Henryk M. Broder / 13.11.2018 / 06:15 / 124 / Seite ausdrucken

Der innere Reichsparteitag der Grünen

Das Video, das Sie hier sehen können, wurde nicht am 11.11. zum Auftakt der Fünften Jahreszeit in Köln aufgenommen, sondern einen Tag zuvor beim Bundestag der Grünen in Leipzig. Dort wurden die Spitzenkandidaten der Grünen für die Europa-Wahl im Mai kommenden Jahres gewählt, Sven Giegold und Ska Keller. Was erst einmal dem üblichen Muster entspricht. Ein Mann und eine Frau, was an sich als überholt gilt, denn die geschlechtliche Ausprägung eines Menschen ist ja keine biologische Tatsache, sondern ein soziales Konstrukt; wichtiger ist, dass es ein oder eine Realo und ein oder eine Psycho sein muss, um die zwei relevanten Flügel innerhalb der Grünen zu repräsentieren.

Sven Giegold steht für den einen Flügel da, Ska Keller für den anderen. In ihrer Rede findet sich alles wieder, das Politik für Borderliner anziehend macht: Größenwahn und Selbstüberschätzung, Kontrollverlust und Allmachtsphantasien. Es ist eine Achterbahnfahrt der Emotionen, immer haarscharf am Rande eines Abgrunds. Ein Hilfeschrei, der mit Applaus belohnt wird.

Schauen Sie sich in aller Ruhe diese zehn Minuten an. Lew Kopelew würde sagen: "Aufbewahren für alle Zeit!". 

Und falls Sie denken sollten, das könnte nur ein Ausrutscher sein – dann irren Sie sich. Schauen Sie sich ein kurzes Video an, das Jan Philipp Albrecht, MdEP, bereits im Juli 2014, also vor über vier Jahren, ins Netz gestellt hat. Das beste daran ist das Bekenntnis der drei grünen Teletubbies, was bzw. wer ihnen die Freude an der parlamentarischen Arbeit vergällt, nämlich Abgeordnete anderer Parteien, die nicht so ticken wie die Grünen. Demokratie und Pluralismus sind ja was Schönes, aber nur so lange, wie sie den Zielen der Grünen dienen.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Betrachten der Videos! Und falls Sie gerade ein Kind erwarten und es eine Tochter werden sollte, überlegen Sie es sich bitte gut, bevor sie das Mädchen Franziska nennen, es könnte böse enden.

Nachtrag auf vielfachen Leserwunsch: Hier noch einmal der Auftritt führender Europagrüner nach der letzten Europawahl. Neben Franziska Keller tritt auch Jan Philipp Albrecht auf, mittlerweile Minister in Schlesswig Holstein für "Digitales und Draußen".

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Leserpost

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Albert Pflüger / 13.11.2018

Ich habe mir die Rede einige Zeit angesehen. Mir fällt auf, daß die Rednerin das tut, was ich bei so mancher Rede von AfD- Abgeordneten vermisse: Sie adressiert nicht den Verstand ihrer Zuhörer, sondern deren Emotionen. Wer die Erfolge großer Demagogen von Hitler über Goebbels bis Castro bedenkt, weiß, daß so wirklich viele Wähler erreicht werden können. Insofern ist diese Rede von Keller vorbildlich. Wenn sie auch für alles kämpft, was ich ablehne. Genau wie die vorgenannten großen Demagogen. Wir brauchen Redner, die die Klaviatur der menschlichen Emotionen bespielen können, und dennoch vernünftige, demokratische Ziele verfolgen. Das ist nicht ohne Risiko, aber für solche Leute gibt es durchaus Beispiele. Man sollte sie sorgfältig studieren und man darf diesen Aspekt des politischen Spiels keinesfalls dem Gegner überlassen.

Frank Holdergrün / 13.11.2018

Welch ein Schock für die Ewigkeit: die Internationalsozialisten in Aktion, Grün ist das schlimmere Braun. Franz Werfel schreibt in seinem 1946 veröffentlichten Roman „Stern des Ungeborenen”: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“ Sie wollen doch nur retten könnte man als Entschuldigung anbringen, mehr nicht! Alle Ideologien beweisen in ihrem Höhepunkt die Tiefe des zukünftigen Falles. Und wenige hatte eine solche Fallhöhe wie diese Kinder an der Macht. Nicht umsonst ist ein Kinderbuchautor ihr Vorsitzender.

Arnd Siewert / 13.11.2018

Sprechautomat mit Klatschchor der inhaltlich Ich-bezogenen Grössenwahn mit Sandkastenlogik zur Weltrettung betreibt. Ausblenden der echten Probleme und eindreschen auf Demokraten die solche anpacken! In Österreich haben Grüne den rechten Stellenwert!

Kristina Laudan / 13.11.2018

Sehr geehrter Herr Broder, es tut mir leid, ich konnte dieses Gerede nicht bis zum Ende schauen, mit ist unterwegs schlecht geworden.

Alex Meier / 13.11.2018

Sehr geehrter Herr Broder! Meiner Hochachtung Ihnen gegenüber verdankend, habe ich diesen Quatsch angeklickt.  Ich verstehe nicht, warum Sie es teilen. Die gute Frau erzählt nichts weiter, als das was in sämtlichen Medien wiedergekäut wird. Es ist rein gar nichts besonderes oder gar entlarvendes dabei. Den einzigen Gedanken den ich beim Betrachten hatte, war, dass es ganz schön mutig von den Grünen ist, den Hintergrund so klar grün zu halten. Nicht auszudenken, wenn böse rechte Video-Blogger*innen auf die Idee kommen, diesen als Greenscreen zu benutzen und da Videos und Bilder reinzufotoshoppen. Bilder von jungen Männern auf Volksfesten oder von LKWs etc… und darüber skandiert Ska, wie toll grüne Politik Europa “rockt”.

Nico Schmidt / 13.11.2018

Sehr geehrter Herr Broder, bitte belassen Sie die gute Ska in Brüssel, da ist sie schön weit weg. Die Welt soll mal lieber in Brüssel gerettet werden und wir kümmern uns um das Tagesgeschäft. MfG Nico Schmidt

Dietmar Blum / 13.11.2018

Habe ich in Beider Biographie etwa überlesen, dass sie je ihren Lebensunterhalt aus “eigenen Hände Arbeit” erwirtschaftet haben und nicht nur aus staatlichen Transferleistungen? Früher wurde Solches als Parasitentum bezeichnet.

Stefan Schultz / 13.11.2018

Ich verstehe einfach nicht, wie Menschen so eine Partei wählen können. Nein, ich begreife es nicht. Ich bin ratlos.

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