Thilo Schneider / 08.01.2018 / 06:40 / Foto: Marcus Quigmire / 26 / Seite ausdrucken

Der 10-Punkte-Ratgeber: So demaskieren Sie „Rechte“

Eine These wurde in den Raum gestellt, die Ihnen nicht gefällt? Gehen Sie wie folgt vor:

1)

Prüfen Sie die Quelle. Akzeptabel sind Spiegel, FAZ, TAZ, grenzwertig BILD, Focus und Welt. „Achse des Guten“ geht gar nicht. Falls die Quelle in Ordnung ist, weiter zu Schritt 2, ansonsten Schritt 10.

2)

Prüfen Sie den Autoren. Prantl und Augstein sind in Ordnung, ebenfalls jeder Grünen-Politiker außer Boris Palmer. Checken Sie ansonsten: Hat der Autor schon in der „Jungen Freiheit“ publiziert? War er auf einer Pegida-Demo? Hat er sich schon einmal mit einem AfD-Wähler im gleichen Raum aufgehalten oder dort sogar geredet? Falls auch der Autor in Ordnung ist, weiter zu Schritt 3, ansonsten Schritt 10.

3)

Besteht die Möglichkeit, die These/Aussage zu relativieren? Als Stichworte seien Ihnen „Oktoberfest“, „Nonnen“ und jede Straftat eines Rechten/Rechtsextremen ans Schreiberherz gelegt. Beispiel: Auf die Meldung „Flüchtlinge übermäßig an Straftaten beteiligt“ verweisen Sie auf „Anzahl rechtsextremer Straftaten hat zugenommen“. Scheuen Sie auch nicht vor Vergleichen mit dem Dritten Reich oder Persönlichkeiten des Dritten Reiches zurück. Falls Sie nicht relativieren können, weiter zu Schritt 4, ansonsten Schritt 10.

4)

Benutzen Sie ein Strohmann-Argument und unterstellen Sie dem gegnerischen Autoren Dinge, die er nicht gesagt hat. Beispiel: Auf die Aussage „Das Kopftuch ist ein Zeichen der Unterdrückung“ antworten Sie: „Du bist also dafür, dass Muslime ihre Religion nicht offen ausleben dürfen.“ Garnieren Sie Ihre Argumentation mit Verweis auf das Grundgesetz und die undemokratische Haltung des Postenden. Falls das Strohmann-Argument nicht zieht, weiter zu Schritt 5, ansonsten Schritt 10.

5)    

Prüfen Sie die Rechtschreibung des Gegners. Hat er offensichtliche Schreib- oder Tippfehler gemacht? Hat er sich in Satzbau oder Grammatik vertan? Schnappen Sie den Burschen! Wer nicht richtig schreiben kann, hat auch nicht das Recht auf eine eigene Meinung. Der hat keine Fehler gemacht? Dann weiter zu Schritt 6, ansonsten Schritt 10.

6)    

Checken Sie den Bildungsstand. Haben Sie es mit einem Akademiker zu tun? Jeder mit einem niedrigeren Bildungsstand als Sie ist nicht satisfaktionsfähig. Schwierig, wenn sie selbst knapp am Hauptschulabschluss gescheitert sind, aber dann könnten Sie ja auch diese Zeilen nicht sinnerfassend lesen. Jedenfalls ist jeder mit einem niedrigeren Bildungsstand als Ihnen nicht in der Lage, die Komplexität der Vorgänge so gut wie Sie zu verstehen. Hat nicht geklappt? Dann weiter zu Schritt 7, ansonsten Schritt 10.

7)  

 Checken Sie den Wohnort gegen. Handelt es sich um jemanden aus den Neuen Bundesländern? Vielleicht sogar aus Sachsen? Falls nein, weiter zu Schritt 8, ansonsten Schritt 10.

8)    

Jetzt ist der Beruf Ihres Kontrahenten dran. Hat er Erfahrungen in der Flüchtlingsbetreuung, Sozialpädagogik, oder engagiert er sich sogar ehrenamtlich? Ist ihm beruflich eine Expertise über das Geschriebene zuzutrauen? Ist er vielleicht sogar selbst Angehöriger einer Randgruppe? Falls ja, weiter zu Schritt 9, ansonsten zu Schritt 10.

9)    

Bezeichnen Sie jetzt Ihren Kontrahenten als „besorgten Bürger“ und machen Sie ihn lächerlich. Greifen Sie ihn persönlich an, stöbern Sie auf seiner Facebook-Wall nach verfänglichen Details und treten Sie diese öffentlich breit. Irgendetwas findet sich immer. Falls nicht, erfinden Sie einfach etwas. Kein Mitleser prüft das nach. Falls doch, behaupten Sie, er habe die verfängliche Passage aus Scham gelöscht. Handeln Sie. Machen Sie ihn fertig, weil – wenn Sie es nicht tun – er morgen mit Fackeln durchs Brandenburger Tor marschieren wird. Zeigen Sie Haltung! Und erlegen Sie ihn, falls er bis hierher nicht aufgegeben hat, in Schritt 10.

10)    

Jetzt ist alles klar. Das KANN, auch wenn er es leugnet, nur ein Nazi, Neurechter oder sonstiger Teufel sein. Auf jeden Fall ist es ein rechter Hetzer und Rassist. WICHTIG: Gebrauchen Sie diese Begriffe als Erster, er wird sich dann nicht mehr wehren können, wenn seine Entgegnung nicht wie ein „Revanchefoul“ aussehen soll. Beantragen Sie seine Facebook-Sperre. Wenn Sie genug Leute zusammen bekommen, die das ebenfalls tun, dann haben Sie Erfolg, Ihr Gegendiskutant wird gesperrt und fliegt, und die Diskussion ist gewonnen – und Sie leben wieder gut und gerne im Regenbogeneinhornglückswiesentraumland.

So wird das gemacht! Waidmannshei… entschuldigung!

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netiquette:

A.P. / 08.01.2018

OK, fangen wir gleich mal mit Punkt 5 an: “Prüfen Sie die Rechtschreibung des Gegners. ...” und wechseln jetzt zu Punk 6: “Jedenfalls ist jeder mit einem niedrigeren Bildungsstand als Ihnen nicht in der Lage,.. “ und schon sind wir fertig MIT SIE. Grüße, AP

Thomas Nuszkowski / 08.01.2018

Ja, das Standarddrehbuch haben Sie schön beschrieben. Rhetorikkurse anzubieten geht ja in Ordnung. Wenn deren Inhalt aber ein kräftiger Linksdrall aufmoduliert wurde, dann ist es kein Wunder, dass sich heutzutage tatsächlich viele Leute genau so verhalten, wie Sie es beschrieben haben. Vielleicht bringen Sie ja noch einen zweiten Teil: “Rechte demaskieren für Fortgeschrittene”. Darin können Sie das Drehbuch für die Aufführung von inszeniertem Schmierentheater beschreiben. In diesen Tagen wird hier nämlich ein solches Stück vom Duo Pleitebecker & Sohn aufgeführt. Das wird aktuell überall in den “Qualitätsmedien” aufgeführt. Ich vermute, dass sogar die Tagesschau “berichtet” hat, obwohl es doch eine Beziehungstat ist (Vater und Sohn) und nur regionale Bedeutung hat. Ich frage mich, aus wie vielen und vor allem aus welchen Quellen Boris Becker nun Geld zufließt. Das ist ja eine richtige Win-Win-Win-Win-Win-Win…-Situation für (fast) alle Beteiligten. Sogar die Regierung kann zufrieden sein. Pleitebecker & Sohn können jetzt mit der ganz großen Moralkeule auf den AfD-Trottel, der diese Steilvorlage sauber verwandelt hat, eindreschen. Das verhindert auch ein Nachdenken über die eigene Moral. Wer so pleite ist wie Becker, der kann sich den Luxus von Würde wohl nicht mehr erlauben.

R. Haller / 08.01.2018

Sehr gut beobachtet. Genauso läuft es oftmals ab.. Bezeichnend aber schon die Überschrift. Wieso kann man in D als Rechter demaskiert werden, als Linker nicht. An dieser Stelle haben wir uns die Diskurshoheit schon abnehmen lassen. Es tut nur anfangs weh, ein Rechter zu sein und sich selbst so zu bezeichnen. Die nachfolgende Diskussion ist erfrischender. Grüße

Rudolf George / 08.01.2018

Volle Zustimmung. Aber ich habe das Gefühl, dass man das auch genauso mit umgekehrtem Vorzeichen machen könnte. Oder habe ich mich jetzt des Punktes 3) schuldig gemacht?

Frank Mora / 08.01.2018

Und dann schlürfen Sie Ihren Chiasamensmoothie mit den glyphosatfrei mit garantiert 100% Ökostrom aus der Steckdose gebackenen Biokeksen mit Eiern aus biologischer Kleinbauernhaltung mit Zopf (der Kleinbauer, nicht das Huhn), die mit dem Teslaauto des Rocketmans aus Nevada den Weg vom Hof in die Backstube zurückgelegt haben. Und lesen ihre Lieblingspostille, die garantiert auf Recyclingpapier mit Salatölfarbe (garantiert Palmölfrei - zertifiziert von einer der 385 gemeinnützigen steuerfinanzierten Öko"organisationen”) gedruckt wurde und bezahlen mit ihrer GLS-Bankkarte. Kollateralgeschützt von steuerfinanzierten schwerbewaffneten Bodygard des Grünenpolitikers am Nebentisch, der zwar schon immer alles besser weiß und wußte, aber seine erfolglosen Universitätsversuche in Unterschied zu seinem Abitur in der Bundestagsbiographie mit “studierte” umschreibt. Und gehen demnächst auf den Hamburger Presseball, der von ihren Idolen - Journalisten aus demokratieabgabefinanzeiertem “Rechercheverbund”, abschwingenden Magazinen und ihren Brüdern und Schwestern im Geiste aus der Politik am “Tag der legitimen Israelkritik” zelebriert wird. Und erinnern sich des Schauders, den die paneuropäische Putztruppe im Sommer im “Biotop” ausgelöst hatte, bevor sie von Polizisten aus Österreich (KurzStrache Ibaba) und Braunsachsen vom Dach geholt wurden. Die Konterfeis der Kämpfer gegen den Faschismus wurden von der gewohnt effizienten Hamburger Polizei nach nur einem halben Jahr der Öffentlichkeit präsentiert, wofür diese natürlich wegen massiven Eingriffs in die informationelle Unversehrtheit zu tadeln ist. Die Polizei, nicht die Verkleidungskünstler. Und schicken anschließend ihre Sprößlinge in Waldorfschule/evangelisches Schulzentrum, wo ihnen garanriert keine Jungmuselmänner oder Wölfe aus der freien Wildbahn drohen. Und erschaudern ob der kruden Ansichten von Busfahrern, Paketboten, Aldikassiererinnen, Schweißern, Schichtarbeitern und Polizisten, die Tag für Tag den Laden hierzulande am Laufen halten. Und stellen sich vor, wie fürchterlich eine glyphosatrfeie Landwirtschaft wäre, die dann den Chiasamensmoothieschlürfern, also Ihnen,  eine Unkrauthacke in die Hand drücken würde, damit wir im nächsten Winter etwas zu Beißen auf dem Telller haben.

Hubert Bauer / 08.01.2018

Sehr gut und fast abschließend. Könnte aus einem Handbuch für den Gutmenschen sein. Was noch fehlt ist der Einzelfall. Mit dem kann man heute hunderte eindeutige Studien mit tausenden Teilnehmern widerlegen. Z. B. sind Rechte gegen ein Adoptionsrecht bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Für diese Sicht gibt es viele Studien und es sagt einem auch der gesunde Menschenverstand, dass ein Vater (Mann) und eine Mutter (Frau) die besten Eltern für ein Kind sind. Frau Merkel sagt, dass sie ein lesbisches Paar mit Kindern besucht hat und dass sie den Eindruck gehabt hat, dass das ganz gut funktioniert. Deshalb ist sie für ein Adoptionsrecht für solche Paare (wenn sie auch gegen die Ehe für solche Paare ist). Oder für eine Talkshow hat man eine in Deutschland geborene christliche Perserin gefunden, die z. B. Journalistin ist und belegt anhand dieser Person, dass alle afrikanischen und arabische Moslems gute Zuwanderer sind.

Stefan Lanz / 08.01.2018

Geil!

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