Das Kind von heute macht sein Vollprogramm im Netz. Da ist der Staatsfunk außen vor. Der Job der sprachlichen Verwirrung wird darum den Lehrern aufgezwungen. Noch.
Lieber Dushan Wegner, ich hoffe, all die anderen auch wirklich guten Achse-Autoren nehmen es mir nicht übel, aber Sie sind derzeit der spannendste und visionärste Autor, danke! Und ja, die Achse ist für mich “Ein Vademekum gegen den Wahnsinn”. Ich lese und höre auch viel Öffentlich-rechtliches, es sind nun mal die Komplettanbieter. Aber ich muß danach und zwischendurch immer wieder auf den genannten “kleinen, freien konservativen Medien” lesen, um ja genau, nicht wahnsinnig zu werden. Und ja, ich schreibe auch zuhauf Fußnoten in Form von Leserkommentaren, auch wenn einige oft nicht veröffentlicht werden. Ich habe aber durch Mails an die Redaktion auch einiges noch veröffentlicht bekommen, allerdings mit soviel zeitlicher Verzögerung das es kaum als Genugtuung reicht, geschweige denn die Debatte noch erreicht. Wobei man dazusagen muß, mein Komplettanbieter ist der mdr, dort ticken trotzallem die Uhren noch etwas anders als bei den übrigen bundesdeutschen Sendeanstalten. Danke für die Ermutigung, weiter so!
Die These mit dem “ganzen Lebenskonzept” wurde in Geschichte und Gegenwart immer wieder bestätigt - sehr viele Menschen können ihr Leben ohne derlei Konzepte gar nicht bestreiten. Deswegen sind sämtliche Bereiche des Lebens durchdringende, archaische Gesellschaftsmodelle wie der Islam oder neuzeitliche Implementierungen des Sozialismus so erfolgreich. Sie bieten Aufstiegschancen und Sicherheit vor allem auch für weniger Begabte (mit der “richtigen Gesinnung”), zu Lasten der persönlichen Entwicklung und Freiheit des Individuums und mit letalen Folgen für kritische Köpfe und Abweichler. Entsprechend sind sie inkompatibel mit einer kleinteiligen konservativ-liberalen Gesellschaft.
Tja, aber warum gibt es denn immer noch kein konservatives Vollprogramm? Am fehlenden Geld und Kompetenzen liegt es sicher nicht, doch ich frage mich schon länger, ob für so etwas überhaupt ein Wille existiert, der über die bloße Meinungsäußerung “ja, sollte man mal machen” hinaus geht.
Frage an Radio Eriwan: Handelt es sich bei “ … verrecke“-Slogans um Heetzpietsch? - - Antwort: Im Prinzip ja und nein. Wenn vorne „Islam“ steht, dann ja. Wenn sich der Spruch jedoch auf Deutschland bezieht, dann: nein. - - - Zusatzfrage an Radio Eriwan: Und was, wenn dort von Israel oder den Juden die Rede ist? - - Antwort: Nun, ganz einfach. Wird die Losung (wie wir ja alle wissen, handelt es sich bei dem Begriff „Losung“ um den Waidmannsausdruck für den Kot von Füchsen und anderem wildlebendem Getier) von einem deutschen Rechtsradikalen ausgeschieden, so haben wir es selbstverständlich mit Hetz-Pietsch zu tun. Erhebt jedoch ein hochwillkommener Gast aus dem Morgenland selbige Forderung, so ist dies als freie Meinungsäußerung aufzufassen und uneingeschränkt zu tolerieren!
Den Dummen gehört die Welt, wenn sie nur überheblich und dreist genug sind. Geist war stets bei wenigen: schreiben Sie weiter, Herr Wegner, und sei es nur, um uns die Ehre der Vernunft und Demut zu bewahren. Frage der Woche: Warum heißt Deutschland eigentlich Deutschland? Jokerfrage: Warum gibt es nicht nur eine Menschenrasse mit einer Sprache, Kultur und Religion - das würde doch alles viel einfacher machen…
Ihre Freie Denker Seite ist interessant, Herr Wegner. Merkwürdig ist auch die Erschöpfung auf der Linken - gepaart mit Unduldsamkeit. Eric Weinstein, der Direktor von Thiel Capital, diskutierte mit JB Peterson dieses gleiche Phänomen mit Blick auf Nordamerika in David Rubins Netz-Show (zwei Stunden und elf Minuten lang - und doch sehr interessant!). Und alle drei waren sich einig, dass sie - als ex-Linke! - heute eher der Rechten zuneigen - weil dort die wichtigeren Debatten laufen. Ein Punkt ist uralt und wird von Ihnen richtig benannt mit dem Unterschied zwischen Verantwortungs- und Gesinnungsethik. Merkwürdig, dass der nun so krass entlang der links-rechts Grenze verläuft. Für Helmut Schmidt, auch für Gerhard Schröder, gab es noch eindeutig eine linke Verantwortungsethik. - Das schmilzt in der SPD. Heinz Buschkowsky hat das kürzlich in einem ziemlich umwerfenden weLT-Interview mit Jacques Schuster mit Beispiel nach Beispiel untermauert. Ein systematischer Punkt, den Weinstein und Peterson ausmachen, ist, dass die Gleichheitsidee sich verselbständigt hat und einen Unterschied zum Verschwinden gebracht hat, der sie überhaupt erst wichtig macht: Nämlich der zwischen Gleichheit bei den Chancen - und der Idee, daraus müsse die Gleichheit bei den Ergebnissen, z. B. in den Schulen, aber auch in Sachen Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz, hervorgehen. Unterpunkt sozusagen beim Scheitern der linken Gleichhheits-Debatten (und Gleichheits-Politiken!) - - - : Dass sie den Eindruck erwecken, die Menschen seien in der Tat völlig gleich. Es gebe keine Gruppenunterschiede (Schwarze seien z. B. n i c h t genetisch besser gerüstet für den 100 - Meter - Lauf, als Asiaten oder Weisse - ein Lieblingsbeispiel von Steve Sailer - den sollten Sie auf Ihre Freidenker-Liste mit draufsetzen, bitte, wie auch Dave Rubin mit seiner politischen Diskussionssendung) - und es gebe auch keine biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die gibt es aber.
Neulich monierten zwei Kolleginnen von mir, die ich als überwiegend apolitisch einschätze, dass der Spiegel nicht mehr bei uns auf der Arbeit ausliegt. Auf meinen Einwand hin, dass die derzeitige Ausrichtung des Blattes mitunter fragwürdig sei, entgegnete die eine sinngemäß: doch nicht der Spiegel, das ist doch so ein großes und vielfältiges Blatt. Die andere meinte, sie interessiere sich gar nicht für die politischen Artikel, sondern für den Kulturteil. Insofern kann ich der im obigen Artikel zentralen fünften These nur zustimmen. Trotz teilweise linksradikaler und offen zur Gewalt gegen Andersdenkende aufrufende Artikel hat der Spiegel durch sein inhaltliches Vollprogramm für viele Menschen Appeal. Das Gleiche lässt sich über die GEZ-Medien sagen. Interessant wäre die Frage, inwieweit sich daraus strategische Folgerungen für Medien wie etwa der Achse oder Tichys Einblick ableiten lassen. Ich glaube nämlich durchaus, dass auch, nennen wir sie “konservative”, Blätter prinzipiell in der Lage wären, ein Vollprogramm zu bieten. Ob das der Ausrichtung des Blattes entspricht bzw. ob es vom Leser gewünscht wird, müsste man freilich klären.
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