Yasemin wollte ein “unanständiges” Leben führen

Yasemin besuchte in den frühen 1980er Jahren die 8. Klasse unserer Schule. Die junge Türkin riss uns den letzten Nerv aus. Sie machte ihre Aufgaben nicht, kam oft zu spät in die Schule, und vor allem war sie geschminkt! Sie lernte sehr schnell Deutsch, weil sie intelligent war und lieber mit jungen Schweizern herummachte, anstatt zu Hause den Abwasch zu besorgen und auf ihren auserwählten Bräutigam zu warten. Ihr Vater verprügelte Yasemin zwischendurch. Sie überschminkte die blauen Flecken und begann zu rauchen. Dafür erhielt sie auch von ihrem Klassenlehrer eine Ohrfeige. Und Yasemin verteilte ihrerseits Ohrfeigen an ihre Klassenkameraden, wenn diese sich über ihr gewagtes Outfit lustig machten. 

Als ich eines Abends nach Hause kam, saß sie in der Küche meiner Junggesellenwohnung (die ich nie abschloss) direkt gegenüber dem Schulhaus. Sie hatte ein blaues Auge und fragte mich, ob sie sich hier verstecken könne. Sie wolle nicht mehr nach Hause gehen, und ihr Vater fände das gar nicht lustig. Sie übernachtete bei mir und blieb auch am folgenden Tag in meiner Wohnung, wohlwissend, dass ihr Vater sie suchen würde. Niemand in der Schule wusste, wo sich Yasemin aufhielt. Ich telefonierte mit dem Jugendamt und vereinbarte einen Termin für den kommenden Tag. So lange könne Yasemin bei mir bleiben.

Am späten Nachmittag tauchte der Vater tatsächlich in der Schule auf. Ich fing ihn ab und verabredete mich mit ihm in einem Restaurant, weit weg von meiner Wohnung.  Was er arbeitete, weiss ich nicht mehr. Er schuftete jedenfalls zu einem miesen Lohn, ernährte seine Familie, schickte noch Geld nach Hause, sprach gebrochen Deutsch und verstand seine Tochter nicht. Als ich ihn fragte, was er denn vorhabe, tippte er auf sein Jackett und deutete etwas Unheilvolles an. Ich informierte die Polizei, die ihn aufsuchte und eine Pistole beschlagnahmte. 

Vom Leben gezeichnet, aber immer stolz

Yasemin kam in ein Heim und machte eine Ausbildung im Service. Danach verlor ich sie aus den Augen. Vor kurzem traf ich sie nach mehr als 35 Jahren in einem Supermarkt, wo sie ihre Einkäufe tätigte. In 15 Minuten erzählte sie mir ein Leben, das ein Buch füllen könnte. Heute arbeite sie in einem Restaurant und hat eine erwachsene Tochter, die den Betrieb mit ihrem Mann führt. Ich traf eine vom Leben gezeichnete, aber immer noch stolze Frau.

Vor zwei Wochen wurde der wunderbare Film „Wolkenbruch" anlässlich der Bieler Religionswoche gezeigt. Er thematisiert mit deftigem Humor die verzweifelten Bemühungen einer jüdischen Mutter, ihren Sohn koscher unter die Haube zu bringen. In der nachfolgenden Diskussion meldete sich eine junge Muslimin mit Kopftuch: "Das ist ja genau wie bei uns!" Und eine ältere, ebenfalls kopftuchbedeckte Muslimin bekannte: "Es ist schrecklich, aber ich bin auch so eine Mutter!"

Yasemin taugt nicht als Vorbild für die beiden. Sie wird auch nie – als Feministin gefeiert – auf dem Cover des Spiegel erscheinen und schon gar nicht passt sie in die moralisierte MeToo-Bewegung. Dafür ist sie zu frech, lebte zu unanständig, ist zu wenig intellektuell und entspringt nicht der Mittel- und Oberschicht. Sie ging ihren selbstbestimmten Weg! Der Staat, seine Institutionen und die Sozialhilfe halfen ihr dabei. Wie hieß es doch in einem früheren Achse-Artikel: "Unsere Gesetze bringen jungen muslimischen Frauen neue Freiheiten. Die Inanspruchnahme ihrer Verfassungsrechte beschert diesen Frauen ein besseres Leben und nicht das Fabulieren über die ach so bunte und weltoffene Schweiz. Und es erstaunt, dass heute Feministinnen mehr für das Tragen des Kopftuchs kämpfen als für das Recht, es ablegen zu dürfen."

 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Dr. Ralph Buitoni / 25.11.2018

Diese Geschichte würde sich heute nicht mehr so abspielen - die Behörden würden mit der Familie, mit dem Vater, kooperieren, um das Mädchen zurück in die familiäre Gewalt zu bekommen. Denn die Familie würde auf viele hilfsbereite und verständnisvolle Ansprechpartner in den Behörden treffen, die dem eigenen Kulturkreis, wenn nicht gar Verwandtenkreis entstammen. Der helfende Lehrer würde mindestens eine Abmahnung, wenn nicht ein Disziplinarverfahren wegen “Islamopobie” erhalten. Übrigens: beim Feminismus ging es NIE um das Wohl der Frauen, sondern schon immer um die Zerstörung der Familie, um damit eine günstigere Ausgangslage für die kommunistische Weltrevolution zu schaffen. Das “Weltbild” des Feminismus ist nichts anderes, als eine simple Übertragung des marxistischen Klassen- und Geschichtsbegriffs auf die Geschlechterverhältnisse.

Dietmar Blum / 25.11.2018

Einspruch, Herr Marcel Seiler: “Sie kennen nur ihre linken Gehirnschablonen, in denen sie selber eine große Rolle spielen.” Sie spielen keine Rolle, sie sind Marionetten, deren Fäden Andere ziehen!

Regina Dexel / 25.11.2018

@Jens Frisch: Nur Männer zu hassen, greift mir zu kurz. Wie erklärt es sich sonst, dass die heutigen Feministinnen die zugezogenen männlichen, archaisch geprägten Vertreter ihres Geschlechts derart hofieren und deren Lebesweise und -Sicht als kulturelle Eigenheit verniedlichen. Dass ihre muslimischen Geschlechtsgenossinnen in Zeiten des Feminismus 2.0 in Deutschland weiterhin unter Unterdrückung, ehelicher Gewalt, Zwangsehe, Beschneidung und dergleichen leben, unters Kopftuch und den Hidschab gezwungen werden, degradiert zur Gebärmaschine, von derem Verhalten die Ehre des Mannes abhängig ist, scheint den neuen Feministinen egal. Blind bekämpfen sie lieber die Malte-Thorbens, Niklas und Maximilians der eigenen Ethnie, enteiern den, wohlgemerkt, biodeutschen Nachwuchs schon von der Kita an und sulen sich im sonnigen Gefühl, mit ihrem Weltbild doch die eigentliche Krönung der Schöpfung zu sein. Wenn dann auch noch die Bundesjustizministerin eine Änderung des Wahlrechts zugunsten einer Frauenquote propagiert und die MSM auch diesen Angriff gegen das Grundgesetz „unter ferner liefen“ veröffentlichen, kommt zweifelsohne die Frage nach Gehirnwäsche oder Zurechnungsfähigkeit auf.

Anders Dairie / 25.11.2018

Der Typ Yasmin ist es,  den es bräuchte,  um das Ghetto der muslimischen Familie von innen her aufzubrechen.  Am Ende würden Kinder-Charaktere entstehen,  die nicht zum Daesh (ISIS)  gingen,  um Zivilisten abzuschlachten.  Derzeit besorgen die scheinbar untertänigen   Mütter-Musliminnen das Geschäft der Rekru-tierung.    Und sie täuschen Stolz vor,  wenn ihr Nachwuchs von fremden Bomben zerfetzt wird.  Dagegen scheint das Verhalten Yasemins zwar bunt,  im Grunde jedoch harmlos und solide.  Die Feministinnen müssten diese Mädchen schützen und fördern.  Statt dessen haben sie meist Angst vor den Vätern und Brüdern.

beat schaller / 25.11.2018

Danke Herr Pichard, für diesen schönen Einblick in die echte Welt. Es sind wirklich nur die Abgehobenen, die sich als Gutmenschen verstehen. Sie haben in der Tag keine Ahnung vom richtigen Leben. Darum sollte, wer in die Politik will, jeder und jede vorher eine “Nichtprivilegierte Laufbahn” ohne Unterstützung von gut situierten Eltern, ohne die   Umgebung im “Reinraum “einer Elite, durchlaufen müssen. Mit “Knochenarbeit” ganz alleine eine Lebensgrundlage für Selbständigkeit, Unabhängigkeit und eine gewisse Freiheit erarbeiten. Danach kämen bestimmt realistischere und gangbarere Wege in den Diskussionsraum. Aber, träumen darf man ja .  Jedenfalls sind solche Geschichten glaubhaft, kraftvoll und vor Allem ehrlich. Grosses Kompliment an diese Frau, an ihren Mut und die Kraft, den Weg zu gehen und schlussendlich trotz der unguten Gegebenheiten nicht einfach zum “Opfer” degeneriert. Tolle Leistung! b.schaller

Martin Schumann / 25.11.2018

«Das ist ja genau wie bei uns». Genau das ist es eben nicht. Jüdischen Ehrenmorde wegen eigenständiger Lebensentscheidungen sind meines Wissens noch nicht beobachtet worden.

Gabriele Kremmel / 25.11.2018

Yasemin passt schon deswegen nicht ins Bild der heutigen Feministinnen (die sich zwar so nennen, aber keine sind), weil sie authentisch ist und ihre Individualität trotz Hindernissen zum Ausdruck brachte. Ihr Recht darauf hat sie sich einfach genommen anstatt es von anderen einzufordern. Ein toughes Mädchen. Das unterscheidet sie von den Rudelmädels, die sich heute Feministinnen nennen. Außer den mutigen Frauen islamischer Herkunft ist die Einzige, die noch elementare Fraueninteressen glaubwürdig vertritt und gegen Paschaisierung und weibliche Fremd- und Selbsterniedrigung kämpft ist Alice Schwartzer. Dabei fallen ihr die Pseudofeministinnen in den Rücken, die für alles eine Quote fordern und Kopftücher als Modeaccessoire wahrnehmen, aber nicht in der Lage sind, die islamische Agenda und ihren Einfluss auf die Gesellschaften auch nur ansatzweise zu erfassen.

Marc Stark / 25.11.2018

Als Kreuzberger der 90er kenne ich auch die eine oder andere Yasemin. Wunderbare, starke, eigenverantwortliche… damals Mädels, heute Frauen die sich IHREN Weg gegen EXTREME Widerstände ALLEIN erkämpfen mussten. Für echte Problemfälle gab und gibt es zwar Frauenhäuser, aber wirkliche Unterstützung seitens ihrer “Geschlechtsgenossinnen” war schon damals Mangelware. Im Prinzip teilten sich alle Yasemins das Schicksal sich ALLEIN aus ihrer archaischen “Kultur” zu befreien. Soviel Cojones hatten leider nur die wenigsten. Heute noch viel weniger, da das Daheim immer paralleler und “frommer” wird. All die Yasemins da draussen sind wahre Heldinnen , leider ohne Denkmal, deshalb tausend Dank für diesen Artikel. PS: Die meisten Yasemins die ich kenne, wählen heute AFD, oder engagieren sich sogar dort! Die ersten Opfer des Islam sind übrigens die Muslime selbst! Frag mal nach, in den überfüllten Frauenhäusern was die Abertausende Zwangs-Muslimas dort vom Islam so halten, oder frag nen schwulen Moslem, wie akzeptiert er sich fühlt, oder einfach den ECHT liberalen muslimischen Gemüsehändler wie seine Familie neurding unter dem immer “frommer” werden Anhängern der Friedens-Religion zu leiden hat!—- und überhaupt ihr Guten und Engagierten, tut doch mal selbst was für die Integration und verteilt nächsten Freitag in der nächsten Moschee ein paar eurer schicken Gender-Broschüren! Der Islam scheisst auf eure internationale Solidarität. Genau wie auf Frauenrechte, Minderheitentoleranz, Tierrechte, Umweltschutz…. Alles wofür ihr angeblich steht, ist mit dem Islam komplett UNVEREINBAR.

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