Misstrauische Geister halten das Ganze für eine konzertierte Attacke auf die individuelle Bewegungsfreiheit der Bürgerinnen und Bürger. Bevor - falls wir mal alle so richtig die Nase gestrichen voll haben - wir uns einfach alle so in unsere jeweiligen Kraftfahrzeuge setzen können, nach Berlin oder Brüssel fahren und dort mit robuster Rhetorik die Absetzung der Regierenden fordern. Wenn wir alle kein Auto mehr haben oder kein Geld oder keine Möglichkeit mehr haben, es zu betanken, dann haben die “Eliten” eine ganze Menge Sorgen weniger. Nur so nebenbei: Am Wochenende habe ich am Rande einer Kultur-Veranstaltung einen interessanten Satz im Zusammenhang mit Maos “Kulturrevolution” gehört: Ziel sei es gewesen, “die Bürger zu enteignen und Traditionen zu zerstören”! Anscheinend ist es mal wieder so weit…..
Auf dem Land wohnend benötige ich für eine Fahrt zu meiner Kollegin im Nachbarort von Haus zu Haus 10 Minuten, zu Fuß sind es über einen Feldweg 45 Minuten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln, falls diese fahren, zwischen 70 und 130 Minuten. Es gibt keine direkte Verbindung, vielmehr fährt man in die nächstgelegene Stadt und von dort nach deutlicher Wartezeit mit einer anderen Linie weiter. Man kann bei den Verbindungen leider nicht sicher sein, daß man auf einen Busfahrer trifft, der den gewünschten Zielort kennt, so daß man gegebenenfalls zwei Fahrscheine lösen muß. Ich habe immer wieder das öffentliche Verkehrssystem in der Schweiz bewundert : gute Verbindungen, auch an entlegene Orte, sehr pünktlich. Ich habe dort immer einen Sitzplatz gefunden. Ein Schweizer Bahnmitarbeiter erklärte mir einmal, daß sie einen weiteren Wagen anhängen, sobald sie feststellen würden, daß Reisende im Zug stehen müssen.
Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Was da so allgemein diskutiert und in den Raum gestellt wird läßt einen erschaudern. Manchem Vorschlag könnte man ja noch etwas Sympathie abgewinnen. Mit einem generellen Tempolimit von 130 km/h könnte ich mich ja vielleicht noch anfreunden. Bei zahlreichen Urlauben in unserem Nachbarland Frankreich habe ich das teilweise schon als angenehm empfunden und ein wesentlich entspannteres Fahren stattfindet, auch wenn man zwischendurch gerne schon einmal etwas fester aufs Gaspedal getreten hat. Interessant hierzu wäre einmal festzustellen, auf wieviel Kilometer deutscher Autobahnen überhaupt noch “freie” Fahrt möglich ist. Das schlimmste daran wird wohl wieder sein, so befürchte ich, dass sich der schläfrige deutsche Michel, wie üblich, demütig den Gängelungen durch die Obrigkeit ergibt, sich zwar morgens über die immensen Spritpreise ärgert, sich aber abends Kismet-gleich mit “Bauer sucht Frau” oder dem Dschungelcamp dem Schicksal ergeben wird. Wobei, vielleicht besteht doch noch ein Fünkchen Hoffnung, in Stuttgart sollen schon die ersten Demonstrationen gegen Fahrverbote, mit teilweise in gelben Westen gekleideten Teilnehmern stattgefunden haben und weitere Anmeldungen schon erfolgt sein. Es wäre sehr zu begrüßen.
Nach 14 Merkel-Jahren sollte jeder erkannt haben, dass, wer schwarz, rot, grün und gelb wählt, staatliche Planwirtschaft anstelle sozialer Marktwirtschaft wählt und es offenbar auch will. Wer das nicht will, muss alternativ denken und handeln.
‘Mehr kollektive Verantwortungslosigkeit in der Industriepolitik geht eigentlich nicht.’ Das trifft. Denn die Automobilindustrie ist die Schlüsselindustrie unserer Wirtschaft. Wenn diese nachhaltig zerstört wird, haben wir ernste Probleme und nicht solche Kinkerlitzchen wie absurde Klimaziele, die so oder so nicht eingehalten werden können, ... und die auch im Erfolgsfall die Welt keineswegs retten oder auch nur spürbar verbessern könnte.
“Strangulation des Verkehrs”: Das macht der bereits selber. Im Moment, da ich dies schreibe, produziert der Autoverkehr, bzw. genauer: Autofahrer, die zu faul und zu phantasielos sind, eine andere Art der Fortbewegung zu wählen, 300 km Stau allein in NRW. Und das Argument, es sei ja der “kleine Mann”, der betroffen sei, wenn die Spritpreise steigen, zieht nicht unbedingt, wenn man in den Innenstädten die deutsche Mittelschicht in ihren peinlichen SUVs sieht, die mit laufendem Motor in den Schlangen vor den Parkhäusern wartet und dabei auch Fußgängerüberwege zuparkt. Den Frieden in ihren Blechpalästen genießen sie auch aufgrund des immer noch billigen Sprits.
“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt”, ist das Motto von Jean-Claude Juncker und überhaupt allen Politikern. Natürlich wird die Mineralölsteuer nicht auf einen Schlag verdoppelt sondern Schritt für Schritt. Zusatzabgaben erst für Autos mit hohem Verbrauch, später dann für alle Benziner und Diesel. Tempo 130 wird uns als Alternative zu Fahrverboten verkauft werden. Und die Schafe werden aufblicken, sehen wie ihr Wohlstand und ihre sozialen Errungenschaften den Bach runtergehen, nicken und freudig in den Abgrund springen.
Ich bin der Meinung, dass die Physik ab einem gewissen Punkt nicht mehr «überlistet» werden kann. Einen SUV oder eine entsprechende Karosse zu bewegen kostet mehr Energie und bläst auch mehr aus dem Auspuff. Darunter fallen selbstverständlich auch die Fahrzeuge der Politiker , die an den Massnahmen zu Reduzierung der CO2- Emissionen beteiligt sind.
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