“ zurückführen, wie sie will. Weshalb die erneute „Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“, die der Bundestag heute wohl beschließen wird, jeder Grundlage entbehrt. Der Circus Corona tingelt trotzdem weiter. Gut, dass wir einmal mehr darüber gesprochen haben.
Gunter Franks neues Buch „Der Staatsvirus – Ein Arzt erklärt, wie die Vernunft im Lockdown starb“ ist hier im Achgut.com-Shop erhältlich.