Ein feiner Geist spricht aus Herrn Abdel-Samad. Er kann unterschiedliche Perspektiven einehmen. Mit persönlich Erlebtem macht er seine Aussagen lebendig, konturiert sie. Nie wird eine Aussage parteiisch oder gar polemisch. Nuancierte, kritische Abwägungen. Friedvoll! Schön zu lesen!
Ich schätze den Autor sehr und habe auch ein Buch von ihm. Ihre Kindheitserlebnisse waren präzise geschrieben. Sie erlauben den Schluss, dass in der islamischen Welt schon in der Kindheit - ob “verschuldet” oder nicht, ob Beduine, Christ oder als eventueller Nachfahre von Kreuzfahrern, ein Abweichen nicht erlaubt ist. Den Christen hat es sicher am härtesten getroffen, denn er weicht am meisten ab. Im weiteren Text eiern Sie leider allgemein über angeblichen “strukturellen ” oder “allgemeinen” Rassismus herum, den Sie in den USA oder in Japan erlebt hätten. Was haben Sie dort konkret erlebt, das Sie so schließen lässt? Haben die Menschen Sie dort freundlich empfangen oder haben sie Ihnen auf den Kopf geschlagen und verlangt, ein christliches oder buddhistisches Glaubensbekenntnis zu sagen? Hat jemand die Bibel zitiert und Ihnen gesagt, dass Sie schlechter seien? Mussten Sie in diesen Ländern dem Peiniger drohen, zum Messer zu greifen, weil niemand sonst Sie geschützt hat? Rassismus greift hier zu kurz, Herr Hamad. Machen Sie es bitte so konkret wie möglich und verwenden Sie denselben Maßstab.
Wir drehen konzentrische Kreise! Bedenken wir also das τέλος (Ziel)! Die teleologische Ethik basiert auf der Grundidee, dass Lebewesen (also auch der Mensch) naturgegebene Ziele verfolgen bzw. Zwecke beabsichtigen. Wenn solche Zwecke existieren, setzen sie zum Beispiel der „Benutzung“ der Lebewesen Grenzen und begründen ein weitgehendes Recht auf Unverletzbarkeit u. ä. Der Nachweis für deren Existenz bzw. die Begründung für die Einhaltung der daraus folgenden Grenzen ist u. a. Aufgabe der teleologischen Ethik. Dadurch ist u. a. eine Möglichkeit gegeben, eine ökologische Ethik philosophisch zu begründen. Des Weiteren bezeichnet man Ethiken als teleologisch, wenn diese eine moralische Bewertung nur anhand der herbeigeführten Zustände unternehmen. Die utilitaristische Ethik vertritt ein solches Modell, wenngleich es auch hier Bestrebungen gibt, den Utilitarismus um die Einbeziehung von Handlungsmotiven zu erweitern!
Dem Appell, alle Menschen sollen alle Menschen anstaendig (menschlich) wie sich selbst behandeln, ist nichts entgegenzusetzen. Er ist allerdings nutzlos. Eine Erklärung liefert der Autor ansatzweise selbst : Ecce Homo oder die psycho biologische Verfasstheit des Menschen im Zusammenspiel mit der Ideologie oder dem Glauben, in der/dem er sozialisiert wird. Abgesehen von der gelinde gesagt unpraezisen, sachlich falschen und vor allem undifferenzierten Verwendung eines der nicht zufaellig aktuellen Lieblingsbegriffe der “Linksgruenen” Rassismus, ist das Problem"deutlich vielschichtiger und komplexer und vor allem durch eine Seite nicht zu loesen. Jede Konkretisierung mit einer unideologischen Ursachenforschung fuehrt unweigerlich zur Entlarvung. Allerdings setzt diese voraus, vdass man nicht nur die “Opfer”, sondern auch die “Taeter” hoert. Dann sieht der “systemische Rassismus” in den USA oder auch hierzulande plötzlich ganz anders aus. Bereits der Umstand, dass es erfolgreiche Schwarze und Muslime gibt, die es eigentlich nicht geben duerfte, sollte nachdenklich machen. Die Lebensentwuerfe werden zumindest im Westen nicht befohlen, sondern gewählt. Immerhin gibt es auch in Afrika durchaus gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Laendern und bei Gesprächen in Suuedafrika ( mit Weiss und Schwarz) wird der Rassismusvorwurf immer kleiner, andere Phaenomene leider groesser. Wenn Sinti und Roma in ihren Wohnungen sich etwas “mietvertragsfremd” verhalten, ist das kein Rassismusthema. Wenn ich, was uebrigens nicht stimmt, keine Rothaarigen mag, ist das kein Rassismus. Wenn Menschen Vorurteile haben oder zunaechst vorsichtige Distanz wahren, ist das kein Rassismus. Aber man kann natuerlich einen neuen, halbautomatischen Menschen ohne biologisch unerwünschte Eigenheiten konstruieren, zumindest konditionieren. Nicht meine Welt, die schoene neue Welt. Dann lieber die kleinen Fehler und Unzulänglichkeiten, kein Rassismus, aber zielentsprechend instrumentalisiert.
Wenn Angst und eigene Demütigungen Triebfedern von Rassismus sind - in wessen Interesse werden heute Menschen geängstigt und gedemütigt? Und was ist die Konsequenz dieses Mutwillens zur Demütigung anderer? Anti-Rassismus?
“Sympathy for the Devil” gefällt mir bei den Rolling Stones und dem zugrundeliegenden ironischen Anfangskapitel von “Meister und Magarita” von Michail Bulgakow. Die Motive der Täter sind mir egal. Denen sind die Motive für unsere Feigheit (So sehen die es, Leute) auch egal. Vielleicht sollte man da vom Gegner lernen? “Wer er wohl war?” “Was willst du über ihn wissen? Er war böse. Jetzt ist er tot.” (Nach: Der Schakal). Was mich viel mehr bewegt: Wieso müssen ausgerechnet Islamisten, Straftäter und, und, und in einem manischem Wahn in großer Zahl ins Land gepresst werden, obwohl die Folgen doch schon lange offensichtlich sind? Hat irgendwem die nigerianische Mafia gefehlt? Man könnte auch Andere “zuwandern” lassen, aber man hat den Eindruck, je deutschenfeindlicher um so besser.
Hamed Abdel-Samad verwendet als Grundlage für sein Buch die Rassismus-Definition der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz ECRI: - «Rassismus» bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt. - Grundsätzlich finde ich diese Definition in Ordnung und viel plausibler als intersektionalistische bzw. neomarxistische Definitionen, die auf “White Bashing” hinauslaufen. Noch sinnvoller finde ich diese Rassismus-Definition: - Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden. - Johannes Zerger, Was ist Rassismus?, Göttingen 1997, S.81.
Mir kommen gleich die Tränen. Normalerweise schätze ich den Autor sehr, aber das zieht mir die Schuhe aus. Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt man sich befindet und wie alt die Protagonisten sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen - es gibt immer “den einen” oder “die eine”, die auf neudeutsch gedisst wird. Früher hieß das piesacken oder schneiden; wer sich als “Streber” geoutet hatte und vielleicht noch dick und mit Brille gesegnet war, kriegte Klassenkeile von allen, die eben nicht so gute Noten schrieben. In jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf, das von den anderen Familienmitgliedern gemieden oder verachtet wird, weil es “nicht in die Familie passt”. In jeder Firma gibt es ausgegrenzte Kollegen die keiner leiden mag, was man heutzutage Mobbing nennt. Und das perfide ist, wenn man in den Focus des aus welchem Grund auch immer ausgegrenzten geraten ist - dann machen alle mit. Und wirklich jedem auf dieser Welt ist das 100% schon mal passiert. Wenn ich mich bei meiner Mutter bitterlich darüber beschwert habe, daß mich ein Schulkamerad wegen meiner Brille in bösartiger, mich verletzender Weise gehänselt oder geschubst hatte, war in den 60iger Jahren die Antwort: Mach dir nix draus, der Dummbeutel weiß es halt nicht besser. Mit so einem mußt du Mitleid haben und wenn er wieder schubst, schubst du zurück. Hat geholfen. Heute habe ich ein dickeres Fell und bin resilent. Aber wahrscheinlich hat der Autor das Buch gebraucht, um seine schlechten Erfahrungen in der Kindheit aufzuarbeiten. Aber nicht alle zwischenmenschlichen verbalen oder nonverbalen Konflikte sind Rassismus, sondern einfach nur MENSCHLICH. Es hilft daran zu denken daß, Wenn man endlich aufhört, sich Gedanken darüber zu machen, was die anderen von einem halten, ist man FREI oder Aufregen ist etwas für Anfänger, Profis atmen einmal tief durch und lächeln. Oder noch kürzer, frei nach Lindenberg, Mach DEIN Ding!
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