“Ohne Backmischungen mit allerlei chemischen Zusätzen, die für die reibungslose Verarbeitung in den Maschinen, für Stabilität, Haltbarkeit und Geschmack sorgen, geht gar nichts.” GEHT und zwar hervorragend. Ich backe seit Jahren meine Brötchen selber, größtenteils auch mein Brot, immer am Abend. 1 Kg Dinkelmehl 630, zwei Trockenhefen, Salz, etwas Zucker, warmes Wasser und je nach Geschmack Gewürze. Alles zusammenrühren, dann 5 Minuten mit dem Handrührgerät kneten, gut abgedeckt in eine zugfreie Ecke stellen und früh in den vorgeheizten Backofen mit einer kleinen Schüssel Wasser stellen und ca. 15 Minuten backen Solche leckeren Semmeln erhält man heute höchstens nur noch bei einem RICHTIGEN Bäcker, der OHNE chemische Zusätze bäckt. Übrigens, je länger der Hefeteig “geht” , bei mir ca. 10 Stunden, um so besser werden die Brötchen. Das alles geht statt mit Wasser auch mit einem Ei, Milch und Butter,, dann werden es super leckere “Milchbrötchen.” Helmut Schmidts Lieblingsbrötchen. Seine Frau sagte mal in einem Interview, wenn sie ihm nicht ein Frühstück hinstellen würde, würde er nur Milchbrötchen essen. “Schrecklich normal war das und in jedem Fall bekömmlicher als die Extraportion Haltung unserer Tage.” GENAU, meine Brötchen, ob normal oder süß, serviere ich absolut OHNE HALTUNG, dafür mit “guter Butter.” Unser Bäcker hieß Löwe und war zahm wie ein Kätzchen, wir Kinder konnten uns täglich eine Tüte Kuchenreste abholen. Alles ist relativ, früher machten die Kuchenreste uns Kinder glücklich, heute muß es das neue Smartphone sein, jährlich.
Leider ist mit dem guten Brot von früher ein Stück Kultur verloren gegangen. Die Deutschen haben größteteils den Geschmack verloren und wissen nicht mehr wie richtiges Brot schmeckt, kaufen jeden “Schwamm”, genannt Brot, aus den Regalen. Es ist kaum mehr bekannt, wie gutes Brot schmeckt, was eine Woche gereift ist. Gute Bäcker und deren Brot muß man leider lange suchen. Geschmack ist leider einer vermeintlichen Vielfalt gewichen.
In einem Laden mit Haltung geduzt werden, obwohl ich mit denen nie Säue gehütet habe - wobei die jungen hippen Typen vermutlich sowieso nicht wissen, was eine Sau ist - ne, dieses Geduze geht gar nicht. Und nichts ist alternativlos, auch wenn es die grosse Führerin Deutschlands so meint. Für jedes gute Bort, für jeden guten Bäcker findet sich ein noch Besserer - ohne Haltung und das Gedöns.
Recherchieren Sie bitte genau, woher Brot und Brötchen bei Lidl herkommen - nicht irgendwoher, schon gar nicht aus China, sondern direkt aus dem Westen von Deutschland. Und sinnigerweise schneiden die Backwaren aus Übach-Palenberg gar nicht ‘mal so schlecht bei Blindtestungen, sowohl bei der Innung als auch bei Verbrauchern ab. Natürlich in der Regel kein Vergleich mit “echtem” Handwerksbrot aus einer Backstube im engen Sinne. In dem Sinne werden dann aber Äpfel und Birnen verglichen. Schauen Sie sich doch einfach die Preise an und ziehen Sie dazu die Preisbewilligungsbereitschaft der Verbraucher heran, da wird von den allermeisten das 2,- € Brot dem 5,- € Brot vorgezogen. Genau das hat den, sagen wir Backmanufakturen in den letzten Jahren das Genick gebrochen.
Das wichtigste Körperteil der Deutschen ist der Zeigefinger, am liebsten ständig und humorlos erhoben. Die linksgrünen Spießer backen nicht mal ohne Moral. Ein Brötchen ist kein Brötchen sondern ein Gutmenschenstandpunkt mit korrektem Salz, Mohn oder Sesam. Ich verzichte gerne auf weltanschaulich aufgeblasene Lebensmittel: Bionade, vegan, Rapunzel mit Erdgeruch aus der Ladentür, Beyond meat, braunen Zucker und den ganzen Eiertanz um die Wohlfühlernährung unterm Regenbogen. Ist eh eine Wohlstandserscheinung.
Ich bin auf Sauerteigbrot groß geworden. Und für gutes Brot zahle ich gern mehr. Leider immer seltener ist ein gutes Brot zu finden. Viele Bäckereien und Eisdielen machen ihr Geschäft selber kaputt, wenn sie dann viel teuer als Aldi Industriegebäck oder Eis verkaufen. Wenn die Qualität nicht stimmt, dann kaufe ich nicht.
Die Verknappung ist in diesem Fall etwas wirklich Gutes. Was an Brot jeden Tag weggeworfen wird, geht auf keine Kuhhaut. Da sind mir die Dutt tragenden Gesellen und die provokant abschätzig auf den alten weißen Mann herunter schauenden linken Weiber lieber als jeder Großbäcker. Die können von mir aus auch 24/7 das Klima auf ihrem Planeten B retten. Was allerdings kompletter Humbug ist, ist die Tatsache, dass die Weißmehlscheiße immer Scheiße ist. Bei langer Teigführung und nur leichter Zumischung von Vollkornmehlen kommt da ein erheblich bekömmlicheres Produkt raus, als diese Leute es gerne hören würden. Deren schwere, kompakte Vollkornprodukte sind häufig geschmacklich keiner Rede wert. Wie immer im Leben sollte man es mit nix übertreiben.
Ähnliches gibt es übrigens beim Fleisch. Die handwerklichen Betriebe sterben weg, oft weil sie Kunden hatten die preisgünstig kaufen mussten, aber jetzt beim Aldi viel billiger wegkommen. Oder weil die behördlichen Auflagen ihnen die Geschäftsgrundlage entziehen. Diese Fleischerei kann sich aufgrund ihrer Lage nicht umstellen auf den hippen Kunden der Inviertel der nur den teuersten, aus seiner Sicht besten, Biobüffel und von dem nur das Modesteak kauft. Beliebt ist interessanterweise auch Fleisch aus USA und Südamerika , Hormon- und Antibiotikaunterstützung sind sind dort üblich. Preis für sowas in den „Meateries „ der Großstädte liegt zwischen 45 bis 80 €/Kilo. Kalbskopf, Innereien, durchwachsenes Fleisch frisst der Biobonze nicht, allenfalls sein Hund. Diese Produkte gibts nur bei Türken und Russen zu kaufen, wo der Tierwohlsteakfresser vermutlich nicht hingeht, weil es dort ja nur Hundefutter gibt.
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