Volker Seitz / 20.12.2020 / 14:00 / Foto: PIxabay / 6 / Seite ausdrucken

60 Jahre Unabhängigkeit (7): Kamerun und Zentralafrikanische Republik

1960 gilt als das „Jahr Afrikas“. Nicht weniger als 17 ehemalige europäische Kolonien erlangten damals ihre Unabhängigkeit. Sie nahmen recht unterschiedliche Entwicklungen, leider nur allzu häufig keine gute. Wie die 17 afrikanischen Staaten heute dastehen, wird in dieser zehnteiligen Reihe erläutert. Heute: Kamerun und Zentralafrikanische Republik

Kamerun 

Bevölkerung 25,9 Millionen; BIP 1514 $; Demographisches Wachstum 2,6%; Alphabetisierung 71,3%; UNDP Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, abgekürzt HDI): 151. Rang von 189. Letzter Wechsel des Präsidenten: 1982 

Kamerun liegt in Zentralafrika. Die Bevölkerung besteht aus etwa 200 ethnischen Minderheiten. Kamerun war deutsche Kolonie (1884–1919), wurde dann zwischen Franzosen und Briten aufgeteilt. Die größten Städte sind die Hauptstadt Jaunde und die Hafenstadt Douala. Kamerun grenzt an Nigeria, Tschad, Zentralafrikanische Republik, Republik Kongo, Gabun und Äquatorialguinea. Das Land ist reich an Bodenschätzen, sodass die USA schon vor Jahren ihre Entwicklungshilfe eingestellt haben. Kamerun war zwar bislang „stabil“, aber die Dauerherrschaft des Präsidenten Paul Biya – seit 1982 an der Macht – hat zu Gewaltausbrüchen im Land geführt, insbesondere wegen der Benachteiligung des englischsprachigen Westens. 

Kameruns bekanntester Regisseur Jean-Pierre Bekolo hatte 2013 den Film „Le Président“ über den „ewigen“ Biya gedreht. Selbstverständlich darf der Film in Kamerun nicht gezeigt werden. Bekolo schützt nur sein internationaler Ruf. 

Die Probleme der Korruption und der Arbeitslosigkeit hat Biya nie gelöst, weil er Teil des Problems ist. Die natürlichen Ressourcen wie Öl, Mineralien und Holz stehen unter direkter Kontrolle des Präsidenten. Biya hat ein informelles System von Personenbeziehungen aufgebaut, das der Machtausübung dient. Sein Machtgerüst besteht aus Bestechung, Erpressung und Wahlmanipulation. Korruption seiner engen Mitarbeiter wird solange geduldet, solange sie dem Regime nützlich sind. Danach werden sie angeklagt und verschwinden in Gefängnissen. Derzeit sind dies z.B. der früher sehr mächtige Generalsekretär des Präsidialamtes und ein langjähriger Finanzminister. Den Entwicklungshilfegebern verspricht Biya regelmäßig Reformen, ohne sie je anwenden zu wollen.

Statt weißer Kolonialherren nun eine schwarze Feudalklasse

Wer von den jungen Arbeitslosen (oft Hochschulabgänger) Glück hat, fährt Mopedtaxi. Über 50.000 gibt es in dem Land. Eine gemeinsame Debatte über wichtige Fragen findet nicht einmal in der Regierung statt. Es gibt so gut wie keine Kabinettsitzungen mit dem Präsidenten. Minister, Präfekte erfahren ihre Ernennung oder Absetzung aus dem Radio, ohne den Präsidenten jemals zu sehen. Sie wurden auch nicht gefragt. 

In Kamerun zeigt sich beispielhaft die direkte Verbindung zwischen politischer Macht und Reichtum. Die Wohlhabenden sind hier nicht die Unternehmer, sondern die Günstlinge des Regimes. Die miserable Platzierung auf dem Korruptionsindex von Transparancy International ist nicht etwa eine abstrakte Zahl, sondern sie wird bei jeder Bewegung im Alltag fühlbar. Polizisten, Zöllner, Richter, Ärzte (ohne Bestechung gibt es im Krankenhaus kein Bett), Lehrer und Soldaten leben von Bestechungsgeldern und Erpressung. Die Gehälter im Staatsdienst sind niedrig und begünstigen die Korruption. Sich auf der Straße zu bewegen, ist teuer und muss an jeder Sperre erneut erkauft werden. Illegale Straßenkontrollen erhöhen natürlich die Transportkosten von Waren. Die Korruption ist allgegenwärtig. 

Es gibt sogar Kameruner, die sich gerne an die autoritäre Ordnung der Kolonialzeit erinnern, weil sie zumindest den Schein von Gerechtigkeit bot. Die deutsche Brauerei Warsteiner konnte vor wenigen Jahren landesweit sogar mit der Kolonialzeit für ihre Produkte werben. Die Lebensbedingungen vieler Kameruner in der Klassengesellschaft, in der große Teile der Mittelschicht weggebrochen sind, die Oberschicht sich Privilegien verschafft und die Mehrheit der Bevölkerung ausbeutet, sind heute oft schlechter als zu Beginn der Unabhängigkeit. Weiße Kolonialherren wurden durch eine schwarze Feudalklasse ersetzt.

Nur jeder Zweite hat Zugang zu Elektrizität

Entwicklungshemmend sind auch die überbordende Bürokratie und Ineffizienz der Verwaltung. Die Wirtschaftsentwicklung wird zudem gehemmt durch die mangelnde Infrastruktur – insbesondere schlechte Straßen –, sowie durch häufige Stromausfälle und Internetprobleme. Nur etwa 48 % der Bevölkerung haben Zugang zu Elektrizität. Seit Jahren werden Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur vernachlässigt. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder in Privatschulen, kuriert sich in Europa oder den USA und fährt teure Geländewagen.

Paul Biyas autoritärer Führungsstil stößt nicht nur in der englischsprachigen Region auf Protest. Ohne eine soziale Angleichung droht Kamerun zu zerbrechen. Der Schriftsteller Patrice Nganang erklärte, dass Kamerun eine neue Verfassung brauche, einen neuen Gesellschaftsvertrag, um die „Klugheit, die Fantasie“ der Kinder Kameruns einzusetzen. Dies sei aber „nur auf der Asche des Regimes möglich“. Biya (87) will aber auch nach 38 Jahren nicht von der Macht lassen. 

Im Demokratieindex 2019 von The Economist belegt Kamerun Platz 141 von 167. CPI Platz 153 von 180.

Zentralafrikanische Republik

Bevölkerung 4,7 Millionen; BIP 447$; Demographisches Wachstum 1,6%; Alphabetisierung 36,8%; UNDP Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, abgekürzt HDI): 188. Rang von 189, Letzter Wechsel des Präsidenten: 2016

Die frühere französische Kolonie, die Zentralafrikanische Republik (ZAR) mit der Hauptstadt Bangui, grenzt an den Tschad, den Sudan, den Südsudan, die Demokratische Republik Kongo, die Republik Kongo und Kamerun. Die ZAR ist anderthalbmal so groß wie Deutschland. David Dacko wurde erster Präsident nach der Unabhängigkeit. Jean-Bédel Bokassa, der Stabschef der Streitkräfte, setzte seinen Cousin Dacko 1966 nach einem Putsch ab. Frankreich hatte den Putsch unterstützt. Auf den 10.000-Franc-Scheinen von 1968 ist Bokassa in einer Uniform zu sehen, die komplett mit militärischen Abzeichen, Orden und Kordeln übersät ist. Bokassa verwandelte das Land von 1976 bis 1979 in eine Monarchie, das Zentralafrikanische Kaiserreich, und errichtete ein Terrorregime. Zur Krönung ließ er 100 Tonnen Feuerwerkskörper, 1,5 Tonnen Orden, 5.100 Galauniformen, Pferde, Kutschen und tonnenweise Blumen einfliegen. Bokassas Thron war vier Meter breit, darauf saß er in Purpur und Hermelin gehüllt, auf der zehn Meter langen Schleppe waren die Insignien Napoleons gestickt.

Mit den Gewinnen aus dem Verkauf von Diamanten, Gold und Elfenbein finanzierte der Despot seinen aufwändigen Lebensstil und seine Luxusimmobilien in Frankreich. Allen Menschenrechtsverletzungen zum Trotz half Frankreich seiner ehemaligen Kolonie immer wieder mit immensen Geldzahlungen aus. Militärbasen und Uranvorkommen waren wichtige Gründe, das Regime zu stützen.

Eine Erklärung, warum Paris dem größenwahnsinnigen und grausamen Bokassa seine lächerliche Krönung (Kosten: 30 Millionen Dollar) finanzierte und ihn auch nach blutigen Massakern unterstützte, lieferte das satirische französische Wochenblatt Canard Enchainé. Es spießte die besonders engen Beziehungen Bokassas zu dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing auf. 1973 weilte der damalige Wirtschafts- und Finanzminister Giscard d’Estaing zu einem Jagdausflug in der ZAR. Bokassa, der seinem Gast mit „mon cher Cousin“ (mein lieber Vetter) anredete, ließ eine Handvoll Diamanten aushändigen.

Nach der Ermordung von 100 Schülern und Jugendlichen musste Bokassa 1979 fliehen und erhielt ausgerechnet in Frankreich Asyl. Im Exil bewohnte er mit einigen seiner 18 Frauen sein Schloss Hardricourt in der Nähe von Paris. Fünf Jahre später ging er zurück nach Bangui, wo er wegen Mordes, Korruption und Kannibalismus zum Tode verurteilt wurde. Er wurde aber schon nach wenigen Jahren begnadigt. 1996 starb er.

Brutale Milizen und Anarchie

In der Geschichte des Landes hat es bislang noch keinen echten demokratischen Machtwechsel gegeben. Wieder mit Unterstützung von Frankreich gelangte zunächst Ange-Félix Patassé (1993 bis 2003) und dann Francois Bozizé (2003 bis 2013) an die Macht. Seit dem Sturz von Bozizé 2013 versinkt das Land in einer Welle von Gewalt. Es kam zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen Christen (Anti-Balaka) und Muslimen (Seleka). Staatliche Strukturen sind verschwunden. Behörden, Polizeistationen, Gerichte müssen in dem Land erst einmal wiederaufgebaut werden. Gemeindeverwaltungen haben kein Budget. Seit 2016 ist der parteilose Mathematikprofessor Faustin Archange Touadéra Präsident der ZAR. Die Regierung kontrolliert aber nur die Hauptstadt und das umliegende Gebiet. Es gibt in der ZAR ein einziges größeres Unternehmen, eine Brauerei. Sie gehört dem französischen Getränkekonzern Castel. Die Weltbank saniert Straßen, um Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen.

2014 griff Frankreich mit der „Operation Sangaris“ (benannt nach einem lokalen Schmetterling) erneut militärisch ein, nachdem sich das UNO-Kontingent von tausend Polizisten aus dem Tschad, Kamerun, dem Kongo, Gabun und Guinea als überfordert erwies. Die französische Zeitung „Liberation“ titelte „Frankreich – ein Gendarm in Afrika“. Die Truppe umfasste zeitweise bis zu 1.600 Soldaten. Inzwischen sind es nur noch etwa 350, die die UN-Blauhelmtruppe (MINUSCA) unterstützen. Die Soldaten wurden auch zurückgezogen, weil in Umfragen nur noch 40 Prozent der Franzosen den Militäreinsatz unterstützten.

Nach einer relativen Ruhe ist der Konflikt Mitte 2017 wieder aufgeflammt. Ärzte ohne Grenzen berichten von einer „extremen Brutalität“ auch gegenüber Zivilisten im Lande. Anfang August wurden sechs Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Gambo im Süden des Landes ermordet. Seit Juli wurden mehr als 50 Menschen (darunter neun Blauhelme aus Marokko) getötet. Die französische Tageszeitung „Le Parisien“ zitiert am 12.8.2017 Beobachter vor Ort, dass der Konflikt nicht mehr zwischen Christen und Muslimen ausgetragen wird, sondern dass diese jetzt zusammenarbeiten, um die Gold- und Diamantenminen in die Hand zu bekommen. Vom Export der Diamanten, des Goldes und anderer Mineralien profitieren nur die Milizen, denn diese kontrollieren die reichlich vorhandenen Rohstoffvorkommen im Lande. Die 12.000 Blauhelme schaffen es nicht ansatzweise, die Probleme in den Griff zu bekommen und können nur noch die Hauptstadt Bangui und die Kleinstadt Bamberi schützen. Im Rest des Landes herrscht wieder Anarchie.

Der Schriftsteller Hans Christoph Buch schrieb am 29.8.2017 nach seinem Besuch in Bangui in der WELT „Afrika versinkt im hausgemachten Elend“: Das Schul- und Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, falls es je funktionierte, die Landwirtschaft liegt darnieder, weil Dörfer geplündert, ihre Bewohner getötet, verschleppt oder vergewaltigt wurden. Nur die Bierbrauerei entging der Zerstörungswut, weil Kämpfer aller Parteien Drogen und Alkohol benötigen. „Verhungern im Paradies“, sagt der Chef der Welternährungsagentur FAO, und zählt die Reichtümer des Landes auf: Gold, Diamanten, Uran, Erdöl und Tropenholz. Früher habe man Rindfleisch exportiert, jetzt müsse jedes Ei in Lkw-Konvois mit militärischem Schutz aus Kamerun importiert werden. 

Im Demokratieindex 2019 von The Economist belegt die ZAR Platz 165 von 167. CPI Platz 153 von 180.

Lesen Sie übermorgen in der nächsten Folge: Gabun und Republik Kongo

 

Teil 1 über Mauretanien und Senegal finden Sie hier.

Teil 2 über Mali finden Sie hier.

Teil 3 über Niger und Tschad finden Sie hier.

Teil 4 über Burkina Faso und Elfenbeinküste finden Sie hier.

Teil 5 über Togo und Benin finden Sie hier.

Teil 6 über Nigeria finden Sie hier

 

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Drei Nachauflagen folgten 2019 und 2020. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Foto: Pixabay

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Hermine Mut / 20.12.2020

Lieber Herr Seitz, ich danke Ihnen sehr für Ihre Informationen und Berichte über die afrikanischen Staaten . So erschütternd ; das ist nicht zu fassen und die Lektüre kaum zu ertragen. - WER hat Interessen daran, solche Verhältnisse aufrecht zu erhalten ?? Wie wird all dies finanziert ? es gibt da noch so viel Informations- und Fragebedarf.  Leider komme ich im vorweihnächtlichen Trubel nicht dazu, mich differenziert zu äußern und Fragen zu stellen. Ich würde mir wünschen, das Angebot, Leserbriefe zu schreiben könnte nach den Feiertagen noch ermöglicht werden.  Ihnen + uns allen einstweilen eine gute Zeit !

Wolfgang Kolb / 20.12.2020

Die größte Herausforderung aller afrikanischer Staaten, und auch der Entwicklungshilfe westlichen Länder, ist der Zugang zu Bildung für alle Bevölkerungsschichten in allen Landesteilen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Religion. Bildung, und die damit einhergehende Aufklärung, sind erwiesenermaßen Motor für wirtschaftlichen Aufschwung, Familien welche die Möglichkeit von Existenzgründungen haben stimmen ihre Familienplanung darauf ab. Darüber hinaus hilft diese Entwicklung verkrustete Klanstrukturen und Mentalitäten aufzubrechen. Entwicklungshilfe - ja, aber nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern koordiniert mit anderen Geberländern um Wirkung zu erzielen.

Dr. Gisela Meyer / 20.12.2020

Danke für diese Reihe, Herr Seitz. Sie ist interessant.

Volker Seitz / 20.12.2020

Leser Michael Boden hat in einer der letzten Folgen nach Botswana gefragt. Ich möchte ihn auf meinen - immer noch gültigen Artikel - ” Botswana - eine afrikanische Erfolgsgeschichte ” Achse vom 23.11.2018 hinweisen.Eine gute Regierungsführung hat auch in Ruanda zum Erfolg geführt. vgl. Tichy “Ruanda: Singapur Afrikas” vom 9.4.2019.

Volker Seitz / 20.12.2020

NACHTRAG: Auf der Achse ist heute der Tag der Buchtipps. Deshalb möchte ich Leser Michael Boden, der sich für Botswana interessiert, die Bücher des Schotten Alexander McCall Smith empfehlen. Einige seiner witzigen und unterhaltsamen Bücher spielen in Botswana, wo er einige Jahre als Wissenschaftler gearbeitet hat. Sein Buch “Ein Krokodil für Mma Ramotse”, englisch “The No. 1 Ladies’ Detective Agency” wurde 1999 vom “Times Literary Supplement” zu den Büchern des Jahres gewählt und vom “Booker Prize Committee empfohlen. Seine Romane erscheinen in 42 Ländern. Der Autor beschreibt den bunten Alltag in Botswana mit der “traditionell gebauten” Detektivin Mma Ramotse, sehr vergnüglich zu lesen.

Volker Seitz / 20.12.2020

Die Leser Rüdiger Riedel und Manni Meier haben mich in ihren Kommentaren zu Folge 4 nach den Landesgrößen gefragt. Sie finden bei Wikipedia unter “Liste der Staaten Afrikas” eine Aufstellung u.a. der “Fläche in km2” und “Einwohner pro km2”. Diese Zahlen sagen aber z.B. im Niger nur wenig aus, wenn nur 15 Prozent des Landes landwirtschaftlich nutzbar sind. Auch Mauretanien, Mali, Tschad und Sudan, Botswana, Namibia haben große Wüstengebiete. Der größte Teil der Kalahari liegt in Botswana und Namibia. Südwestlich liegt die Namib-Wüste. Einziger ganzjährig wasserführender Fluss ist der Okavango. Die „Grüne Mauer“  ist ein Projekt der Afrikanischen Union, mitfinanziert von der Weltbank und dem BMZ (Globale Umweltfazilität). Das Konzept geht auf den britischen Forstwissenschaftler Richard St. Barbe Baker zurück. Die Mauer wurde bereits 2007 beschlossen, und seit 2010 gibt es eine gemeinsame Agentur „Great Green Wall Agency“, der die betroffenen Länder Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Tschad, Sudan, Äthiopien, Eritrea und Djibouti angehören. Diese grüne Mauer soll sich von Dakar bis nach Djibouti (7.700 km) erstrecken und die Sahara daran hindern, sich noch mehr auszubreiten. Die Bäume sollen eine Barriere für den Wind bilden, Feuchtigkeit in Luft und Boden erhöhen und die landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes verbessern. Bislang wurden 15 % der Mauer gepflanzt. Im Senegal wächst die grüne Mauer jährlich um ca. 5.000 Hektar. Die meisten Bäume sind einheimische Akaziengewächse, die keine Bewässerung brauchen. Das Gummi arabicum der Bäume kann für Lebensmittelzusatzstoffe und in Marmeladen verwendet werden. Das Programm gibt den Menschen vor Ort neue Lebensmöglichkeiten. Tierarten wie Antilopen sind zurückgekehrt. Insgesamt will der Staat Senegal 340.000 Hektar bewalden. In anderen Ländern, wie im Nordteil von Nigeria, ist bislang wenig geschehen.

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