Jesko Matthes / 29.08.2023 / 10:00 / Foto: Karin Desmarowitz / 17 / Seite ausdrucken

Fabio De Masi gegen Olaf Scholz: Der Trank des Vergessens

Im Gedächtnis bleibt uns immer nur das Entscheidende. Das Unwichtige, wie ein paar Millionen oder Milliarden ergaunerte Steuergelder, vergessen wir im Angesicht des Schönen, wie ein jeder alles vergisst bei einem Trank aus dem Flusse Lethe.

Gar nicht so blöd, der Fabio De Masi. Zeigt er doch den Olaf Scholz wegen Falschaussage an. Er, also der De Masi, bedient sich dazu des uralten aristotelischen Satzes vom ausgeschlossenen Dritten, dem zufolge eine Aussage nicht gleichzeitig zutreffend und unzutreffend sein kann. 

Entweder, so der De Masi, der Scholz hat keinen Kalendereintrag, dann erinnert er, also der Scholz, sich, oder er hat einen; nur im zweiten Fall kann er glaubhaft behaupten, einen Eintrag zu haben, aber sich nicht zu erinnern. So weit, so gut. Nun aber hat er, also der Scholz, keinen Kalendereintrag, und er, der Scholz, hat also ein in seinem Kalender nicht (warum nicht?) notiertes Treffen dennoch bestätigt. Selbst ein Kanzler aber kann sich nicht gleichzeitig erinnern und nicht erinnern, obwohl es ähnliche Beispiele schon gegeben haben soll, allerdings nur bei Wolfgang Schäuble und einem Koffer, und der, also der Schäuble, nicht der Koffer, war nicht Kanzler. Kurz: Der Scholz hat keinen Kalendereintrag – und kann sich folglich erinnern. 

Allerdings ist das Rückzugsgefecht des Amnestischen absehbar: Er kann sich sehr wohl an den Termin erinnern, auch an den Ort und sogar an die Speisenfolge, nämlich Märkische Hochzeitssuppe, Hamburger Pannfisch, Birne „Helene“, Petits Fours und Variationen von französischen Käsen, dazu Champagne Bollinger, „Kein Wein den Faschisten“ und Eiswein Riesling; nur an den Inhalt des Gesprächs, verflixt und sehr schade, leider nicht. Wahrscheinlich, weil er, also der politische Inhalt, verglichen mit dem beschaulichen Menü nebst seinen Bu- und Alkoholika, das ja sozusagen zum nunmehr wesentlichen Inhalt des Kanzlers wurde, nicht annähernd so bedeutend war. Sonst hätte er, also der Termin, nicht der Inhalt (und auch nicht das Menü) selbstverständlich auch im Kalender des späteren Kanzlers gestanden. 

Denn im Gedächtnis bleibt uns immer nur das Entscheidende. Das Unwichtige, wie ein paar Millionen oder Milliarden ergaunerte Steuergelder, vergessen wir im Angesicht des Schönen, wie weiland selbst der Göttervater Zeus zu den verschiedensten Anlässen es vergaß, als da wären Europa, Leda oder Adonis, und wie ein jeder alles vergisst bei einem Trank aus dem Flusse Lethe. Das wusste sogar Patrick Bahners, laut Deutschlandfunk bereits am 1. Januar 1980. Alle Achtung – an staatsnahen Medien ist immerhin kein Zweifel möglich! –, Bahners war damals 13 Jahre alt, ein früh gereiftes Genie! Ich wette, der Deutschlandfunk hat da entweder irgendetwas vergessen. Oder auch nicht. Ein Drittes ist unmöglich. Und kann dennoch ja durchaus mal passieren; wenn dem Deutschlandfunk, dann auch dem Kanzler.

Wetten, die zuverlässige deutsche Justiz sieht es genauso?

Foto: Karin Desmarowitz CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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W. Renner / 29.08.2023

Olaf hat husten. Wo bleibt der Hustinetten Bär?

Wolfgang Richter / 29.08.2023

“Wetten, die zuverlässige deutsche Justiz sieht es genauso?” Sicher, geht ja nur um das “Geld der Anderen”, nicht um “Impfbescheinigungen” oder “Maskenatteste” oder einfach unbotmäßiges Auftreten bei den den Regierenden unpassenden Demos oder gar öffentlich geäußerte Kritik an ihnen.

Moritz Cremer / 29.08.2023

BK UNTRAGBAR!!!...

Klaus Keller / 29.08.2023

Kann jemand mit kognitiven Störungen Kanzler bleiben? Ein Beispiel aus der Welt der psychiatrischen Störungen: Die Merkfähigkeitsstörung kann so ausgeprägt sein, dass es dem Patienten nicht möglich ist, sich Sachverhalte selbst für Sekunden einzuprägen. Zudem verknüpfen die Patienten oft unbewusst ihre Erinnerungslücke für jetzige Ereignisse mit alten Erinnerungen. Seltener wird konfabuliert, also Erinnerungslücken mit reinen Phantasieinhalten ausgefüllt. In ihrer Summe führen die Beeinträchtigungen des Gedächtnisses oft dazu, dass sich die Patienten in ihrer örtlichen und zeitlichen Umgebung nicht mehr zurechtfinden. Neben den Gedächtnisstörungen kann eine Reihe weiterer psychiatrischer Symptome auftreten. So sind Antriebsarmut, erhöhte Müdigkeit und starke Ermüdbarkeit, Euphorie und starke Gefühlsschwankungen beschrieben. Aus Wikipedia über das Korsakow Syndrom.+++ Gab es diese Speisen wirklich? Wie kommt es, das er sich kürzlich von einem fremden Mann umarmen lies usw. Müssen wir uns sorgen machen? Ist er noch Diensttauglich?

A. Ostrovsky / 29.08.2023

@Reinmar von Bielau : >>Schrödingers Katze scheint auch für Scholzens Hirn Gültigkeit zu haben. Solange er sich nicht erinnert, kann sein, dass er sich mit Warburg getroffen hat, kann aber auch nicht. sein. Das Scholz’sche Paradoxon.<<  Naja, die Theorie von der Unschärferelation oder die Observablentheorie sagt aber auch: Die Wahrheit entsteht in dem Augenblick, wo man von hinten reinschaut, mit der Taschenlampe. Allerdings gibt es keine Übereinstimmung aller 99 Wissenschaftler, was ein Augenblick ist. Die einen zucken die Schulter und die anderen murmeln etwas und zeigen in Richtung des Urknalls. Man weiß einfach nicht, was man tun müsste. Dabei ist es so einfach. Taschenlampe an und reinschauen. Aber Manche wollen die Wahrheit gar nicht. Manche haben auch Angst, dass die Katze doch noch lebt und dann kratzt. Das sind die Feingeister.

Frank Mora / 29.08.2023

Naja, der Olaf aus Hamburg war damals gewählter erster Bürgermeister (Ministerpräsident) eines ziemlich reichen Bndeslandes und ziemlich erwachsen, als er den gewaltigen Steuerbetrug durchgehen ließ. Oder besser durchgewunken hat? Nachsicht. Der 17jährige, also minderjährige Hubert aus Bayern hatte ein ziemlich widerwärtiges Pamphlet in seiner Schultasche. Nicht von ihm, aber von einem aus seiner Sippe. Juristisch längst verjährt, weil kein Mord. Aber er wird jetzt durchs Land gejagt. Keine Nachsicht. Wie schreibt und sagt Prof. Wolffsohn: Sippenhaft wie bei den Nazis und in der DDR und mit zweierlei Maß gemessen. Jeder, der in das Aiwanger=Nazi-Horn tutet, sollte sich derüber klar sein, das er selbst mit den Nazis und den SED-Mächtigen in der DDR und ihrer Methode verglichen werden kann. Oder trifft “sich auf eine Stufe stellen” es besser? Jeder sollte sich erinnern (auch die Olafs aus Hamburg und anderswo), was sie mit 17 gesagt, geschrieben und getan haben. An alles. Jeder sollte sich erinnern, was seine Sippe von 33 bis 45 oder/und von 46 bis 89 getan haben, Die Zahl allein der PGs war über 10, der Genossen über 2 Millionen. Doppelzählungen inbegriffen. Opa erzählt vom Krieg? Mein Opa und mein Vater haben nicht vom Krieg erzählt. Weder vom ersten noch vom zweiten.

Hjalmar Kreutzer / 29.08.2023

„Das Wesentliche“: Die hochnoble höchst moralische Fa. Rindchen möchte „den Faschisten“ keinEN Wein verkaufen? Warum schreiben sich dann nicht: „Keinen Wein den Faschisten“? Doische Sprak isse manschmal schwere Sprak, Alda, isch schwör! Wenn ein Wein so hochmoralisch etikettiert wird, darf man diesen wahrscheinlich nicht kritisieren, und wenn keiner den Wein kritisieren darf, schmeckt er möglicherweiße Schei… „Märkische Hochzeitssuppe“ habe ich nicht gefunden, allenfalls Altmärkische. Nee, was für ein Gemantsche und Gepule mit Suppenhuhn, Wurstbrät zu Klößchen und Eierstich, alles für ein paar Teller Suppe, hör doch auf! Bei mir gab es letztens nur Suppenhuhn mit Gemüse und Reis, erst alles salzlos gekocht, dann für den zu Besuch weilenden Enkeldackel und das dito Enkelkind je eine Portion abgenommen, dann für vier Erwachsene mit den Gewürzen noch mal aufgekocht, das lohnte sich wenigstens. Alltags für uns zwei Erwachsene reicht die vielfältigere Schwäbische Hochzeitssuppe aus der Tieküko, für welche ich die div. Klößchen nicht selber drehen muss oder was Asiatisches. So weit zum Wesentlichen. Beim Ermittlungseifer der deutschen Justiz, etwa im Vergleich zu Attestärzten und Maskenrichtern, kann man den Amnesieschlumpf nur ABWÄHLEN.

Reinmar von Bielau / 29.08.2023

So ganz nebenbei: warum wollen die Linken mit einer Schlepperin, wie Rackete im Europawahlkampf antreten, wenn sie einen Fabio di Masi haben? Er scheint zumindest noch einen geraden Rücken zu haben.

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