Vor kurzer Zeit brauchte ich einen neuen Fernseher. Meine unbedingtes Muß: mit bestem Ton, bei nicht zu großem Bild. Die erste Wahl: Metz! Kostet mehr als das Doppelte eines Chinäsen. Ich habe es nicht bereut. Selbst die Fernbedienung samt Organisation ist funktional. Nur das Fernsehprogramm ist reziprok dem technischen Stand der Geräte. Das Programm noch noch flacher als die Bildschirme. Und Metzblitze, die kann ich gar nicht zählen.
Man kann mit Dinkel-Spaghetti keine Fernseher reparieren. Wozu auch. Fernseher schafft man zum Wertstoffhof, sobald das neue Modell geliefert wurde. Man kann schließlich auch keine Fernseher essen. Noch nicht. Kommt vielleicht noch. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich bin kein Feind der Fernseher und auch nicht ihrer Geschwister, der Computer-Bildschirme. Ich würde meine eigenen Bildschirme jederzeit selbst reparieren, weil der Fernsehfritze schon seit einer halben Ewigkeit nur noch Baugruppen austauscht, wenn überhaupt. Die Zeiten von dem Möbelstück sind vorbei. Jetzt kann man ohnehin nicht mehr viel reparieren und es ist obendrein noch teurer, als gleich ein neues Gerät aus China. Übrigens haben sich die Standards mit DVB-T so geändert, dass die alten Geräte, die Herr Hauschild noch reparieren konnte, vermutlich nur noch im Museum stehen, als funktionsunfähiges Anschauungsmodell. Woran liegt das wohl? Was hat es eigentlich mit der Programmierung der Fernbedienung auf sich. Ich habe sowas in meinem ganzen Leben noch nicht gebraucht. Vielleicht ist das auch aus der technologischen Mottenkiste. Das Bild stammt übrigens nicht aus einer Fernseh-Reperaturwerkstatt, soviel kann ich schon mal sagen. Ich vermute eine LPG-Maschinen und Traktorenstation von 1975?
Werter Herr Etscheid, den Frust, ja die Trauer, welche die endgültige Schließung des Elektroladens bei Ihnen auslöst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Diejenigen, die heute noch jung oder auch mittelalt an Jahren sind, werden sich später noch wundern, wie erschreckend servicearm die moderne Konsumwelt letztlich ist. Ältere Menschen fühlen sich schon heute oft völlig alleingelassen und hilflos, wenn ihr Fernseher oder ein anderes Elektrogerät plötzlich nicht mehr funktioniert. Auch in meinem Umkreis wird so mancher Elektroladen vermutlich über kurz oder lang dicht machen; dichtmachen müssen. Dann gnade auch mir Gott, wenn eine Reparatur notwendig werden sollte. Ach ja, habe ich doch schlichtweg vergessen, dass sich Reparaturen meist schon heute nicht mehr lohnen, geschweige denn zukünftig. Mein Fernseher, der nach nur sechs Jahren seinen Geist aufgegeben hat, wurde von einem Verkäufer bei Media Markt milde lächelnd als “alt” bezeichnet - was mir glatt die Sprache verschlug. Die Reparatur, sprich der Austausch des kompletten Mainboards, wäre mich quasi teurer zu stehen gekommen als ein Neukauf in vergleichbarer Qualität. Trotz sich ständig wiederholenden Forderungen nach einer nachhaltigen, umwelt- und klimaschonenden Lebensweise müssen wir uns alle notgedrungen einer nie zuvor erlebten Wegwerf-Mentalität beugen. Angesichts vieler alltäglicher Erfahrungen lässt sich unschwer erkennen, wieviel Heuchelei hier letztlich im Spiel ist. Sorry, aber viele Forderungen der Umwelt- und Klimaaktivisten mag man schon deshalb nicht mehr wirklich ernst nehmen.
Ich kannte auch so einen kleinen, vollgepackten Laden, in dem man einzelne LED´s und Widerstände für ein paar Cent kaufen konnte. Immer, wenn ich etwas brauchte, z.B. eine durchgebrannte Thermosicherung für eine Kaffeemaschine oder einen Boiler, dieser Laden hatte ihn exakt mit der richtigen Auslöse-Temperatur. Das alles fing vor etwa 30 Jahren mit Papst-Lüftern für zu laute PC-Netzteile an. Ein nun geschlossener Familienbetrieb, in dem Vater, Mutter, Tochter und Sohn abwechselnd oder auch gleichzeitig beschäftigt waren. Ich frage mich: “Was machen die heute?” Verkaufen die über Ebay und Amazon und machen den Milliardären die Taschen noch dicker? Ich googel mal kurz. Oh, ehem. 1 Stern-Bewertung bei Google. Muss man auch erstmal schaffen.
Aber das hat es noch nie gegeben, daß ausreichend viele Verbraucher vorausschauend gewählt und gekauft haben. Noch nicht einmal die Konsequenzen für den heimischen Arbeitsmarkt (für den eigenen Nachwuchs ...) sind Motiv genug.
Unvergessen ist die Werbung “Metz mecherd iech aa”. Tja, diese Zeiten sind vorbei. Aber Metz bleibt im Gespräch: „ZIRNDORF (pm/ak) - Im Kampf gegen die Corona-Pandemie erweitern Stadt und Landkreis Fürth gemeinsam ihr Angebot an Schnellteststationen. Jetzt ging eine weitere Schnellteststation auf dem Gelände der Firma Metz an den Start.“ Das Insolvenzverfahren ist auch noch nicht abgeschlossen. Mal schauen, was aus der Firma und dem Firmengelände wird.
Solides Handwerk kommt heute aus dem 3D Drucker . Intelligenz vom Algorithmus. Selbst denken übernimmt der private Vereinsaktivist, für den Rest der Bürger der jeden Theoretisch Modellierte Mist glaubt und Angst hat selbst zu zweifeln, obwohl Widersprüchliches immer mehr durch Wissenschaft zu Tage tritt.
Das ganze hat nichts mit einer verfehlten Bildungspolitik zu tun, sondern mit einer verfehlten Wirtschaftsordnung, in der Nachhaltigkeit und Reparaturfähigkeit oftmals keinen monetär abbildbaren Wert haben. In der das Wegwerfen und neu Kaufen letztlich billiger als das Reparieren ist (und nicht nur bei Elektronik - wer stopft heute noch seine Socken?). Erst wenn sich das auf breiter Front ändert, wird es auch für Jugendliche wieder (auch monetär) attraktiv, einen Fachhandel mit Reparaturwerkstatt zu eröffnen und sich entsprechend zu bilden; erst wenn die Nachfrage nach solchen Berufen da ist, wird auch das Angebot an den Schulen und anderen Bildungsträgern folgen. Aber versuchen Sie mal, eine über Jahrzehnte gepredigte und mehreren Generationen in Fleisch und Blut übergegangene Denkweise der Preisdrückerei (nicht nur hier, sondern weltweit) wieder aus den Köpfen zu bekommen!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.