Claudio Casula / 27.09.2023 / 14:00 / Foto: JWBE / 45 / Seite ausdrucken

Greta, Luisa und der Heilige Geist

Wahrlich, ich sage euch: Es gibt keine wichtigeren Götter als die Klimagöttinnen, und Greta und Luisa sind ihre Prophetinnen. Das sehen die theologische Fakultät der Universität Helsinki und die theologischen Institutionen an der Universität Bonn offenbar auch so. Wirklich.

Seit der Offenbarung des Johannes ist das Ende der Welt nicht mehr in so düsteren Farben ausgemalt worden wie von diesen beiden gebenedeiten Jungfrauen. Und tatsächlich war die religiöse Dimension ihrer Bewegung schon früh erkennbar – von der Verdammung der Sünden (technischer Fortschritt, Wohlstand) über den Ruf zu Umkehr (Energiewende) und Buße (Abschaffung der freien Marktwirtschaft) bis zur Verbannung der Ketzer (Atomkraftbefürworter) in die Hölle. Die Fossilen sind des Teufels. Die Erlösung naht in Gestalt zigtausender 250 Meter hoher Windräder. Der unbedingte Glaube an die drohende Klimakatastrophe kommt auch ohne wirkliche Belege aus, es zählt nur das Bekenntnis zur einzig wahren Wahrheit.

Folgerichtig erhielt Greta Thunberg im März einen Ehrendoktortitel von der Theologischen Fakultät der Universität Helsinki und Luisa Neubauer wird im Oktober der ökumenische Predigtpreis der theologischen Institutionen an der Universität Bonn in der Kategorie Lebenswerk (!) verliehen.

Im Stall wurden beide nicht gerade geboren. Gretas Mutter ist Opernsängerin, der Vater Schauspieler, Filmproduzent und Drehbuchautor, am Hungertuch nagt man dort gewiss nicht. Luisa kam sogar mit dem goldenen Löffel im Mund und Puderzucker im Po zur Welt, ihre Mutter stammt aus der Millionärsfamilie Reemtsma. Die eine ist eher schüchtern und wurde nur gecastet, weil ein kleines, unschuldiges Mädchen zum Gesicht des Panik-Orchesters werden sollte, die andere sonnt sich sichtlich im Scheinwerferlicht, behauptet unbekümmert allerlei Unsinn und hat auch keine Hemmungen, mit ihrer bescheidenen Qualifikation (Bachelor in Geographie) echte Fachleute vor einem Millionenpublikum abzumeiern. 

Gern treten die beiden Schulschwänzerinnen auch als Duo infernale auf – bei Demonstrationen, die sie „Streiks“ nennen. Als Flugzeugleugnerinnen, denen es erstaunlicherweise an der Fähigkeit gebricht, übers Wasser laufen zu können, legen sie größere Entfernungen zu den vielen Events, bei denen sie ihren Jüngern erscheinen, so umständlich wie öffentlichkeitswirksam zurück. Greta schipperte 2019 zur UN-Klimakonferenz wochenlang per Segelboot über den Atlantik und Luisa eierte drei Jahre später auf dem Weg zur COP27 im ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh tagelang per Bus und Bahn bis Istanbul, um dann doch noch das Mittelmeer mit dem satanischen Flieger zu überqueren.

Einmal den Saum von Luisas Gewand berühren

Nun, die Preisverleiher sind des Glaubenspotenzials, das dem Klima-Narrativ innewohnt, gewahr geworden. Doch gilt die Prophetin Greta im eigenen Lande nichts mehr (bei uns nur der Prophet) – die neue Regierung Schwedens hat sich in Anbetracht der Wirtschaftskrise von den so ehrgeizigen wie unrealistischen Klimazielen der Vorgängerregierungen verabschiedet und den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung verringert, um die Menschen zu entlasten. Finanzministerin Elisabeth Svantesson: „Sie dürfen nicht vergessen, dass die Zeiten für viele Menschen sehr hart sind.“

Sogar günstigeres Benzin durch Steuersenkungen ist angedacht. Und die Menschen wehren sich nicht einmal dagegen! Während in Deutschland vor allem Medienschaffende zitternd dem Moment entgegenfiebern, in dem sie den Saum von Luisas Gewand berühren dürfen. Wahrlich, ich sage euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein deutsches Atomkraftwerk wieder ans Netz! Seht vielmehr die Windmühlen auf dem Felde: Sie drehen sich nicht, sie liefern keinen Strom, und unsere himmlischen Subventionen ernähren sie doch. 

Andererseits heißt es bei Matthäus 24:11: „Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen.“ Ob mit den Irregeführten Journalisten, Politiker und die zeitgeistesverwirrten Theologen aus Helsinki und Bonn gemeint sind? Jedenfalls ist diese Prophezeiung nicht gerade geeignet, gewisse, ja: ketzerische Zweifel an den medialen Lichtgestalten aus Bullerbü und einem Hamburger Elbvorort zu zerstreuen. 

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

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Leserpost

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Michael Anton / 27.09.2023

Maria ist Schutzpatron der Soldaten. Es hat sich herausgestellt daß diese im Angesicht des Todes eher nach Mama als nach dem Vater schreien. Das Schlachtfeld wird in ihrem Namen geweiht. Tut der Papst dieses gibt es nichts zu feiern. Die Jungfräulichkeit ist so ernst zu nehmen wie die Existenz von Coronaviren. Hoe dare you! Die Leugnung der zu Dogmen erhobenen Weltsicht führte in Pandemiezeiten zu Isolation und Ausgrenzung und im Fall der liebenden Gottesmutter zum Tod. In ihrem Namen erschlug man auch die Heiden, religionssoziologisch tritt der Kult um Maria auf, als die Evangelien redaktionell abgeschlossen waren. Ähnlich wird man die Endzeiterwartung der Klimaapostel in die enorm flexible Interpretation der Bibel einbinden, da das Christentum völlig beliebig und ohne Alltagsbezug bleibt. Nichteinmal das Essen von Insekten ist ausgeschlossen wo doch die Heiligen noch viel ekligeres aßen.

Hans Koos / 27.09.2023

@M.Buchholz: “..an Ricarda kommt sie zur Zeit nicht vorbei.” - ich musste lachen, weil ich mich das Bild vorgestellt habe: da steht unsere Ricarda und unsere Luisa probiert sich vorbei zu schleichen, schafft es aber nicht, weil Ricarda schlau wie sie ist,  den Aus/Eingang gesperrt hat und zwar mit sich selbst. Anmerkung: in keiner Weise will ich irgendwelche Vermutungen machen, wer wie groß ist - es ist nicht der Körper sondern der Aus/Eingang der ein Problem darstellt.

Paul Ehrlich / 27.09.2023

Wenn der Preis für ihr “Lebenswerk” verliehen wurde, kann man da jetzt hoffen das sie sich zur Ruhe setzt? Und vielleicht etwas Sinnvolles macht?

Sam Lowry / 27.09.2023

p.s.: “Mit dem Segelboot über den Atlantik”? Gibts da vollständige Videos von der kompletten Überfahrt? Habe bisher nur Bilder von Abfahrt und Ankunft gesehen. Offen gesagt: Ich glaube da nicht dran…

Mathias Rudek / 27.09.2023

Also die Tussi aus den Elbvororten habe ich nie wirklich ernstgenommen. Austauschbar und so flüchtig wie eine Steppenhexe. Sie hat keine Expertise, null Kompetenz, kann weg, ab in die Frührente bezahlt aus dem Reemtsma-Erbe.

Klaus Keller / 27.09.2023

Damit wurde offiziell bestätigt das es sich um Theologie handelt. Mehr kann man als Kritiker der Bewegung nicht verlangen.

Hans Bendix / 27.09.2023

Übrigens: Das eingangs gezeigte Bild ist die sehr sehenswerte und spirituell tiefe Kooperation über die Jahrhunderte hinweg zwischen Lucas Cranach und Michael Triegel. Nach vielfachen Querelen mit dem Denkmalschutz und dem UNESCO-Welterbe nunmehr zu sehen im Naumburger Dom.

Christa Born / 27.09.2023

Herr @Claudius Pappe, das liegt wahrscheinlich daran, dass Sie manchmal draufklicken. Das müssen Sie unbedingt unterlassen. Auch nicht in der Nähe Ihres Handys über sowas reden - oder schimpfen -, das hört nämlich mit.

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