Ich hatte während der Schulzeit so manchen Mitschüler der Sorte “Herr Lehrer, ich weiß was.” Einer von ihnen kostete mich für einige Tage das Gymnasium, da er “etwas wusste” und ich deswegen von der Schule verwiesen wurde. Meine Eltern sorgten in unerwarteter Solidarität dafür, dass das ganz schnell rückgängig gemacht wurde. Dieser Mitschüler hatte sich durch “Wissen” das Privileg erworben, vom Klassenlehrer mit Vornamen angesprochen zu werden und dessen Tasche zum Lehrerzimmer tragen zu dürfen, während wir anderen nur Plisch und Plumm waren, natürlich ohne “Herr” davor. Andere Kameraden waren nicht ganz so schleimig, stellten jedoch stets einen Unsicherheitsfaktor dar, wenn es darum ging, sich auf die eine und andere Weise aufzulehnen. Schon ein klärendes “Gespräch” mit einem Lehrer genügte, und der Nebenmann denunzierte, was das Zeug hielt. Das passierte immer wieder, fielen doch meine Schuljahre während des Erwachsenwerdens ins Ende der 1960er Jahre, und die überwiegende Zahl der Mitschüler war damals in semi-revolutionärem Aggregatzustand. Aber eben nicht alle. Niemand konnte die Denunzianten damals leiden, außer natürlich diejenigen, die von ihnen profitierten. Und so ergriffen sie dann später Berufe, in denen sie selber von Denunzianten profitieren konnten.
Ich dachte hier sind immer alle so froh darüber, dass in Deutschland (noch) das Gestz gilt und nicht Beziehungen, Clan, gefühlte Gerechtigkeit usw. Also sollten wir uns darüber freuen, wenn jemand petzt, also den von uns allen eingestellten und bezahlten Autoritäten (Staatsanwalt, Polizei, Lehrer usw.) Bescheid gibt, wenn etwas gegen das Gesetz (die Regeln) geplant ist oder gelaufen ist. Oder sollen die Regeln jetzt doch täglich neu ausgehandelt werden?
Klasse! Und sehr sehr zutreffend. Alerdings gibt es 2 Sorten in der ersten Reihe: Streber und Petzer. Die Streber waren nicht unbedingt auch immer Petzer. Die Analogie ist jedoch hervorragend.
Bravo, Herr Schneider. Voll ins Herz aller Freiheitsliebenden, wie mich. Stringente Gedankenführung, auch formal ein Spitzenbeitrag!
Herrlich! Dafür haben Sie bei mir einen Joker, um wieder mal Blödsinn schreiben zu dürfen!
Ein wundervolles Video Herr Schneider. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Es ist traurig, aber ich kann mir jetzt die Situation während des Hitler-Regimes vorstellen. Und diese Situation haben wir heute wieder. Da werden Freundschaften aufgekündigt, wenn man nicht zur Flüchtlingspolitik der Kanzlerin steht. Zivilcourage Fehlanzeige. Und wenn vereinzelt Menschen sich aufmachen dagegen zu demonstrieren, werden sie von den rotlackierten Faschisten niedergebrüllt. Churchill hat seine “Pappenheimer” schon gekannt: den Deutschen hast Du entweder am Hals oder unter den Füssen. Jetzt sind wir in der “Füsse küssen-Phase”.
Super Herr Schneider!
Hallo Thilo, beste Grüße aus der ersten Reihe. Danke für Obst, ich sitze heute noch gerne vorne. Hat mir immer sau viel Spaß gemacht, mich direkt und ungestört mit den Lehrern zu fetzen. Bin in Klasse 11 zum letzten Mal rausgeflogen: ” ...und Sie kommen hier erst wieder rein, wenn Sie sich entschuldigen!!!” wurde ich zum Abschied aus 60 cm Entfernung angebrüllt. Na ja, ich kam wirklich erst zwei Wochen später wieder nach der Entschuldigung. Wohlgemerkt: der schriftlichen des Lehrers. Kommentar meiner Mutter zu ihrem Nachwuchs: “Ich bin froh, wenn ihr alle aus der Schule draußen seid und keiner von Euch geflogen ist. ” Ich habe alle Nervbeutel, die sich feige nach hinten verdrückten und von dort aus unqualifizierten Mist verzapften, immer verachtet. Und wer Celan in solcher Weise missbräuchlich verwendet: ” die Petze ist ein Meister aus Deutschland”, der gehört sowieso verprügelt. Und nein, ich gucke jetzt nicht das Video. Die Anmoderation hier reicht mir.
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