(DORF - TEIL 3, Ende)—-Da fährt man schon mal mehr, als „soeben“ in die Stadt. Hier mach die geplante Stilllegung von Kraftfahrzeugen richtig Sinn, denn die nächste Ladestation für die E-Karre befindet sich in der Großstadt. Läppische 63 Kilometer bis zur Steckdose. Aber das ändert sich. Man wird die Straßen aufreißen und Kabel verlegen. Achja? Straßen? Ein Viertel der Dorfstraßen bestehen aus fest gefahrener Erde. Da gibt es nicht einmal einen Belag. Idyllisch. Besonders nach einem Sturzregen. Da ist der Umstieg vom PKW auf das Rad - vielleicht darf es auch zentnerschweres Lastenrad sein – sehr beintrainierend? Letztendlich will man ja den Einkauf auch transportieren. Das ideale, heilsame Fitnessprogramm für übergewichtige Politiker.—Oh, gerade rauscht ein Auto vorbei. Schon das dritte am frühen Morgen. Wenn mehr als zehn Autos am Tag vorbei fahren ist es schon die Rushhour.— Sie glauben, ich erfinde das? Vielleicht…. – Doch, wie sagt ein russisches Sprichwort es so treffend: Russland ist groß, der Zar ist weit. - Hier ist nicht Russland. Hier ist nur Dorf. Und das ist gut so, denn auch hier ist der Zar „sehr weit“…
(DORF - TEIL 2)—- AUFWACHEN! Um sechs Uhr in der Früh knattert die Kettensäge (es ist Sonntag, man lässt die Leute ausschlafen, sonst startet man eher) beim Nachbarn der gestern erst einige Eichenstämme auf seinen Hof gezogen hat und im Herbst stellt man mittags fest, dass feuchtes Laub sehr qualmend verbrennt, wenn mal wieder jemand sein Unkraut verfeuert. „Ordnungsamt“ schreit der Stadtflüchter und beschwert sich sogleich über die Dorfjugend; ungezogene Bälger die so gar nicht für die Umwelt hüpfen wollen. Sie knattern viel lieber mit ihren kleinen Geländemaschinen über die Feldwege und das Tragen eines Helmes ist eher exotisch… Und die Rinder auf der Weide brüllen gelegentlich auch. Ach, überhaupt, dieser Gestank der Gülle! Und flämmt da nicht schon wieder jemand das Unkraut mit dem Gasbrenner ab? Das regelt die Polizei, das Ordnungsamt? … Nur die zuständige Wache ist rund dreißig Kilometer entfernt. Dank der Gemeindereform. - Zum Glück liegt der nächste Lebensmittelladen näher. Nur zwölf Kilometer, wenn man den Waldweg benutzt und diese bunten Schilder - genannt Verkehrszeichen - ignoriert, auf denen irgendwas von „Landwirtschaft frei“ oder so ähnlich steht. So genau guckt da niemand hin. Man spart immerhin sechs Kilometer und freie Fahrt hat man dort eh. Der Geländewagen schafft das schon. - Ach, irgendein Wehwehchen? Na dann mal schnell zum Arzt. Er residiert gleich neben dem Laden und qualmt Zigarillos in seiner Praxis. Ist doch ganz nah, ne? … - Immerhin sind es bis zum Krankenhaus nur gute dreiunddreißig Kilometer. Prima erreichbar mit dem Bus, dessen Fahrplan den Ferien angepasst ist, denn an manchen Tagen fährt er nur einmal und grast immer alle Dörfer des Umlandes ab. -> 3
(DORF - TEIL 1)—- Satire - oder Wahrheit. SIE entscheiden: >>> Ach, das Landleben… Wenn am Morgen die Sonne über den Wipfeln des Waldes die Terrasse mit einem sanften Licht bestreicht, die Tautropfen in einem Spinnennetz glitzern und das Rehkitz neugierig über den Zaun schaut, dann ist Frieden. Irgendwo kräht ein Hahn sein morgendliches Kikeriki und die artgerecht gehaltenen Hühner scharren vergnügt im Gehege, derweil eines davon laut gackert und ansagt: „Tagesproduktion erledigt. Das Frühstücksei liegt schon im heubefüllten Nest bereit“. - Beim Gang zum Briefkasten grüßt der Bauer artig, den Hut lüftend und seine Zigarre dampft gleich seinem Dieselgefährt. Die Landgazette meldet schlimme Verbrechen: Erneut büxte Bulle Fridolin von der Weide aus und zertrampelte dabei drei Blumentopfe. Schrecklich… Glaubt man nicht soeben Michel aus Lönneberga um die Ecke streichen gesehen zu haben und da, hüpfen dort nicht die Kinder aus Bullerbü in die Pfütze des Nachtregens?—- Stellt sich so der ökologisch engagierte, dem Umweltschutz huldigende Phrasiologiestudienabsolvent das Landleben vor, wenn er sich gedanklich im Dorfladen mit dem selbstgehäkelten Einkaufsnetz stehen sieht und die ältere Dame (mit Dutt und Kittelschürze) freundlich-servil anfragt, ob es denn drei Gramm mehr vom Tofuschnitzel sein darf?——> 2
Ich bin aus Darmstadtistan emigriert, in ein nettes Dorf. In der Straße steht ein Auto mit noAfD-Aufkleber. Die Bewohner, eine ethnisch bunte Ehe, hatten sich eine Zeitlang zwei Hähne gehalten, neu angeschafft in einem reinen Wohngebiet. Jetzt gibt es auch eine Initiative gegen ‘populistische und antidemokratische Kräfte’, die sicherstellen will, dass bei der kommenden Kommunalwahl richtig gewählt wird. Am Bahnhof wurden gelegentlich Bereichernde gesichtet, die einander mit Schotter bewerfen und jagen; dass sie täglich über die Gleise laufen, wird de facto akzeptiert. Es ist die zentrale Nord-Süd-Bahnstrecke in ‘schland. Während der Kirmes wurde m. E. nach auch schon ‘Partyszene’ aus der nächst größeren Stadt gesichtet, zur Verabredung mit einer anderen Ethnie. Derweil hat im Ort ein Autozulieferer mit 900 Mitarbeitern geschlossen. Im Ortskern stand jahrelang ein zentrales Gebäude leer; man will dort jetzt Verwaltung ansiedeln, statt Wirtschaft oder Ausbildung. Die Ortsbeiräte diskutieren gerne Maßnahmen gegen den Klimawandel. Der Stadtbach wurde mit einer Umtragestelle für Boote ausgestattet; jedes Jahr dürften auf dem Bach ca 3 Boote fahren, wenn überhaupt. M.a.W. - hier leben mittlerweile die gleichen ***, wie in den diversen städtischen shitholes. Zur Ehrenrettung - die Menschen sind wirklich sehr nett, daher noch freundlich im Umgang.
Ich wohne auf dem Land und kann Ihnen nur zustimmen. Wenn Sie allerdings die Panikpandemie am verschneiten Waldesrand aushalten möchten, sollten Sie immer eine Maske dabei haben und hoffen, dass Sie den berittenen Polizeibataillonen oder deren Fußtruppen nicht in die Hände fallen.
Wo ist denn nun die kleine Gebrauchsanweisung für das Landleben? “Bei uns geht es anders zu. Vor allem anders, als ihr denkt.” Ja, okay, aber wie sieht dieses anders aus? Fehlt etwa der entsprechende Teil des Artikels? Vielleicht fehlt mir bislang auch einfach der Kaffee.
Die absolut größte A-Gruppe die innerstädtisch anzutreffen ist fehlt mir noch: die Ahnungslosen…
Nicht jeder kann sich aussuchen, wo er leben und vor allem arbeiten will/muß.
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