Achgut.com verzeichnete es bereits: „Er ist da, der Preisschock. Gut so!“ Dermaßen fröhlich kommentierte der WDR die Inflation und den Anstieg der Energiepreise. „Nur, wenn Öl und Gas spürbar teurer werden, kriegen wir die Erderwärmung in den Griff“. Und gut sei das auch für die soziale Gerechtigkeit.
Tatsächlich ist das alles nur ein folgsames Surrogat der offiziellen Linie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). DIW-Chef Marcel Fratzscher „Claqueur der SPD“ , „Claqueur der EZB“, „umstrittene Personalentscheidungen“ – ist für die „Grüne Inflation“ und „expansive Finanzpolitik“, also für Kostenexplosion der Energiepreise plus Negativzinsen plus Gelddrucken plus staatliche Interventionen, und nennt jede Kritik daran „zynisch“. So kam es vielleicht auch schon 2019 zur Trennung des DIW von seinem damaligen Mitarbeiter Georg von Weizsäcker, der schon mal feststellt, die Einschätzungen der Deutschen in Hinsicht auf die Aussichten am Finanzmarkt und Immobilienmarkt seien „extrem pessimistisch“, und sowas sieht man wohl beim DIW nicht so gern. Immer schön fröhlich bleiben!
Inflation wird so oder so überbewertet...
Auf der Webseite des DIW wird der dortige Optimismus noch deutlicher:
"4,1 Prozent klingt nach einer höheren Inflation, als sie in Wahrheit ist. Denn im September sind die Preise im Vergleich zum August und zum Juli nicht gestiegen, sondern konstant geblieben. Die höhere Zahl ist vor allem das Resultat so genannter Basiseffekte, also der Tatsache, dass im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr die Preise gefallen sind. Die Preise fossiler Energieträger wie Öl und Gas werden auch in Zukunft weiter steigen. Das ist gut so, denn dies gehört zu einer klugen Strategie in Sachen Klimaschutz dazu. Die Politik sollte Menschen mit geringen Einkommen gezielt finanziell entlasten, aber nicht TopverdienerInnen oder Unternehmen. Die Inflation wird im kommenden Jahr in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit eher zu gering als zu hoch ausfallen. Eine dauerhaft hohe Inflation ist sehr unwahrscheinlich und wäre eher ein Luxus-Problem, denn dies würde eine dauerhaft boomende Wirtschaft erfordern. Es gibt daher keinen Anlass zur Angst und die Politik sollte sich an populistischer Angstmache nicht beteiligen."
Also, schützt uns jetzt eine nicht dauerhaft boomende Wirtschaft vor der Inflation oder umgekehrt? Stimmt das DIW gar den Lobpreis der Stagflation an, solange die nur „grün“ genug ist? Mit dem aktuellen Statement des DIW-Chefs muss man feststellen: ja, exakt.
Fernsehen: edel, hilfreich und gut!
Zurück zum WDR und seinem gleichlautenden Lobpreis. Auch dazu hat uns das DIW nämlich etwas ganz Wichtiges zu vermelden. Was den Konsum von Medien (wie des WDR) angeht, stellt das DIW in seinem Teil „Wissenschaft“ Beruhigendes fest (englischer Originaltext hier):
"Fernsehen ist neben der Arbeit die zeitaufwändigste menschliche Tätigkeit, aber seine Rolle für das individuelle Wohlbefinden ist unklar. Die in der Literatur geschilderten negativen Folgen werfen die Frage auf, ob dieser beliebte Zeitvertreib ein wirtschaftliches Gut oder ein Übel darstellt und somit als Paradebeispiel für irrationales Verhalten dient, das die Gesundheit und das Glück des Einzelnen beeinträchtigt. Unter Verwendung umfangreicher Paneldaten sind wir die ersten, die diese Frage umfassend behandeln, indem wir ein groß angelegtes natürliches Experiment in Westdeutschland nutzen, bei dem Menschen in geografisch begrenzten Gebieten kommerzielles Fernsehen über terrestrische Frequenzen empfangen konnten. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen finden wir keine Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn der Fernsehkonsum steigt. Für die Lebenszufriedenheit finden wir sogar positive Effekte. Zusätzliche Analysen stützen die Annahme, dass Fernsehen kein ökonomisches Übel ist und dass die nicht-experimentelle Evidenz auf negativer Selbstselektion zu beruhen scheint."
Kurz: Fernsehen ist ein zeitaufwändiger, aber befriedigender Lebensinhalt mit ökonomischem Nutzen und positiven Effekten! Na, dann: Glotze an, Chipstüte auf, Kronenkorken von der Bierflasche und ab mit dem Hintern aufs Sofa. Fernsehen fördert das Wohlbefinden!
Ein nützliches Verhältnis zu den Medien
Leider gehen in der „Studie“, die uns das DIW in ihrem „Wissenschaftsteil“ verkauft, die Daten zu Privat- und öffentlich-rechtlichem Fernsehen fröhlich durcheinander, ein Abschnitt zu Materialien und Methoden fehlt beziehungsweise besteht aus einer nicht näher erläuterten mathematischen Formel, mit der man angeblich das Wohlbefinden durch Fernsehen berechnen kann, und alle Rohdaten, Statistiken und Grafiken sind bis auf ihre jeweiligen Platzhalter inexistent.
Dafür eine Menge Blabla über Sendefrequenzen und die Entscheidungen des Helmut Kohl vor über dreißig Jahren. So eine Cargo-Kult-Wissenschaft kommt dabei heraus, wenn ein jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern finanziertes „Forschungsinstitut“ das Fernsehen lobpreist. Dann bedankt sich das zwangsfinanzierte Fernsehen eben auf seine Weise, indem es die Thesen des DIW hochjuxt. Besonders gern, solange andere die Rechnung bezahlen, und extrem gern per Öko-Stagflation. Danke, DIW, danke WDR, Ihr schafft das. Und immer schön fröhlich bleiben!