FDP - Faire Drei Prozent!
Als erstes einmal muss ich erstaunt feststellen, dass mir bis auf den Namen Kubicki spontan kein anderer aktueller FDP-Name einfallen mag. Nicht dass ich jemals große Sympathien für diese Partei gehabt hätte. Aber immerhin sind dort mal Granden wie der kantige Genscher, der eloquente Westerwelle, die Präsidenten Heuss und Scheel, zu hause gewesen. Der gute Herr Lindner hingegen ist aalglatt, vielleicht einen Hauch schleimig. Als ehemaliger Unternehmensberater auch kein Wunder, da bleibt nichts hängen. Erst recht keine Erinnerungen. Also wird man vergessen… Worüber haben wir gerade geredet?
Wer lieber zum herrschenden Parteienkartell gehören will, statt die wachsenden Probleme zu lösen, der wird eben in den Abgrund gerissen, wenn das multiple Desaster seinen Lauf nimmt.
Irgendwo las ich, daß die FDP die Partei ist, die fragt, ob 10% weniger Wahnsinn nicht auch reichen würden. Und eine Partei, die sich pausenlos für ihre Politik entschuldigt, braucht auch niemand. Mehr Mut würde der Partei gut tun.
Das Problem der FDP ist nicht nur Lindner. Das Problem ist in, dass die FDP kein wirklich oppositionelles Programm hat. Warum spricht sie sich nicht gegen die EZB Politik aus, wendet sich gegen deren Staatsfinanzierung? Gegen die null Zinspolitik? Warum wendet sie sich nicht gegen die immer dominieRendere EU und setzt sich für mehr Subsidiarität und Selbstständigkeit der EU Staaten ein? Warum ist sie nicht für eine besondere Förderung von Begabten und Leistungsstarken in der Schule? Warum plädiert sie nicht für einen liberalisierten Wohnungsmarkt mit Wohngeld für Einkommensschwache statt Neubau- Sozialwohnungen? Warum geriert sie sich immer noch als Bürgerrechtspartei anstatt sich als Partei von Law and Order zu profilieren. Denn Freiheit gibt es nur, wenn die Gesetze auch beachtet werden. Jeder Gesetzesbruch ist eine Freiheits Einschränkung des Betroffenen. Und Last not least warum wendet sie sich nicht gegen die vielen Rechtsbrüche in der MigrationKautionspolitik? Und warum setzt sie sich nicht zumindest für weitere Forschung bezüglich der Atom Energie ein und korrigiert die ausufernde grüne Energiewende?
Alles Versagen der FDP jetzt an Lindner fest zu machen ist aber auch etwas zu einfach. Hätte Westerwelle damals nicht einen Großteil seiner Wähler enttäuscht, oder sagen wir einfach mal konservative CDU und FDP Politik gemacht, wäre vielleicht Merkel längst Geschichte und die FDP immer noch in der Regierung. Aber man wollte ja lieber da zu gehören. Also zu der Einheitspartei €DU/CSU/SPF/FDP/Grüne.
Denkt irgendjemand, das alles gut würde, wenn der Lindner ab morgen alles richtig macht, also so, wie Autor und Kommentatoren es erwarten? Die FDP ist nicht überflüssiger als dieser Artikel.
Ich wäre durchaus bereit und willens gewesen, eine FDP, die sich in diesen Wochen an die Spitze einer neuen Bürgerrechtsbewegung gesetzt und dies meinetwegen auch noch mit marktliberalen Themen verknüpft hätte, nächstes Jahr in den Bundestag zu wählen. Einzige Voraussetzung: Sie hätte das echt durchziehen müssen, auch und vor allem außerparlamentarisch, und es nicht nur bei einer Sonntagsrede (von Lindner, ausgerechnet) bewenden lassen dürfen. Tja, wie wir alle wissen, ist es anders gelaufen, und ich kann mir nun die Haare raufen, um zu einer Wahlentscheidung zu kommen. Es wird eng: Linke, Grüne und die alte Tante sind kein Thema, die Union auch nicht (immerhin bin ich dieser Tage wegen der Corona-Hysterie aus der CSU augetreten), und die FDP (diese FDP) kann mir ebenfalls gestohlen bleiben. Die ÖDP liegt mir grundsätzlich nicht so, die Freien Wähler bekleckern sich in Bayern nicht gerade mit Regierungsruhm, und die AfD gehört mehrheitlich auch zu den Corona-Angsthasen, wenn sie sich überhaupt diesbezüglich äußert. Also, was? Darauf hoffen, dass Schiffmann und Kumpanen, die sich inzwischen, glaube ich, zweimal aufgelöst, einmal den Vorstand gewechselt und einmal gespalten haben (und das alles in zwei Monaten oder so), noch irgendwas Sinnvolles auf die Reihe kriegen? Schiffmann mag weitgehend den Corona-Durchblick haben, aber das allein reicht halt auch nicht. Tja, ich bin echt nicht zu beneiden.
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