Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / Foto: Imago / 125 / Seite ausdrucken

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat derzeit einen guten Lauf. Ihr Engagement für die Ukraine ist beachtlich, sie hat das, was die Spanier „Cojones“ nennen. Manchmal freilich schießt sie über das Ziel hinaus und findet nicht wieder zurück auf die Piste. Zum Beispiel beim Aschermittwoch-Treffen der FDP, wo sie mühsam und vergeblich versuchte, witzig zu sein. „Das mit der Schweiz, das ist interessant“, sagte MASZ, „Frau Weidel lebt ja in der Schweiz, und wir erinnern uns ja, dass die Juden, die geflohen sind vor den Nazis, die Schweizer die Grenze zugemacht haben, vielleicht sollten sie mal nach über 80 Jahren die Grenze zumachen, wenn Nazis in ihr Land wollen. Oder die Töchter von Putin.“

Das war in jeder Hinsicht neben die Schüssel gemacht – und so witzig wie eine tote Maus in einem Kartoffel-Gratin. Ich habe mir erlaubt, daraus und darüber ein kurzes Stück für die Achse zu machen. Unser Kollege Benny Weinthal in Jerusalem schickte es an MASZ, verbunden mit der Frage, ob sie „den Holocaust verharmlost“ habe.

Die Antwort kam umgehend, schneller, als ein Leopard feuern kann. 

Der Text ist, wie die meisten Texte von Herrn Broder der neueren Zeit, sachfremd und von Unkenntnis geprägt. Dass er es auf der Plattform "Die Achse des Guten", einem prominenten Blog der Neurechten, veröffentlicht, die für ihre absurden und wahrheits-widrigen Beiträge bekannt ist, veröffentlicht, zeigt, in welche politische Richtung er abgeglitten ist, was schade ist. Hätte er meine Rede aufmerksam verfolgt, hätte er verstanden, dass ich die Schweiz dafür kritisiert habe, dass sie vor 80 Jahren deutsche Juden an ihrer Grenze abgewiesen hat und es gerade vor dieser historischen Verantwortung als eine Pflicht der Schweiz ansehe, nicht neuen Rechtsextremen eine Heimat zu bieten, unterschrieben von Cord C. Schulz, Leiter des Büros und Sprecher von Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, MdB, Mitglied des FDP-Präsidiums, Mitglied des Vorstands der FDP-Bundestagsfraktion, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags.

Worauf Benny Weinthal eine weitere Nachfrage an MASZ schickte:

Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann, erlauben Sie mir bitte, im Rahmen einer Presseanfrage folgende Fragen an Sie zu richten, mit der Bitte um eine vollständige und schnelle Beantwortung:

Sie schreiben, die meisten Texte der neueren Zeit von Herrn Broder seien "sachfremd und von Unkenntnis geprägt". Welche Texte meinen Sie? Fallen Ihnen Beispiele aus der "neueren Zeit" ein?

Sie schreiben, die Plattform "Achse des Guten" sei ein prominenter Blog der "Neurechten". Könnten Sie bitte erläutern, was sie mit "neurechts" meinen? Kennen Sie Beispiele, die diese Bewertung untermauern?

Sie schreiben ferner, die "Achse des Guten" sei "für ihre absurden und wahrheitswidrigen Beiträge bekannt". Welche Beiträge meinen Sie? Und worin kommt deren Absurdität und Wahrheitswidrigkeit zum Ausdruck?

Sind Sie der Ansicht, dass es Ihre Aufgabe ist, die Schweiz dafür zu kritisieren, "dass sie vor 80 Jahren deutsche Juden an ihrer Grenze abgewiesen hat?" 

Grüße aus Jerusalem

Kaum hatte die Mail die Straße von Palermo passiert, rauschte die Antwort schon in die andere Richtung.

Lieber Herr Weinthal,
ich danke Ihnen für Ihre erneute Anfrage. Ich bitte um Verständnis, dass Frau Strack-Zimmermann Ihre bereits erfolgten Aussagen nicht ergänzen wird. 
Mit freundlichen Grüßen
Cord C. Schulz

Natürlich kann man nicht ausschließen, dass Cord C. Schulz, der Büroleiter und Sprecher von MASZ, eine eigene Agenda hat, die er hinter dem Rücken seiner Chefin vorantreibt. Schließlich hatte sogar Willy Brandt einen Maulwurf in seinem Büro. Gut, MASZ tritt in einem anderen Format auf, aber als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages ist sie nicht unbedeutend. Es spricht für sie, dass sie mein Schaffen verfolgt, wobei ihr vor allem die „sachfremden und von Unkenntnis geprägten“ Texte auffallen. Gleiches gilt für die "neurechte" Achse, die „absurde und wahrheitswidrige Beiträge“ veröffentlicht. Immer vorausgesetzt, dass es nicht Cord C. Schulz war, der ihr solche Sottisen in den Mund gelegt hat.

Wie so oft bei Dingen, die kompliziert scheinen, gibt es auch in diesem Fall eine einfache Erklärung. MASZ hat eine Rechnung mit der Achse offen. Wir haben sie entlarvt, und sie war darüber bestimmt not amused. Schauen Sie hier.

Nachtrag: Die Geschichte fand nur wenige Stunden später eine interessante Fortsetzung. Lesen Sie hier.

Redaktioneller Hinweis: Passend zum Thema auch diese Texte von Wolfgang Kubicki auf Achgut.com: 

Eine weitverbreitete Lust, Meinungen abzudrängen

Die erdrückte Freiheit – wie ein Virus unseren Rechtsstaat aushebelt

 

Henryk M.Broder ist Herausgeber der Achse des Guten (Zusammen mit Dirk Maxeiner und Fabian Nicolay).

Foto: Imago

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BKKopp / 24.02.2024

Bei MASZ hat ihre Fähigkeit schnell zu sprechen, mit der ihre Gehirnzellen dann nicht Schritt halten konnten, schon öfter zu größeren und kleineren Unfällen geführt. Für MASZ zählt zuerst die Aufmerksamkeit, die sie damit gewinnt. Auch der größte Unsinn wird bekanntlich von der Journaille lang und breit kommentiert. MASZ ist sicher schlau genug um zu wissen, dass sie bei der inländischen FDP bald in Rente gehen müßte. Das will sie aber nicht, weshalb sie sich mit allem was ihr geeignet erschien, für das EU-Parlament in Szene setzte. Dort kann sie praktisch tun,  oder unterlassen, was sie will, wird gut bezahlt, hat Budgets für Personal, Sachaufwand, Reisen und dies und das. Das komfortabelste Benefizium das es im politischen Europa gibt.

Christoph Schriever / 24.02.2024

„Jeder der Augen hat, der sehe und jeder der Ohren hat, der höre“. Wer also mit Augen und Ohren ausgestattet ist und MASZ trotzdem noch auf den Leim geht, dem ist nicht zu helfen. Krieg war nie so attraktiv wie jetzt, unter der Ägide (Fürsorge und Schutz) von MASZ.

Dr. Joachim Lucas / 24.02.2024

Zu der Frau braucht man nichts sagen. Das Foto oben sagt genug. So tiefe Keller gibts nicht, in die man steigen müsste um über ihre “Witze” zu lachen. Der Briefwechsel zeigt exemplarisch (nicht nur) ihre Methode: Lieber stramme Behauptungen als wenigstens schlappe Beweise. Die gibts nämlich nicht. Mit der drei Tage allein in einer eingeschneiten Skihütte wäre der Horror.

Gabriele Kremmel / 24.02.2024

Es hätte schon gereicht, sie zu fragen was sie sich dabei denkt, eine Bundestagsabgeordnete aus der Opposition als einen Nazi zu bezeichnen. Sie hätte vermutlich auf nichts eine Antwort gehabt. Außer den Gegner schlecht zu reden hat sie ja wohl nichts drauf. Zusammen bis zum Sieg - mit so einem Spruch auf der eigenen Frontseite scheint sie mir selbst mehr Nazi-Propaganda zu verkörpern als man es der AfD andichten kann.

Marc Fischer / 24.02.2024

Also als Schweizer empfinde ich es als extrem vulgär, wenn jemand aus Deutschland uns vorwirft, dass wir nicht alle Juden aufgenommen haben, die von den Deutschen ermordet hätten werden sollen. Nun, der Anteil der Deutschen, die nur einen Schritt denken können, ist in etwa gleich hoch wie unter uns Schweizern. Aufgrund der Grösse unseres Ländli können Schweizer-Irrlichter wie ASZ Gott sei Dank einfach nicht einen so grossen Schaden anrichten.

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