Das Interview mit Monika Maron, das in der WamS erschienen ist, entfaltet langsam seine toxische Wirkung. Der Focus der Aufmerksamkeit verschiebt sich – von Monika Maron auf den S. Fischer Verlag.
Wer im Laufe des Montags bei der Pressestelle des S. Fischer Verlages, in der übrigens nur Frauen beschäftigt sind, anfragte, was da passiert wäre, bekam die Auskunft, es gebe keine Stellungnahme und werde voraussichtlich auch keine geben. Erst gegen Abend besann sich frau eines Besseren und verschickte eine "Pressemitteilung", "Betr.: Monika Maron". Hier ist sie, in vollem Wortlaut:
Der S. Fischer Verlag erhält gegenwärtig zahlreiche Anfragen zum Werk von Monika Maron, weil sich die Autorin in der aktuellen “Welt am Sonntag” in einem Interview geäußert hat. Über die Gründe, der Autorin über die bestehenden Verträge und einen für 2021 geplanten Essayband hinaus keine neuen Buchverträge anzubieten, gab es in den vergangenen Monaten einen intensiven Austausch zwischen Dr. Siv Bublitz, der Verlegerischen Geschäftsführerin der S. Fischer Verlage, und der Autorin beziehungsweise ihrer Agentur.
Dr. Siv Bublitz, Verlegerische Geschäftsführerin der S. Fischer Verlage: “Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert.”
Die bei Fischer erschienenen Bücher von Monika Maron bleiben, wenn es nach dem Wunsch des Verlages geht, auch weiterhin in unserem Programm. Zu ihrem 80. Geburtstag hatten sich Autorin und Agentur einen Essayband gewünscht. Der Verlag ist diesem Wunsch gefolgt: Der Band ist bereits in der Frühjahrsvorschau angekündigt, die Auswahl der Texte traf Frau Maron mit ihrem Lektor.
Gleich der erste Satz stellt die Dinge, in Stil und Sprache eines ZK-Kommuniqués, auf den Kopf. Die Anfragen galten nicht dem "Werk" von Monika Maron, sondern dem Umstand, dass S. Fischer die Zusammenarbeit mit seiner Autorin einseitig beendet hatte. Und dazu gab es nur einen dürren Satz der Verlegerischen Geschäftsführerin des Hauses, Dr. Siv Bublitz: “Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert.”
"Monika Maron gegenüber wird also das Prinzip der Kontaktschuld angewandt", heißt es in der FAZ von heute, und genau das ist der Fall. Die cancel culture ist um eine Variante erweitert worden.
Die Pressemitteilung fängt mit einer Lüge an und sie hört mit einer Lüge auf. Es wird bei S. Fischer zu Marons 80. Geburtstag keinen Essayband geben. Die Geschäftsführung müsste es wissen, und sollte das tatsächlich nicht so sein, könnte sie bei der hauseigenen Pressestelle mal nachfragen.