Henryk M. Broder / 14.10.2020 / 14:00 / Foto: Achgut.com / 89 / Seite ausdrucken

Frauenquote: Jetzt auch im Buchregal!

Falls Sie sich noch immer fragen, wo die Männer waren, deren Frauen und Freundinnen in der Kölner Silvesternacht von 2015 auf 2016 Opfer "sexualisierter Gewalt" wurden – die Antwort gab es vorgestern im Abendprogramm der ARD: Entweder stellten sie – die "neuen" Männer – gerade männliche Rollenbilder infrage oder übten das sexlose Kuscheln mit anderen "neuen" Männern. Mannomann! Moderne Männer, wo seid ihr? 

Die Radio-Bremen-Doku gab auch Antworten auf andere drängende Fragen: Warum haben so viele alleinerziehende Mütter keinen Mann? Warum machen so viele Frauen einen All-inclusive-Urlaub in Jamaica oder der DomRep? Warum werden jedes Jahr Millionen von Vibratoren online angeboten und gekauft? 

Füllen und fühlen

Den neuen, modernen Mann muss man sich so vorstellen wie den Autor der Doku, einen Klon von Christoph Maria Herbst, der etwa die Hälfte der knapp 44 Minuten mit sich selbst füllte und fühlte, indem er sich und sein Frauenbild gnadenlos hinterfragte, so lange, bis jeder Zuschauer und jede Zuschauerin sich ein Erdbeben wünschte, damit der Spuk endlich aufhört. 

Warum ich nicht zur remote control gegriffen und aus- bzw. umgeschaltet habe? Weil ich nicht konnte. Wie bei einem Horrorfilm, den man zu Ende sehen muss, obwohl man weiß, dass einem hinterher schummerig wird. (So geht es mir übrigens auch bei der Lektüre der Artikel von Hannes Stein über Donald Trump.) 

Also, geben Sie sich einen Ruck und schauen Sie sich die Doku an. Sie werden es nicht bereuen. Als Frau werden Sie plötzlich Mario Barth ganz sympathisch finden, als Mann werden Sie sofort einen Kurs in Kick-Boxen belegen.

Weiß, männlich, westlich

Eine der schönsten Szenen sehen Sie am Anfang, bei Min. 6:30. Unser neuer Mann, der eine Bibliothek von genau 175 Büchern sein Eigen nennt, stellt mit Hilfe eines Freundes fest, dass nur 60 dieser Bücher "von Frauen" geschrieben wurden. Das ist "krass". Deswegen hat er nicht mitbekommen, "wie Frauen diese Welt sehen und vor welchen Problemen sie stehen". Was tun? Sein Freund rät ihm, dafür zu sorgen, "dass das Buchregal weniger weiss, männlich und westlich aussieht".

Und wenn der Typ sich irgendwann in eine Buchhandlung verläuft, um die Zusammensetzung seiner Bibliothek hin zu mehr Gendergerechtigkeit zu ändern, wird er sagen: "Ich hätte gerne ein Buch, es muss schwarz, weiblich und östlich sein", worauf die Buchhändlerin ihm sagen wird: "Versuchen Sie es bitte bei Tchibo. Die hatten neulich 'Die Geschichte der Kaffeebohne' als Paperback im Angebot."

 

Henryk M. Broders aktuelles Buch „Wer, wenn nicht ich“ befasst sich mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Tommy Vasek (geb. MGTOW) / 14.10.2020

Tja, die Kommentare auf der ARD-Seite sind weg (Stand: 14.10.2020, 17h). Es waren insg. 7 Kommentarseiten. Ich war gerade bei Seite 1. Schade, wollte doch auch was von meinen Zwangsbeiträgen haben. Bestimmt nur ein technischer Fehler oder der Russe oder der Trump oder beides…..

Frances Johnson / 14.10.2020

“(So geht es mir übrigens auch bei der Lektüre der Artikel von Hannes Stein über Donald Trump.)” Mir auch, seufz, mir auch. Und es ist so vorhersehbar. Hannes Stein belegt die von Ihnen aufgestellte These, dass es nicht weit her sein könne mit der jüdischen Intelligenz. Er wurde damals auch geradezu euphorisch über den arabischen “Frühling”, der nur ein arabischer Strum war, der zu vielen hurricanes führte. Und er denkt ganz sicher alles so, wie es 97% der Klimawissenschafter (die anderen 97 Prozent werden nicht publiziert) und alle Virologen außer den kritischen vorgeben. Er ist also eine komplette Persönlichkeit. Komplett vorhersehbar. Früher nannte man das einfach, ohne viel Federlesen zu machen, Spießer.

Stephan Jankowiak / 14.10.2020

Ich lach mich schlapp, die Spirale der Vollpfostigkeit, Idiotie, des Wahnsinn usw. usw. dreht sich immer weiter. Aber hier bin ich fein raus: eine stattliche Sammlung von Agatha Christie, ganz gendergerecht fifty-fifty mit Miss Marple und Hercules Poirot besetzt, haut mich doch da hoffentlich ‘raus. Übrigens: nicht daß es noch Probleme mit dem Buch über die Kaffeebohne gibt, sang doch Hans Albers im Lied vom N-Wort Jim, daß Nick braun wie eine Kaffeebohne ist.

Wiebke Ruschewski / 14.10.2020

Habe mir die Doku tatsächlich in voller Länge angetan! Durchaus amüsant. Hin und wieder wurde die Heiterkeit jedoch von Phasen der Ernsthaftigkeit und Irritation unterbrochen. Man weiß wirklich nicht, ob man lachen oder sich fürchten soll. “Männerforscher” May hat auch wieder mitgemischt. Natürlich dürfen Männer sich ruhig auch mal nachdenklich und sensibel geben. An und für sich finde ich das schon ok. Und ja, natürlich sind Machos (die in der Sendung nicht genauer definiert wurden) nervig bis peinlich. Aber man muss doch nicht derart ins Gegenextrem umschlagen! Zur Badminton-Szene kann ich nur sagen: Ich kenne Frauen, die beim Sport mehr den Macker markieren, als der über sich selbst so erschrockene Autor der Doku. Ähnliches gilt für das Verwenden zünftiger Kraftausdrücke! Zu den Büchern fällt mir ein, dass ich definitiv mehr Bücher habe als der Autor dieses “Lustspiels”, aber noch deutlich weniger als 60 davon dürften von Frauen verfasst sein. Und ja, ich gestehe hier öffentlich und feierlich: Ich schäme mich kein bisschen deswegen! Ich fürchte sogar, dass sämtliche Filme und Serien, die ich gerne mag von Männern sind. Und ich hatte in meiner Jugend hauptsächlich männliche Vorbilder (eine der wenigen Ausnahmen war übrigens die durchtrainierte und beinharte “Vasques” aus “Aliens - die Rückkehr”). Was sagt das jetzt über mich aus!? P.S. Vor ein paar Jahren sah ich mit meiner Mutter mal einen 50er Jahre Western mit Kirk Douglas. Das war Männerkitsch vom Allerfeinsten! Stellenweise echt unfreiwillig komisch. Das gilt auch für so manchen John Wayne Western. “12 Uhr mittags” oder “Weites Land” waren da eher Ausnahmen des Genres und sind noch heute absolut sehenswert!  Egal. Was ich damit sagen wollte ist, dass die Wahrheit meist irgendwo in der Mitte liegt und nicht in den Extremen. Leider können viele nur in Extremen denken.

Alexander Schilling / 14.10.2020

Handelte es sich um die 50 m Sprintdistanz, müsste man es als ein 45 m finale furioso bezeichnen, das sich beinahe aus dem Nichts zu Überschallgeschwindigkeit aufbaut—und noch immer warte ich auf den ohrenbetäubenden Knall bei ziemlich genau der 35 m-Marke; unschlüssig, ob die Hände, die den Bauch (bei gespenstisch lautlosem Gelächter) nicht mehr zu halten vermögen, nicht besser an den Ohren aufgehoben wären.——Sollte alles mit rechten Dingen zugehen im besten Deutschland aller Zeiten, dürfte es das dann mal gewesen sein für die Sendung—Dank Herrn Broder. Danke Herr Broder!

Marc Greiner / 14.10.2020

Ist vielleicht jemandem auch schon aufgefallen, dass im deutschsprachigen Raum linke und grüne “Frauen” seit etwa den 80’er Jahren ziehmlich schwer als Frauen auszumachen sind, und im gleichen Zeitraum auch die Männer, vor allem von hinten, oft mit Frauen zum verwechseln ähnlich sehen? Bei uns in der Familie dient z.B. Renate Künast als das Ur-Model für eine Un-Frau.

Dr. Kathleen Hengstenberg / 14.10.2020

“Meine Seele ist eine leidenschaftliche Tänzerin, die nach eine Melodie tanzt, die keiner kennt” Bettina von Arnim   Ich tanze weiter! Dr. Kathleen Hengstenberg

Frank Stricker / 14.10.2020

Ich hab auch kein “Frauenbuch” im Bücherschrank, aber ich liebäugele mit der Doktorarbeit von Franziska Giffey…......

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com