Lieber Herr Noll, Ihre Worte haben einen weißen Fleck. Das Blut fließt heute immer noch bzw. wieder, nämlich für den Gott der 68er, die freie Liebe. Hinter den gemalten Vulven.
Ist ja spannend, dass in dem Artikelbild das grüne Gummibärchen verbrannt wird. :) Aber im Ernst. Wenn Sie biblisch argumentieren, vergessen Sie den vierzehnten Psalm nicht. Daran ändert auch keine Zivilisation was. Das hat man im “aufgeklärten” 20. Jahrhundert gerade in Deutschland gesehen. Sie sprechen über die Partei, die in ihrem Wahlprogramm (mal wieder) einseitig gegen Israel agitiert.
Meines Wissens ist Fräulein Neubauer Spross der Reemtsma-Dynastie (“verwandt x-ten Grades” eigener Auskunft nach, immerhin). Und eben jenes Reemtsma-Unternehmen hat durchaus einige Schattenseiten vorzuweisen, was z.B. Zwangsarbeiterverpflichtung im Dritten Reich anbetrifft (übrigens auch betreffend die Ukraine, ein Schelm, wer aktuell Böses dabei denkt…). Wer also derart im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Nicht einmal daran denken, mit Steinen zu werfen - und dies zumal unbegründet. Hintergrund ihres Auftritts ist ohnehin offensichtlich: (unmotivierter) Rufmord an politisch Andersdenkenden, zum Zweck der grünen Machtergreifung. Woher kennen wir Deutschen solche Methoden? Genau.
Gestern - am 10.Mai - jährte sich zum achtundachtzigsten (!!) Mal jene Veranstaltung, welche wohl als Musterbeispiel deutscher Cancel Culture (auch wenn die damaligen Machthaber, im Gegensatz zu den heutigen, es nicht so mit Anglizismen hatten) betrachtet werden kann. Erraten: ich rede von dem Feuerzauber, der am 10.5.1933 auf öffentlichen Plätzen der Reichshauptstadt und anderen deutschen Städten inszeniert wurde: fanatisierte Jungmannen übergaben die Werke von Autoren, welche in den Augen des nur wenige Monate zuvor an die Macht gekommenen Regimes nicht - wie es heute heißen würde - als “woke” einzuordnen waren, den Flammen. Unter denjenigen, die sich diese mehr als abstoßende Aufführung aus der Nähe ansahen, befand sich Erich Kästner - auch seine Bücher fielen der Feuersbrunst zum Opfer. - Wie es lange zuvor Heinrich Heine - ebenfalls einer der von den braunen Horden verfemten Literaten - vorausgesagt hatte, waren es letzten Endes nicht nur Bücher, sondern auch Menschen, welche durch Feuer (holokaustos = wörtl.: vollständig verbrannt) oder auf andere Weise vom Leben zum Tode befördert wurden.
Die hexen Verfolgungen waren keine menschenopfer, sondern strafprozesse, an deren Ende u. U. die Todesstrafe stand. Es ist, wie behringer ausführt, ein großes Missverständnis unserer Zeit anzunehmen, dass alle delinquenten unschuldige justizopfer waren. Auch auf Abtreibungen stand die Todesstrafe beispielsweise. Das verbrennen galt als gnadenakt den verurteilten gegenueber, kartharsis. Gleichwohl gibt es parallelen. Der Wunsch der bevoelkerung, den suendenbock zu finden und zu richten, um das fortwährende Unheil zu beenden. Daher hatten die Brände auch Kirmescharakter. Das kollektiv richtet das Individuum eben auch im Bestreben der selbstvergewisserung. Die Menschenopfer früherer Zeiten waren nur dann wirksam, wenn das kollektiv etwas wertvolles weggab. Je wichtiger das war, was man von den goettern verlangte, desto groesser musste das Opfer sein. Beim suendenbock jedoch ist das nicht so. Man gibt weg, was ohnehin zur last faellt, das ist der grund, warum die ersten opfer der hexen Prozesse mehrheitlich alte, arme Frauen waren. Cancel culture und Verleumdung verfolgt aber ganz andere Ziele, nämlich die Durchsetzung einer politischen Agenda. Da drängt sich der Vergleich zu stalinistischen Säuberungen auf. Es geht um Terror. Niemand, der im 17 Jahrhundert begeistert bei einem brand der Hexe jubelte, kann auf die Idee, bald selbst dort verbrannt zu werden (oft genug ein Irrtum). Bei Cancel culture geht es um Einschüchterung, um die Verengung des erlaubten Diskurses. Dabei wird nichts geopfert. Sondern es wird unterdrückt. Atavistisch ist daran nichts.
Huch - Menschenopfer? - Was soll das denn, Chaim Noll? Gings auch ‘ne Nummer kleiner, bitte? - Zumal Sie gleichzeitig eine scheinsoziologische Rechtfertigung der tatsächlichen Massenschlächterien der französischen Revolutionäre in der gut abgehangenen Marx-/Engels-Fasssung liefern. Also behaupten der revolutionäre Terrror von 1789 ff. würde die gesellschaftlichen Verhältnisse im damaligen Frankreich widerspiegeln. Tat er nicht! Mal bissle Büchner lesen: Danton. Oder halt den Historiker Marc Bloch oder wen: Le Terreur war der Blutrausch der entfesselten und sich immer weiter enthemmenden französischen Revolutionäre. - Das war der Grund übrigens, warum sich Friedrich von Schiller aber auch so Leute wie der superklar denkende Aphoristiker Joseph Joubert von der Revolution abgewandt haben, herrje. - Auch das könnte sich übrigens Henryk M. Broder nochmal durch den Kopf gehen lassen, bevor er auf Schillern erneut eindrischt, von wegen, der wäre irgendwie ein Repräsentant des Deutschen Ungeistes.
Mit der Hexenverbrennung ist es noch nicht ganz so weit. Dafür das Ausstoßen innerhalb der Gesellschaft und der Familien hat schon lange begonnen. Die Frage ist ja, was macht man selbst dagegen, wenn einem dieser Bannstrahl der „sozialen Demontage des oder der Betreffenden“, treffen sollte. Ich bin dort gerade mitten drinnen in dieser Ausgrenzung. Nach meiner Wahl 2019 zum stellvertretenden Bürgermeister in einer kleinen Gemeinde in Vorpommern, als Mitglied der unaussprechlichen Partei des Bösen, wechselten doch einige Leute aus meinem 50 Seelendorf die Straßenseite wenn sie mich sehen oder vermeiden meinen Kontakt. Für mich ergab sich die Erkenntnis, wer es ehrlich und offen meint, steht weiterhin zu mir. Ich gehe immer noch offen mit allen Menschen und Bürgern um und merke wie einige zögerliche Menschen nun anfangen sich mit mir über unaussprechliche Themen des täglichen Chaos ruhig unterhalten können. Ich hatte mir die Frage gestellt wie sich Menschen mit gleichen Werten erkennen können. Dazu hatte ich Fahnenmaste mit Deutschlandfahne zum Jahrestag der Wiedervereinigung in meinem Dorf angeboten. Somit ist das Dorf äußerlich schon von weitem erkennbar geworden und ich bin nicht mehr alleine. Ich muss mich selber ständig reflektieren um diesem „Man beginnt einander zu belauern. Die Smartphones, gnadenlose Aufzeichner und Abhörgeräte des intimsten Geschehens, bleiben gezückt. Jede unbedachte Äußerung, jedes unglücklich gewählte Wort ist willkommen, um das gnadenlose Räderwerk der Abstrafung in Gang zu setzen.“ etwas entgegen zu setzen.
Neubauer? Luisa Neubauer? Wenn ich den Namen höre, blättere ich weiter. Es gibt eine Bezeichnung für Mädchen in der Pubertät, denen die Nase läuft, gerne auch dabei immer wieder mit dem Fuß stampft. Es gibt wichtige Menschen, die uns bereichern. Luisa N. gehört sicher nicht dazu.
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