Das linke deutsche Theater ist in einem Selbstzersetzungsprozess, in dem nur noch Wut- und Hassreden hinausposaunt werden. Wenige interessieren sich noch für diese Müllhalden schlechten Geschmacks. Man muss Angst haben, dass sie demnächst wieder zu den Waffen greifen. “Wer ein Theater füllen will, bedient sich der Dramaturgie. Um es zu leeren genügt Ideologie.” (O. Hassencamp)
” ...Jedoch kann niemals Gewalt ein adäquates Mittel sein und Mord darf nie auch nur in Kauf genommen werden, um ein System zu kritisieren. ...” Na, dann müssen §32 StGb und Abs. 4 Art. 20 GG aber schleunigst weg. Geht ja nicht immer so gut aus wie beim Stauffenberger Schießen! Nicht auszudenken, was da noch alles hätte passieren können!
Die Idee, das Brüssel brennt, gefällt mir. Ich meine nicht die wunderschöne Stadt, sondern eine Institution, die gemeinhin mit Brüssel bezeichnet wird. Anzünden ist auch ein guter Vorschlag. Es gibt ganz sicher positive Gewalt. Die Beseitigung der Zwingburg Europas gehört eindeutig dazu. Ansonsten kann ich mit modernem, dramatischen Theater nicht mehr viel anfangen. Spätestens nach der Literaturnobelpreisvergabe an Jelinek bin ich der Meinung, jeder verdient diesen Nobelpreis- zuvorderst die Analphabeten.
Die Selektion anno 1976 in Entebbe war also vom “Grundgedanken” her “Kapitalismuskritik”? Bemerkenswert! Der Wikipediaeintrag über Jella Haase führt keinen (Aus-)Bildungsweg auf - ich tippe auf zwei Semester Dramaturgie, wie bei der großen Qualle.
Eine ungebildete Links-Faschistin lässt ihre wahren Ansichten freien Lauf. Das kann sie heutzutage völlig ungeniert und straffrei in der linken Journaille. So sehen die aus, die in spätesten 20 Jahren die Macht in diesem Lande haben werden,- diese Jugend mit der lächelnden Fratze des Totalitarismus. Wieder mal.
Diese Erzählung ist ein Grund mehr, nicht mehr ins Theater zu gehen, wie ich es seit fünfundzwanzig Jahren zu tun pflege (das letzte Mal 1995 in Darmstadt zu “Nathan der Weise”). Schon die Vorstellung, man zahlt 80,- Euro (160,- DM oder 1600,- Mark vor 1989) und dann sowas, da tut es einem um sein Geld sehr leid, für das man sehr viel ertragen und hinnehmen muss bevor man es bekommt. Man sitzt da als jemand, von dessen Steuern die da auf der Bühne leben, und muss sich abwechselnd als reaktionäres Schwein, kleinbürgerlicher Spießer, rücksichtsloser Kapitalist, neuer nationaler Sozialist oder sonstwas Schlimmes beschimpfen lassen, entweder direkt oder durch die Blume. Hauptsache man wird niedergebrüllt damit sie selber nicht ihre Vorurteile über die Gesellschaft infrage stellen müssen, ein typisches Problem vieler junger Leute, die dem deutschen Schulbildungssystem entstammen (und welches wohl auch Zwietracht durch Verblödung unter den Menschen schafft, um sie besser beherrschen zu können: an der Realschule durch sehr wenig Bildung überhaupt, am Gymnasium durch Vertiefung linker Geschwätzigkeit statt Vernunft). Und dann lachen sie, wenn man die schönen Wörter Fernsprechapperat, Gehweg, Schaffner, Kaufhalle, Fahrschein oder Einkaufskorb benutzt, fahren wieder betrunken oder bekifft viel zu schnell mit dem Auto, hören ständig laute “Musik”, oder lassen sich im Berliner Wohltätigkeits- und Preisbeschenkungsbetrieb mit einem Bambi photopraphieren und denken dabei, sie haben es einem gezeigt.
Aha. Theater. Da versuche ich mich doch auch einmal. So richtig zeitgeistig. Zwar brachte ich es bisher nur zu einem Stück für zwei Personen (viel Text, sehr viel Text, also nichts für die Soapstars - wer es lesen möchte: Ab Seite 110 ist es im Buch „Der ZeitBogen“ zu finden.), aber die heutige Kulturwelt freut sich bestimmt über das Folgende. >>>>> Bühnenbild: Trümmer, und Hausmüll (es ist ein Mitmachstück, also genieren sie sich nicht etwas beizutragen), Blaulicht von einer Seite, Discogeflimmer von der anderen Seite. Auf der Bühne steht eine Gruppe Jugendlicher sowie eine Gruppe Älterer in Abendgarderobe.—Text (Jugend): „How dare you! How dare you?“ Etwa zehn Minuten lang . Die Abendgesellschaft: „Vergebt uns, vergebt uns…“ Sie sinken auf die Knie.—Jugend: „No! No!“ - Abendgesellschaft: „Bitte!“ Sie werfen sich nieder, die Jugend tanzt um sie herum.- Ein Chor tritt auf: „…Unsre Oma ist ‚ne alte Umweltsau“. Die Abendgesellschaft stimmt ein: „Ja, wir sind `ne alte Umweltsau!“. Das Licht verlischt. Absolute Dunkelheit. Schweigen. Dann dimmt sich die Bühnenmitte heller und eine übergroße Vulva erscheint. Der Chor jubiliert: „Hölleluja, Hölleluja“ und aus der Vulva entsteigt ein Skelett. In der Hand eine Sense. Es geht auf die Abendgesellschaft zu und deutet das Mähen an. Jugend schreit: „Ja! Das Alte muss weg. Wir besetzen Bäume, wir belegen Träume. Wir retten die Welt!“ Das Skelett fällt in sich zusammen und aus ihm schießt eine Flamme empor. Jugend: „Seht, die Flamme der Freiheit“. Die Jugend kniet nieder und betet die Flamme an: „Reinige uns, Flamme. Reinige uns.“ Die Flamme erlischt und aus dem Gemenge erstreckt sich eine Hand, in der Faust ein Rotes Banner. Die Jugend erhebt sich und formiert sich in einer Reihe. Dann marschiert sie. Unter den Klängen der Internationale verlässt sie die Bühne.———So, bekomme ich jetzt einen Kulturpreis? Oder möchten Sie vielleicht mitspielen…?
I Herz Kulturtod durch Corona. Das ist Theatersterben von seiner schönsten Seite. Höhö.
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