Henryk M. Broder / 21.06.2020 / 12:45 / Foto: Frank Schindelbeck / 52 / Seite ausdrucken

Es ist Zeit für eine Auseinandersetzung mit Otto und dem Rassismus!

Wenn der deutsche Spießer tobt und rast, kann er nur durch den Einsatz einer Armee daran gehindert werden, sein Werk zu vollenden. Egal, ob es um die Endlösung der Judenfrage, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder den Kampf gegen Rassismus und Sexismus in der Unterhaltungsindustrie geht, der Weg ist das Ziel und der Zweck heiligt die Mittel. 

Mit einer Expertin wie Hengameh Yaghoobifarah, deren Texte sich so lesen wie ihr Name klingt, Schritt zu halten, ist zugegeben nicht einfach. Da muss man sich schon was Spezielles einfallen lassen. Zum Beispiel die Rassismus-Analyse eines 35 jahre alten Films von und mit Otto Waalkes, in dem "schwarze Menschen diffamiert" werden. Man müsse sich fragen, schreibt ein Opfer des Rassenkampfs, "was es für eine Gesellschaft bedeutet, dass ein derart erfolgreicher Film so offen und plump mit rassistischen Klischees spielt".

Ja, was kann es nur bedeuten? Muss es so offen und so plump sein, ginge es nicht etwas subtiler? Ist Ottos "Humor" vielleicht die gerechte Strafe dafür, dass Kurt Weill, Detlef Sierck, Robert Siodmak, Bert Brecht und viele weitere begabte Künstler zur Auswanderung gezwungen wurden? Es ist kein Wunder, dass "Otto – der Film" bis heute "der erfolgreichste deutschsprachige Film aller Zeiten" ist. Er hat sich "in den Köpfen der Republik abgesetzt".

Auch wenn Otto "sicherlich kein Rechter" ist und man ihm nicht unterstellen könne, "er sei ein Rassist", sollte "auch Otto einer Revision unterzogen werden", denn: "Es ist Zeit für eine Auseinandersetzung mit Otto und dem Rassismus!"

Es spielt keine Rolle, dass dieser kretinöse Satz im „tip" steht. Er könnte auch in der Zeit erschienen sein. Oder in der SZ. Im Kampf gegen den Rassismus kommen Hinz und Kunz zusammen, findet jeder Topf seinen Deckel und jeder Arsch einen passenden Eimer. Und wenn es nicht der Rassismus ist, der die Volksgemeinschaft ausmacht, dann eben der Anti-Rassismus. Und beide Made in Germany.

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Wilfried Düring / 21.06.2020

O Gott, o Gott, der Otto-Film ist RASS-ZISMUS und 35 Jahre lang hat das keiner gemerkt. Das ist ja entsetzlich! Was machen wir bloß? Ich schlage vor: Die Bundesregierung ernennt einen neuen Film-Beauftragten (Qualifikationsmerkmal: Aktivist der gruenen Partei). Und dieser Herr (oder die Dame und das Diverse) aktualisiert unverzüglich die Liste der Vorbehalte-Filme. Es muß Schluß damit sein, daß jede/jeder/des Zuschauer(in) guckt was er/sie/es gerade will! Schließlich wusste schon Goebbels, daß ‘das Medium Film ein Mittel zur Massenerziehung ist’. Wer wollte dieser Erkenntnis widersprechen.

Bechlenberg Archi W. / 21.06.2020

Eines früheren Tages - das genaue Datum kennt man nicht, es gab jedenfalls noch kein Wasserklosett - ließ eine gewisse Pandora nach der morgendlichen Erleichterung den Klodeckel offen stehen, ebenso die Türe vom Lokus. Und so geschah es, dass das Übel in die Welt hinaus strömen konnte.

Frank van Rossum / 21.06.2020

Um den latenten, sog. „deutschen Rassismus“ radikal auszumerzen hilft eigentlich nur ein kollektiver Suizid der hier schon länger Lebenden.(Ironie aus)

B. Ollo / 21.06.2020

Ja, das ist schon schrecklich, wie Otto zur Gewalt anstachelt und aufhetzt. Zum Glück kann man sich mit eingedeutschter multikultureller Musikkunst wieder etwas beruhigen und herunterkommen. Zum Beispiel mit gewaltfreiem, sozialkritischem, frauen- und schwulenfreundlichem , rassismusfreiem Gangsterrap. Da wird einem dann so richtig warm ums Herz. (Kunst darf das, außerdem ist diese Kunst im Zweifelsfall Satire.)

Hans-Peter Dollhopf / 21.06.2020

Herr Taterka, die Stasi war ja die Wikipedia der DDR. Wissen Sie über Taubert mehr als Wikipedia? Dann ruhig heraus damit.

Joachim Marquardt / 21.06.2020

Merkt eigentlich niemand, daß der Filmausschnitt genau das Gegenteil von Rassismus ist? Es wird MIT, nicht ÜBER den Schwarzen gelacht. Wer verspottet und bloßgestellt wird, ist die deutsche Hausfrau, die sofort glaubt, daß ein schwarzer “Klischeesklave” (Ja, Missis) von einem weißen “Sklavenhändler” an der Haustür angeboten wird. Der Schwarze wird weder als dumm noch brutal noch in sonst einer degradierenden Weise dargestellt, im Gegenteil: Er macht clever und gutgelaunt mit bei der hirnrissigen Aktion von Otto und kassiert die Hälfte der Einnahmen. Die naive alte weiße Frau ist als Rassistin entlarvt und wird um ihr Geld gebracht. Eine glänzende Satire, hätte genauso von Sascha Baron Cohen stammen können (der ja mit genau solchen Vorurteilen gegen Juden und Schwule gearbeitet hat) oder auch von Böhmermann.

Alexandra Spindler / 21.06.2020

Zeit, Zwergenhalma a la Otto zu spielen: Wir hauen uns gegenseitig das Spielbrett über die Birne und sagen “Schach”. Oder werden damit schon die Zwerge diskriminiert?

Gudrun Meyer / 21.06.2020

Die Sache ist recht einfach, wenn man objektiv bleiben will: als im Sommer 2019 ein Eritreer in Frankfurt einen kleinen, einheimischen Jungen vor einen Zug “schubste”, wurde nicht mal die Frage gestellt, ob der Täter etwas gegen Weiße hatte. Wenn es stimmt, dass er psychotisch war, könnte diese Frage auch falsch gestellt sein. Vor allem aber löste der Fall keine rassistischen Leidenschaften in der weißen Bevölkerung aus. Als es dieses Jahr zu Protesten kam, die auf ein sadistisches und vermutlich rassistisches Verbrechen gegen einen Schwarzen in den USA reagierten, spielte sich die dt. Sektion von BLM als unmittelbare Opfergruppe auf und lehnte es ab, dass weiße Unterstützer ihre hehren Hallen besudelten, obschon sie diese Unterstützer mit huldreich-herablassendem Lob bedachte. Wenn Schwarze in D eine unpolitische Fete unter sich abziehen, lässt das keine Rückschlüsse auf ihre Position zu. Wenn sie es sich aber leisten können, als berufliche Opfer einher zustelzen, sind größte Zweifel an ihrer “ausgegrenzten” und “unterdrückten”, sozialen Stellung angebracht. Keine wirklich unterdrückte Gruppe ist in der Lage,  sich ihre Verbündeten nach peinlich genauen Kriterien auszusuchen; auch vernünftigere Einwände als der gegen das Aussehen der Unterstützer können da nicht vorne dran stehen. Kurz gesagt, Rassismus gegen Schwarze kommt in D sicherlich vor, ist aber kein gesamtgesellschaftliches Problem. Bei H. Yaghoobifarah als typischer Vertreterin der dt. Schnatterklasse ist es ein reiner Luxus, die POC und antirassistische Kämpferin zu geben. Schon die meisten Mitteleuropäer sind ja weniger weiß als Yaghoobifarah. Überhaupt besteht der wirkliche Konflikt zumindest manchmal schon in den USA und fast immer in D nicht zwischen Menschen verschiedenen Aussehens, sondern zwischen denen, die eine freiheitliche und zivilisierte Lebensweise zu schätzen wissen und denen, die dies nicht tun. Was jemand vorzieht, hängt natürlich nicht von seinen oder ihren Hautpigmenten ab.

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