Volker Seitz hat wieder einmal den Finger in die Wunde gelegt. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit in Schwarz- und Nordafrika, Nahost und Fernasien kann ich seine Argumentation bestätigen. Warum wird eigentlich eine sich aufdrängende Frage nie gestellt: Seit dem zweiten Weltkrieg sind Billionen in die betreffenden Länder geflossen, die entsprechenden Budgets wurden teilsweise immer wieder erhöht. Jetzt ist der Wanderungsdruck so gross wie nie, obwohl die angeblichen “Flucht"ursachen seit ewigen Zeiten angeblich bekämpft werden. Fällt nicht auf, dass Entwicklungshilfe gar die Ursache der Wanderung sein könnte ? Es ist schade, dass Volker Seitz in weiter verbreiteten Medien nicht gehört wird . Die Lobby der Nutzniesser der Geldflüsse, angefangen beim BMZ bis zu den unsäglichen NGO s lässt das wohl nicht zu. Zumal die “Experten”, die uns den Unsinn von der Fluchtursachenbekämpfung einreden, damit ihr gut finanziertes Süppchen kochen. Von der Politik wird es quer durch alle Parteien nachgeplappert, weil man eine ehrliche Bilanz scheut. Abschliessend Anekdotisches aus eigener Erfahrung: Bei Wahlen in Haiti, bei der die Mauern mit den üblichen politischen Slogans gepflaster waren fiel ein grosses Grafitti auf. ...Wir wollen Autos… (und zwar umsonst, möchte man hinzufügen) Sicherlich auch ironisch gemeint, aber es trifft die Sache auf den Punkt.
“Das Wort Fluchtursachenbekämpfung ist meines Erachtens das Unwort des Jahres wegen Vortäuschung von Lösungen, die es NICHT gibt.” Hervorragend !!
Vielen Dank Herr Seitz für diesen wieder einmal sehr kompetenten und instruktiven Abriss über die Fehler bzw. falschen Prämissen westlicher Entwicklungshilfe, sorry –zusammenarbeit. Ich fürchte nur, solange es Kohorten von Hilfsorganisationen gibt, die bei einer Veränderung der Schwerpunkte unserer Afrika-Politik teilweise arbeitslos würden, wird sich nichts ändern. Selbstlegitimation und Selbstinszenierung sind dort angesagt. Hinzu kommt, dass auch das Selbstverständnis dieser „Helfergruppen“ ein veritables Hindernis auf dem Weg zu Veränderungen darstellt. Sie meinen es in ihrem Paternalismus gut und fühlen sich selbst gut dabei; die Wirkungen ihres Handelns hinterfragen sie aber nicht, schließlich stehen sie doch scheinbar auf der moralisch richtigen Seite! Dasselbe, fast schon narzisstisch anmutende Gesinnungsethos ist bei uns ja auch in Sachen Migrationspolitik fast täglich zu beobachten.
Beim Lesen musste ich an ein befreundetes Paar denken, das mich vor einigen Jahren überzeugen wollte, es ihnen gleichzutun und irgendwo am A… der Welt per Dauerauftrag irgendeinen Dorfbewohner zu alimentieren. Die Freundschaft kühlte sich ein wenig ab, denn ich lehnte dankend ab und begründete das damit, dass eine solche leistungslose Dauerspende wohl erstens keine Hilfe zur Selbsthilfe sei, sondern zweitens zum Verbleib in relativer Untätigkeit beitrage und drittens den Empfänger, so ihn mein Geld überhaupt erreichen sollte, schlimmstenfalls dazu bewegen werde, der Spur des Geldes zu folgen und nach Deutschland zu kommen, unter dem Motto “Wo das herkommt, ist sicher noch mehr.”
Es hört sich ja erst einmal vernünftig und logisch an, das Wort Fluchtursachenbekämpfung. Damit beruhigt man die guten Geister. Dass unsere Regierungsvertreter nicht auf den Rat von ausgewiesenen Experten ihres Faches hören, kennt man von anderen Problemfeldern zur genüge. Deshalb ist kaum anzunehmen, dass ihre Expertisen auch nur ansatzweise Gehör im Zentrum der politischen Macht finden. Schon als kleiner Junge bin ich mit der Sammelbüchse für die hungernden in Afrika von Haus zu Haus. Damals gab es ungefähr 500 Millionen Leute dort, heute sind es 1,2 Milliarden, bis 2050 sollen es weit über 2 Milliarden sein. Diese Dynamik ist eigentlich zu enorm, um sie nicht mit der ihr gebührenden Beachtung und entsprechender effizienter Maßnahmen zu begegnen. Eigeninitiative fordern und dann erst fördern, aber selbst bei unseren Problem-EU-Mitgliedsstaaten, sieht man so nicht zwingend Erfolge. Kürzlich wurde hier bei Achgut eine Erklärung, Solidarität statt Heimat vorgestellt, worin es im Abschluss heißt: “Unsere Solidarität ist unteilbar – denn Migration und das Begehren nach einem guten Leben sind global, grenzenlos und universell”. Nun denn, so naiv kann man auch sein. Wie aber könnten realistische Lösungen aussehen? Ehrlich gesagt, habe ich noch keine gefunden oder gelesen! Ich befürchte, wir sind diesem Schicksal hilflos ausgeliefert und sollten erst einmal kleinere Brötchen backen, als immer gleich alle retten zu wollen und ihnen dabei unseren ach so überlegenen Stil aufzuzwingen, dieser ist grad dabei heillos zu erodieren.
Man bedenke ganz einfach, daß schon das Wort ” ENTWICKLUNGSHILFE” schon ein Wort der HYBRIS ist.
Die “Fluchtursache” sind in Wirklichkeit die finanziellen statt Sachleistungen. Aber das wird keine NGO sagen. Denn wenn man die finanziellen durch Sachleistungen ersetzen würde, gäbe es eben keine Flucht mehr. Wenn man hingegen die “Fluchtursachen” in den Heimatländern sucht, ist alles in Butter - denn dann kann man noch mehr Geld verlangen.
Die Fluchtursache #1 ist, dass man in Deutschland viel bequemer lebt als in Afrika. Diese Ursache bekämpft Merkel nach Kräften.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.