Zwei Sachverhalte zur Ergänzung, Erweiterung die auch längefristig ihre Wirkung zeigen werden. 1. Werden die Kinder Dein Unternehmen übernehmen? Um Gottes Willen, nein! Ich möchte nicht, dass meine Kinder sich das an tun. Überstunden, Wochenendarbeit, jede Menge Ärger mit Erlaubnissen, Zulassungen, Verordnungen, Zahlungsausfälle usw. Darüber hinaus klagewütige Abmahnvereine, die beim kleinsten Fehler mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wo ein Hinweis ´Das müssen Sie da und da ändern.` reichen würde. In der Sache schnell etwas korrigieren, is nich. Widerspricht dem geschäftlichen Interesse dieser Einrichtungen. Damit geht ein wichtiger Teil unternehmerischen Handels und freiheitlichen Denkens verloren. Massenhaft und besonders offensichtlich bei bäuerlichen Familienbetrieben. 2. Den Handwerksbetrieb an einen Mitarbeiter, Mitarbeiterin übergeben, Verkauf der Firma oder ein Rentenmodell. Findet sich keiner. Was jahrzehntelang von Handwerksmeister zu Handwerksmeister funktioniert hat und Bestandteil der Rente werden sollte, löst sich in Luft auf. Lieber ehemaliger Konkurrent, manchmal Partnerunternehmen etc. könntest Du dann wenigsten meine wichtigsten Kunden übernehmen? Damit die in guten Händen sind. Kunden brauch ich nicht. Ich brauche Handwerker. Andere Branche, Steuerberater: Ja wenn Sie mir eine Steuerfachangestellte mitbringen, würde ich Sie als Kunden nehmen. Tja, ´Es ist was faul im Staate Dänemark.`
@Breitenbach u.a.: Mit “Nachhaltigkeit” hätten wir das Niveau der jungsteinzeitlichen Bauern nie hinter uns gelassen. Vermutlich ist jeder dankbar, dass man die prinzipiell unendlich haltbaren, da reparaturfähigen Zahnarztinstrumente der 1950er Jahre ebenso verschrottet und laufend durch besseres ersetzt wie die nur aus Stahl, Holz und Leder gebauten frühen Automobile - feines Handwerk war das, prinzipiell immer wieder reparierbar, aber eben nur für die Oberschicht, da viel zu teuer. Und wer sich früher keine Sockenstopfmaschine leisten konnte oder wegen eines 12-14 Stunden Tags selbst keine Zeit für’s Stopfen hatte, ließ die Kinder gleich ohne Schuhe herumlaufen. Wer das für erstrebenswert hält, soll das mit seinesgleichen in irgendeiner Kommune praktizieren und darauf verzichten, hier auf definitiv nicht nachhaltigen und nicht sinnvoll reparablen Computern seiner Sehnsucht nach dem 19. Jh. Ausdruck geben. Schreibt übrigens jemand, der selbst nur alte Möbel besitzt, in einem Fachwerkhaus wohnt, seine Kleidung aufträgt, keine Fernreisen unternimmt und bloß ein altes Handy hat - mir genügt das vollkommen und ich genieße den Charme alter Dinge. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, meinen Mitmenschen diesen Lebensstil vorschreiben zu wollen…
Nostalgie ist ja ganz hübsch, aber nicht notwendig ein Sachargument. Dass Dual oder Braun nicht mehr wirklich existieren, sehe ich auch so; dass Denon oder Marantz entleert seien, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Meine nagelneuen Marantz-Geräte … wo soll die Technik denn Ihrer Meinung nach her sein? Aber ich kann mal deren Chefentwickler fragen, den kenne ich noch aus meiner Jugend. Vielleicht ist er nur ein Hologramm, wer weiß.—- Es ist einfach eine andere Sorte Technik. Ein Fernseher heute ist nun mal im wesentlichen ein Computer mit flachem Bildschirm, oder umgekehrt. Was und wie wollen Sie daran reparieren? Man könnte es vielleicht so bauen, dass Einzelteile ersetzbar wären, aber dann wäre das Gerät vermutlich klobiger und teurer, auch Ressourcen-aufwendiger.—- Man muss einfach das Preisniveau mitbetrachten. Wenn Ihr Kittelträger sich nicht absurd selbst ausbeutet, dann muss er für eine Stunde fieseliger Reparatur-Arbeiten in seinem angemieteten Ladenlokal mit Ersatzteilen 100 Euro nehmen, mindestens. Da gehen Sie erst hin, wenn die Garantie nach drei Jahren abgelaufen ist. Dann ist das Gerät ohnehin schon weitgehend amortisiert. Das steht doch in keiner vernünftigen Relation.—- Doch, ich bin durchaus für vernünftige Qualitätsprodukte. Aber ausgerechnet heutiger Elektronik-Kram ist dafür das falsche Objekt. Meine Anziehsachen sind eher nicht vom Wühltisch und ich trage sie ewig. Möbel, Porzellan, Besteck, alles gern für lange gekauft. Elektronik, bei dem Entwicklungstempo und hocheffizienter Industriefertigung … nicht wirklich.
Es gibt von Arte eine Doku zum Thema Einweg-Elektro, Reparatur-Cafes usw. , die man anschauen kann, wenn man sich mit der Naivität der heutigen Konsumenten auseindersetzen will. Man erlebt dort Menschen(inklusive der linken Programmmacher), die sich über die Wegwerfgesellschaft aufregen, denen aber selbst der Kauf der Massenprodukte eigentlich schon zu teuer ist und die billigste Reparaturen für den im Besitz befindlichen Schrott erwarten. - Diese GEsellschaft ist jedenfalls insgesamt zu dumm geworden, um noch eine funktioniernde Wertschöpfung aufrechterhalten zu können. Wir werden das bald erleben.
@Walter Weimar: Tolles Gerät. Aber was sieht man darin? Qualitätsjournalismus und Anne Will? Lustig. Im Internet bekomme ich wenigstens die Bundespressekonferenz zu sehen und ich kann mir sogar den Zeitpunkt heraussuchen, wo das Präsidium Unsinn stammelt. Und wenn isch etwas nicht begreife, kann ich es zwanzig mal wiederholen. So geht Technik. Und ich begreife vieles nicht.
Auch ein Feinkostladen kann ein Fachgeschäft mit einem Fachhändler sein! Der alten Glotze kann künftig in einem “Repair-Cafe” (Doppelplus-Grüne Erfindung) wieder neues Leben eingehaucht werden. Da kann sich Herr Hauschild dann gemeinnützig beschäftigen. Jeder spendet für die erhaltene Dienstleistung so viel er will und kann. Hach, was ein wokes Leben.
Ach wie gerne würden wir alle doch lieber unsere Texte und auch die Kommentare hier mit der mechanischen Schreibmaschine hacken, anstatt auf der Tastatur von Laptop, iPad und Smartphone.
@Herbert Frankel: Die Unis haben schon lange in Deutschland keine Fernsehmechaniker ausgebildet, ich vermute, so etwa seit 200 Jahren. Seit etwa 30 Jahren hat es auch keinen Wert, die Grundbegriffe der Elektronik in Deutschland zu lernen. Brotlose Kunst, denn man kann das Wissen in Deutschland nicht mehr anwenden. Das verdanken wir den Gelben und den Nachplapperern bei Schwarz, Rot und Grün. Die gesamte Branche ist nach Ostasien ausgelagert worden und alle haben gejubelt, außer den Fachleuten, die jahrelang kompliziertes Wissen erworben haben, um es dann in die Tonne zu werfen. Es war nichts wert! Wir leben in einer Gesellschaft, bei der (theoretisch) die Erhöhung der Produktivität durch SPEZIALISIERUNG und ARBEITSTEILUNG erreicht werden soll. Nur leider haben die BWL-“Fachleute” etwas völlig anderes gelernt, aber die haben das Sagen, neben den Juristen, die von Arbeit im Grunde gar nichts verstehen. Hochtechnologie bedeutet Arbeitsteilung und Arbeitsteilung bedeutet Spezialisierung. Bis man persönlich irgendwann in der Sackgasse angekommen ist, wenn man darauf angewiesen ist, dass diese Spezialisierung in der eigenen Stadt nachgefragt wird. An die Narren, die als Nichtselbständige Arbeitnehmer die Arbeit wirklich machen sollen, hat niemand gedacht. Die stürmten ja die Personalabteilungen. Man hat deren Wert nicht verstanden. Und das geht seit über 30 Jahren so. Jetzt zu heulen, dass der alte Fernseh-MECHANIKER mit Software Defined Radio nicht mehr mit kommt und dass in allen Geräten heute Computer stecken, wo es in der Welt eine Handvoll Leute gibt, die das Programm verstehen, ist nicht ehrlich. Das Zeitalter der Dampfmaschine ist vorbei.
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