Hamed Abdel-Samad verwendet als Grundlage für sein Buch die Rassismus-Definition der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz ECRI: - «Rassismus» bedeutet die Überzeugung, dass ein Beweggrund wie Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, Staatsangehörigkeit oder nationale oder ethnische Herkunft die Missachtung einer Person oder Personengruppe oder das Gefühl der Überlegenheit gegenüber einer Person oder Personengruppe rechtfertigt. - Grundsätzlich finde ich diese Definition in Ordnung und viel plausibler als intersektionalistische bzw. neomarxistische Definitionen, die auf “White Bashing” hinauslaufen. Noch sinnvoller finde ich diese Rassismus-Definition: - Rassismus umfasst Ideologien und Praxisformen auf der Basis der Konstruktion von Menschengruppen als Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften, denen kollektive Merkmale zugeschrieben werden, die implizit oder explizit bewertet und als nicht oder nur schwer veränderbar interpretiert werden. - Johannes Zerger, Was ist Rassismus?, Göttingen 1997, S.81.
Mir kommen gleich die Tränen. Normalerweise schätze ich den Autor sehr, aber das zieht mir die Schuhe aus. Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt man sich befindet und wie alt die Protagonisten sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen - es gibt immer “den einen” oder “die eine”, die auf neudeutsch gedisst wird. Früher hieß das piesacken oder schneiden; wer sich als “Streber” geoutet hatte und vielleicht noch dick und mit Brille gesegnet war, kriegte Klassenkeile von allen, die eben nicht so gute Noten schrieben. In jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf, das von den anderen Familienmitgliedern gemieden oder verachtet wird, weil es “nicht in die Familie passt”. In jeder Firma gibt es ausgegrenzte Kollegen die keiner leiden mag, was man heutzutage Mobbing nennt. Und das perfide ist, wenn man in den Focus des aus welchem Grund auch immer ausgegrenzten geraten ist - dann machen alle mit. Und wirklich jedem auf dieser Welt ist das 100% schon mal passiert. Wenn ich mich bei meiner Mutter bitterlich darüber beschwert habe, daß mich ein Schulkamerad wegen meiner Brille in bösartiger, mich verletzender Weise gehänselt oder geschubst hatte, war in den 60iger Jahren die Antwort: Mach dir nix draus, der Dummbeutel weiß es halt nicht besser. Mit so einem mußt du Mitleid haben und wenn er wieder schubst, schubst du zurück. Hat geholfen. Heute habe ich ein dickeres Fell und bin resilent. Aber wahrscheinlich hat der Autor das Buch gebraucht, um seine schlechten Erfahrungen in der Kindheit aufzuarbeiten. Aber nicht alle zwischenmenschlichen verbalen oder nonverbalen Konflikte sind Rassismus, sondern einfach nur MENSCHLICH. Es hilft daran zu denken daß, Wenn man endlich aufhört, sich Gedanken darüber zu machen, was die anderen von einem halten, ist man FREI oder Aufregen ist etwas für Anfänger, Profis atmen einmal tief durch und lächeln. Oder noch kürzer, frei nach Lindenberg, Mach DEIN Ding!
An 1933 waren viele Deutsche gezwungen ihr Heimatland zu verlassenen nur um schlicht zu überleben. So gut wie alle haben in einem Land , welches dem christlich-jüdischem Kulturkeis angehört, Schutz und Hilfe gesucht und gefunden. Die arabisch-moslemische Welt ist groß und zum Teil sehr reich. Was bringt eigentlich Muslime dazu, sich eben nicht bei ihren Glaubensbrüdern in Sicherheit zu bringen, sondern in für sie kulturfremder Umgebung Schutz zu suchen ? Auch für Afrikaner stellt sich die Frage, weshalb es für sie nicht auf ihrem riesigen Kontinent nicht einen Ort geben könnte um ein Leben unverfolgt und in Würde führen zu können. Wer sein Heil nur in Europa finden zu glaubt, der sollte sich schon fragen, wie er mit den Vorbehalten der hiesigen Bevölkerung, die denen,die hier herkommen glauben zu müssen, ein halbwegs auskömmliches Dasein sichern,umgehen kann und will. Es liegt nicht in der Verantwortung der in Europa heimischen, für die Konflikte und Unzulänglichkeiten in den Herkunftsländern in Haft genommen zu werden. Die Verantwortung trägt einzig und allein die dortige Bevölkerung. Europa brauchte Jahrhunderte voller Konflikte und Auseinandersetzungen, auch blutigen um endlich zu den wirtschaftlichen , gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen zu kommen, in denen wir heute leben. Und wir haben uns diese aus eigener Kraft und Verantwortung geschaffen und dabei nie die Hilfe der Afrikaner oder der arabischen-moslemischen Welt in Anspruch genommen. Natürlich ist es menschlich verständlich, einen einfacheren Weg gehen zu wollen, hier angekommen lauthals zu fordern und zu lamentieren, in die Hand zu beißen, die einen füttert.
Sehr guter Beitrag - ich bin gespannt auf Ihr Buch, das ich (auch wieder) kaufen werde! Ihre Aussagen zu (fehlender!) Toleranz in ALLEN gesellschaftlichen Gruppen werden bei uns - zumindest im “grünen Milieu” - leider nicht wahrgenommen. Die Polarisierung in unserer Gesellschaft (auch der Zuspruch zur AfD) wäre geringer, wenn man die Fakten nicht ständig mit “Gutmenschenattitüde” negieren und sie klar benennen würde. Bleiben Sie dran!
Was für ein fein nuancierter und bewegender Text. Mitten aus dem Herzen geschrieben. Unschlagbar gut. Danke, Hamed Abdel-Samad.
Ich halte es für sehr problematisch, wenn jede Form der Diskriminierung, wenn kulturelle Überheblichkeit und wenn Ausländerfeindlichkeit ständig mit “Rassismus” gleichgesetzt wird! So fühlten sich z. B. Griechen und Römer allen anderen Völkern überlegen, weil sie (in Teilen zu recht) ihre Kultur als überlegen ansahen. Mit Rassismus hat das nichts zu tun. Bitte mehr begriffliche Schärfe!
Ihr Artikel ist durchaus nachvollziehbar, doch funktioniert es noch so wenn alles, aber wirklich wahllos alles Rassismus ist? Rassismus ist zum Modewort verkommen, nicht mehr erkenn- oder abgrenzbar, hierdurch nicht mehr zu fassen und diesem irgendwie entgegenzutreten. Auch so macht man Sprache und die Gesellschaft kaputt.
Versetzt sich eigentlich auch mal irgendjemand in die Rolle der Opfer, die hier seit Jahrzehnten am arbeiten gehalten, finanziell ausgeblutet und für dumm verkauft werden für die ‘Goody Goody Two Shoes’ der ganzen grossen schönen neuen Welt?
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