Früher galt das Vorsorgeprinzip als Richtschnur beim Einsatz neuer Technologien. Für die Steckenpferd-Techniken unserer Regierung gilt das aber nicht mehr. Eine Bestandsaufnahme aus Anlass der Havarie des Autofrachters „Fremantle Highway“ mit 500 E-Autos an Bord.
So wörtlich hätten Sie mich nun auch nicht nehmen müssen. Vor vier Wochen schrieb ich hier die schöne Zeile „Der Volkswagenkonzern macht Anstalten, demnächst am Meeresgrund zu parken“. Das habe ich natürlich im übertragenen Sinne gemeint. Und schwupps: Schon dümpelt das von Bremerhaven ausgelaufene Autotransportschiff „Fremantle Highway“ brennend mit 3.800 Autos verschiedener Hersteller vor der niederländischen Küste und läuft Gefahr, abzusaufen wie die USS Oklahoma in Pearl Harbour. Beim Sprung vom 30 Meter hohen Deck ins Meer kam ein Seemann ums Leben.
Es ist schon der zweite derartige Unfall innerhalb kurzer Zeit: Anfang März letzten Jahres versank der VW-Frachter „Felicity Ace“ vor den Azoren im Atlantik. Seitdem, so schrieb ein Auto-Internetportal, parken 15 Lamborghini Avantador Ultimae, 189 Bentley, 1.100 Porsche und 1.800 Audis „in etwa 3.500 Metern Tiefe am Meeresgrund“. Gesamtwert rund 350 Millionen Euro. Insgesamt bilden 3.965 Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern ein hübsches atlantisches Riff, das viele Rückzugsmöglichkeiten für Meeresgetier bietet und einer artenreichen Zukunft entgegensieht. Übrigens: Wenn so ein Brand früher auf dem Land eine Scheune ergriff, ging unter der Dorfbevölkerung stets das Gerücht um, der Bauer habe sich „heiß saniert“, sprich die Versicherungssumme der weiteren Mühsal als Lebensmittelproduzent vorgezogen.
Dies ist hier selbstverständlich nicht der Fall, so schlecht geht es der Autoindustrie nun auch wieder nicht, dennoch handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Tatbestand der Selbstentzündung. In beiden Havarie-Fällen besteht nämlich der dringende Verdacht, dass die Brände von an Bord befindlichen Elektroautos verursacht wurden. Auf dem aktuell brennenden Frachter „Fremantle Highway“ sollen übrigens 500 Elektroautos glühen, nicht wie bisher berichtet 25, surprise, surprise. Deren Lithium-Ionen-Packs neigen mitunter dazu, sich ohne Vorwarnung und auch im ruhenden Zustand hartnäckig zu entzünden – und lassen sich obendrein mit konventionellen Mitteln kaum löschen. Es stimmt, das Elektroautos nicht unbedingt häufiger brennen als konventionelle Brummbrumms, sie tun es allerdings intensiver und unverhoffter, sprich sie entwickeln pyrotechnisch ein übertriebenes Maß an Eigeninitiative.
In dieser Hinsicht wurde mittlerweile ein reichlicher Erfahrungsschatz angesammelt. In Stuttgart und Hannover brannten gleich zwei große Busdepots wegen suizidal gesinnter Elektrobusse ab, andernorts suchten immer wieder einzelne Busse Erlösung von der täglichen Bürde des Personentransportes; in Städten wie Paris oder München wurden die fahrenden Pyromanen daraufhin vom Dienst suspendiert. Auch zur außerplanmäßigen Entzündung neigende PKW werden gerne aktenkundig, besonders wenn die Feuerwehr mal wieder Mühe hatte, sie zu löschen. Unauffällige Rückrufaktionen für leichtentzündliche Ware stehen inzwischen für viele Autohersteller auf dem Notfallplan. Es gibt auch schon Parkhausbesitzer, die keine E-Fahrzeuge mehr einlassen wollen, auch die Reedereien werden misstrauisch, die norwegische Fährlinie Havila Kystruten lässt keine Elektroautos mehr an Bord. In der Luftfahrt ist der Transport von größeren Lithiumbatterien traditionell gar nicht erst erlaubt, auch nicht in Frachtflugzeugen.
Die sogenannten „Rache-Effekte“
Merke: Elektroautos besitzen zwar keinen Verbrennungsmotor mehr, stattdessen brennt es jetzt woanders. Denn Sicherheits-Vorschriften und Infrastruktur sind in keiner Weise auf die neuen Gefahren vorbereitet. So werden auf den Autofrachtern, die nichts anderes sind als schwimmende Parkhäuser, die schwersten Autos aus Stabilitätsgründen möglichst in der untersten Etage geparkt. Batterieautos haben ein besonders hohes Gewicht und sind deshalb normalerweise möglichst tief im Schiffsrumpf untergebracht. Die einzelnen Decks dieser Autofrachter bestehen aus großen Stahlrosten, so ähnlich wie das Gitter über dem Kellerfenster. Wenn man in der obersten Etage einen Schlüssel fallen lässt, saust er durch bis nach ganz unten. Dort glühen jetzt die E-Autos wie Paraffin-Anzünder in einem Mammutgrill.
Es beweist sich einmal mehr: Katastrophen sind häufig unbeabsichtigte Folgen scheinbar bestechender neuer Problemlösungen. Ich habe hier schon öfter mal den amerikanischen Historiker Edward Tenner zitiert, der in seinem Buch „Die Tücken der Technik“ eine bemerkenswerte Sammlung von Fallbeispielen zusammengetragen hat. Er ist den sogenannten „Rache-Effekten“ nachgegangen und dabei auf eine Vielzahl verblüffender und häufig auch kurioser Phänomene gestoßen. Ein einfaches Beispiel für so einen Racheeffekt sind die starren, enganliegenden Skistiefel, die die Zahl der Knöchel- und Schienbeinbrüche erfolgreich gesenkt haben. Allerdings mit einem kleinen Nachteil: Der Fortschritt geht nun auf Kosten des vorderen Kreuzbandes im Kniegelenk.
Ein weiteres Beispiel, passend zum Thema leicht Entzündliches: Das aus faserförmigen Silikat-Mineralen gewonnene Asbest galt dereinst als Segen der Menschheit. Es versprach Schutz bei Feuer und Explosionen, im 19. Jahrhundert benutzte man es zur Isolierung der Dampfkessel in den Lokomotiven. Bald wiesen dann selbst Theaterbesitzer stolz darauf hin, dass der Bühnenvorhang mit Asbest verstärkt sei und das Publikum vor der archetypischen Tragödie des 19. Jahrhunderts schütze, dem Brand hinter der Bühne. Als sich vor etwa 40 Jahren dann herausstellte, dass die Faser lungengängig ist und dort Krebs auslösen kann, war sie praktisch allgegenwärtig. Asbest stieg zu einem solchen Symbol der Bedrohung auf, dass man es mit Milliardenaufwand aus Gebäuden entfernt. Die Wunderfaser von gestern ist plötzlich der Sondermüll von heute. Und so ähnlich wird es zukünftig wohl auch mit mancher Wundertechnik von heute gehen, nicht nur mit den E-Autos.
Früher nannte man es Vorsorgeprinzip
Dazu zählt beispielsweise auch die Idee vom in Kunststoff eingeschweißten Energiesparhaus. Was den Theaterbesitzern im vorletzten Jahrhundert ihr Asbest war, sind den Klimaschützern des 21. Jahrhunderts dicke Hartschaumplatten, mit denen die Fassaden von alten und neuen Häusern zugeklebt werden. Das spart angeblich Energie und soll so helfen, die globale Erwärmung zu stoppen. Inzwischen ist allseits bekannt, dass diese Stoffe an Fassaden als Brandbeschleuniger wirken, entsprechend spektakuläre Großbrände kosteten viele Menschenleben, was aber bislang nicht dazu führte, diesen Wahnsinn abzustellen, geschweige denn eine offizielle Statistik anzulegen.
Es gibt grundsätzlich keine Technik ohne Racheeffekte. „Die wirkliche Rache ist die Tendenz der Welt um uns herum, es uns heimzuzahlen und unsere Schlauheit gegen uns selbst zu wenden“, schrieb seinerzeit Edward Tenner. Er kannte allerdings die deutschen Grünen noch nicht. Sonst hätte er geschrieben: „Unsere Dummheit gegen uns selbst zu wenden“. Technologischer Optimismus erfordert in der Praxis, dass wir unangenehme Überraschungen schnell genug erkennen, um etwas gegen sie unternehmen zu können. Und genau diese Diskussionen sollen möglichst nicht mehr geführt werden, um den Weg ins grüne Paradies nicht durch kleingeistige Bedenkenträgerei zu gefährden.
Früher nannte man das Technologiefolgen-Abschätzung oder – gedanklich etwas anders gelagert – auch Vorsorgeprinzip. Das wurde dann aber von den grünen Weltrettern zum ideologischen Technikkiller umgepolt. Ein besonders drastisches Beispiel dafür ist die in vielen Fällen durchaus segensreiche grüne Gentechnologie, die der Landwirtschaft höhere Erträge oder weniger Pestizideinsatz ermöglicht, den Menschen beispielsweise nährstoffreicheren Reis („goldener Reis“) oder fäulnisresistente Kartoffeln bringt. Der Zulassungprozess für solche Entwicklungen ist geradezu prohibitiv streng. Ergebnis: Bislang haben diese Entwicklungen keinem einzigen Menschen einen gesundheitlichen Schaden zufügt. Sie hatte aber das Pech, von grünen NGOs wie Greenpeace verteufelt zu werden, die den Einsatz der neuen Sorten mit einem militanten Feldzug vielerorts verhinderten.
Ganz anders bei den Covid-Impfungen, die man zum Bereich der roten Gentechnologie in der Medizin zählen darf, die aber hinsichtlich der Covid-Impfstoffe – ganz im Gegensatz zur grünen Gentechnik – ohne seriöse Folgenabschätzung und unter Außerkraftsetzung der bis dahin äußerst strengen Zulassungsbestimmungen auf die Menschen losgelassen wurde, teilweise auch noch unter Zwang. Inzwischen offenbart sich das ganze Elend mit schwersten Impfschäden – und die gleichen grünen Protagonisten sagen: gar nichts. Die ansonsten wegen jedes Nanogramms Schadstoff Daueraufgeregten begegnen tausenden Todesfällen mit der Gleichmut eines dösenden Nilpferdes im Okavango-Delta.
Die Windnutzung und ihr Atommüll-Problem
Die Steckenpferd-Technologien des grün-industriellen Komplexes werden ohne Abwägung eventueller unbeabsichtigter und negativer Nebenwirkungen durchgepeitscht. Die wachsende Anzahl von Solarpanele auf Häuserdächern sind den Feuerwehren ebenso ein Graus, weil man die stromführenden Teile im Brandfall ebenfalls nur schwer löschen kann, dennoch werden – egal ob Schule oder Rathaus, Bauernhof oder Reihenhaus – immer mehr Gebäude mit den Stromerzeugern bestückt.
Noch nicht herumgesprochen hat sich, dass die Windnutzung der Welt ein wachsendes Atommüll-Problem beschert. Die fortschrittlichsten Anlagen arbeiten mit sogenannten Permanentmagneten und dafür brauchen die Hersteller das Metall Neodym, eine sogenannte „seltene Erde“. Bei der Abtrennung vom Gestein entstehen radioaktive Stoffe wie Uran und Thorium. Allein nahe der mongolischen Stadt Baotou, einer großen Fundstätte, lagern bereits hunderttausende Tonnen thoriumhaltigen Abfalls in riesigen Auffangbecken. China ist Lieferant für fast hundert Prozent des weltweit verbrauchten Neodyms, von dem der größte Teil für den Bau von Windrädern benötigt wird. Die vorbildlich sicheren deutschen Atomkraftwerke wurden inzwischen abgeschaltet, stattdessen werden jetzt in China riesige Flächen mit dem giftigen und strahlenden Abfall deutscher Windräder kontaminiert.
Und um den Kreis zum SOS-Autofrachter zu schließen: Die Sorge vor der Kollision von havarierten Schiffen mit Offshore-Windparks steigt ebenfalls. Zum Glück ist die brennende „Fremantle Highway“ derzeit weit genug von Offshore-Windanlagen entfernt. Der Hochsee-Windpark Riffgat liegt nordöstlich etwa 65 km entfernt von ihrer jetzigen Position.
Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.