Claudio Casula / 28.07.2022 / 12:00 / Foto: Settembrini34 / 81 / Seite ausdrucken

Dunkeldeutschland

Und der Senat sprach: Es werde Finsternis. Und es ward Finsternis.

Im August 2015 unterschied der damalige Bundespräsident Joachim Gauck zwischen einem „hellen Deutschland“ und einem „Dunkeldeutschland“. Was damals in einem anderen Zusammenhang gemeint war und dabei durchaus spalterisch klang, gewinnt gerade an Aktualität. Noch gibt es ein helles Deutschland mit mehr oder weniger ausreichend Strom, doch Dunkeldeutschland dräut bereits am Horizont. Verdunkelung ist angesagt. Soeben forderten die Grünen im nordrhein-westfälischen Witten, die Straßenbeleuchtung werktags zwischen 1.00 und 3.30 Uhr nachts abzuschalten.

Das erinnert an die Luftschutzmaßnahme der Verdunkelung in den Weltkriegen, als keine Lichtquelle einen Ort verraten durfte. 1914 führten diese Maßnahmen in London zu einer derartigen Häufung von Verkehrsunfällen, dass hierdurch wahrscheinlich mehr Menschen ums Leben kamen als durch die damals noch seltenen Luftangriffe selbst. In Berlin nutzte der berüchtigte „S-Bahn-Mörder" 1940/1941 die Pflicht zur allgemeinen Verdunkelung, um nachts Frauen zu vergewaltigen und zu ermorden.

Jetzt schaltet die deutsche Hauptstadt erst einmal die Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten ab. Betroffen sind insgesamt 200 Bauwerke, darunter die Siegessäule mit der „Goldelse“, die Gedächtniskirche, das Rote Rathaus von Frau „Dr." Giffey und das Schloss Charlottenburg. Nach Kenntnis des Autors dieser Zeilen sofort, unverzüglich, zieht man unter anderem dem Berliner Dom, der Marienkirche und dem Alten Palais den Stecker. Und natürlich umhüllt die nächtliche Schwärze nunmehr auch das Reiterstandbild Friedrichs des Großen Unter den Linden. 

Die Strahlkraft des Präsidenten

Schon vor einigen Tagen war zu lesen, dass Schloss Bellevue nachts nicht mehr angestrahlt werden soll. Die Strahlkraft des charismatischen Bundespräsidenten reicht ja auch vollkommen aus, um seinen Amtssitz zu erleuchten. Nur bei Staatsbesuchen macht man eine Ausnahme, damit es nicht gar zu peinlich wird. Auf herkömmliche Touristen, die das beste Deutschland aller Zeiten bereisen, dürften die im Dunkel liegenden baulichen Attraktionen einen eher traurigen Eindruck machen. Immerhin können sie daheim davon erzählen, dass bei uns buchstäblich die Lichter ausgehen.

Wozu also die Verdunkelungsentscheidung? Wie im vor allem politisch finsteren Deutschland des Jahres 2022 üblich, geht es wieder einmal darum, ein „Zeichen zu setzen", denn die 40.000 Euro, die die 1.400 Strahler jährlich an Kosten verursachen, machen bei einem Haushalt von etwa 33 Millionen Euro den Kohl nicht wirklich fett. 

Zum Glück gibt es aber immerhin noch ein historisches Bauwerk, das nach innen und außen strahlt wie weiland Erichs Lampenladen: Im Reichs- bzw. Bundestag brennen alle Lichtquellen auch in der Sommerpause des Parlaments, in der Nacht so wie am Tag. Es könnte ja sein, dass Emilia Fester demnächst mal wieder ein Tanzvideo am Arbeitsplatz drehen möchte.

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Leserpost

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Günter Lindner / 28.07.2022

Ja , wenn der Gemeideservice reduziert so wird ,dann ist das eine vertsteckte Grundsteuer erhöhung weil die Servieleistung reduziert wird.

Ilona Grimm / 28.07.2022

@Josef Gärtner: »Wir leben im Jahr 1 mit grüner Regierungsbeteiligung, - und in Deutschland gehen die Lichter aus.« - - - Nur Traumtänzer haben etwas Anderes erwartet. Kaum sind die Grünen ein paar Monate an der Macht, schon liefert Deutschland Waffen in ein Kriegsgebiet, ist also - wie schon 1999 unter den „pazifistischen“ Grünen – wieder einmal Kriegspartei. Dass auch die Lichter bei uns ausgehen, darf niemanden überraschen. Das passt nämlich zu Dunkelheit und Vakuum im Oberstübchen beim Wahlvolk. Demnächst werden ja auch noch Wärmestuben und Suppenküchen angeboten. Und Zelte für die Einheimischen, die ihre Wohnungen für „Flüchtlinge“ räumen mussten. Oder so ähnlich.

Ilona Grimm / 28.07.2022

@Sirius bellt: Sie glauben, mit dem Abschalten der Festbeleuchtung in Städten (und Straßenbeleuchtung in der Provinz) sei des Ende der Fahnenstange erreicht? Warten Sie mal ab. Strom auf Bezugsschein („IMPF“- und Wohlverhaltens-Nachweis) ist in Planung. Aber an allem ist natürlich nur der „irre Putin“ schuld, der uns „erpresst“. Ganz klar. Mit hirnverbrannten, selbstmörderischen „Sanktionen“ hat das gar nichts zu tun.

Silas Loy / 28.07.2022

Die Piefkestadt wird verdunkelt. Ist aber auch irgendwie egal. Hatten wir übrigens schon mal. Ähnlich sinnloser Aktionismus herrschender Spinner*innen. Und von Darkrooms verstehen sie ja auch wirklich was. Hauptsache, Paris bleibt die Stadt der Lichter, der Architektur und der süssen Romanze. Suum quique.

Dr. Dirk Reitz / 28.07.2022

Sehr geehrter Herr Casula, Sie bezeichnen die Berliner Regierende Bürgermeisterin (nomen indicibile) als “Dr. ” *) - angesichts der Häufung von De-Promotionen rege ich an, für diesen Personenkreis den Titel “Dr. deprom.” einzuführen. In der amtlichen Schreibung dann ohne ” ” . Gruss Dr. Dirk Reitz *) Im Falle der Dame ggf. besser “Drix” (für Doctrix)

Julian Schneider / 28.07.2022

Bei uns im woken Würzburg ist das schon seit einigen Jahren so. Der Festung Marienberg und anderen Bauwerken wird ab 23 Uhr das Licht abgedreht. Wegen der Insekten. Und das, wo man im Grunde vom Tourismus lebt. In der Stadt ist es wie im ganzen Land: Wenige Komplett-Irre haben die Meinungshoheit in Medien und Politik und zwangsbeglücken die Bevölkerung. So ist das im Sozialismus nunmal.

Arno Meier / 28.07.2022

Versteh ich nich, dachte es gibt ein Gasproblem und ausdrücklich KEIN Stromproblem, wozu dann also Strom sparen? Hab ich bestimmt wieder was falsch verstanden…

Herbert Priess / 28.07.2022

Das erinnert mich irgendwie an längst vergangen geglaubte Zeiten. Ganz dunkel an Erich Weinert der seine Eloge an Stalin: Im Kremel brennt noch Licht! schrieb. Bald werden unser Dichter(ohne Dichtring) und Denker(ohne Hirn) die selben Elogen über Habeck, Scholz und Komplizen ergießen.  Titel: Im Reichstag brennt noch Licht! Wenn wo andes schon Zappenduster ist.

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