Henryk M. Broder / 15.12.2018 / 11:00 / 34 / Seite ausdrucken

SPD: Die besten nach vorne

Vor genau drei Monaten, Mitte September dieses Jahres, gab die amtierende Justizministerin der deutschen Bundesrepublik bekannt, sie wolle „rechtliche Möglichkeiten ausloten, um den Frauenanteil im Bundestag zu erhöhen“, die aktuelle Situation sei „beschämend“ und „ein fatales Signal für die Gleichstellung von Frauen in unserem Land“; sie kündigte an, „die Frauenfrage“ zu einem „zentralen Thema“ bei der anstehenden Reform des Wahlrechts zu machen. 

Nun ist Katarina Barley selber eine gelernte Juristin, und als solche sollte sie wissen, dass im Wahlgesetz an keiner Stelle gefordert wird, im Bundestag sollten ebenso viele Frauen wie Männer sitzen. Bis jetzt kam auch niemand auf die Idee, „Quoten“ für Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime und Anthroposophen einführen. Auch im Baugewerbe, bei den Lokführern und Piloten sind Frauen unterrepräsentiert, was man ebenfalls als ein fatales Signal für die Gleichstellung von Frauen in unserem Land verstehen könnte.

Jetzt ist der Plan erst einmal von Tisch, freilich nicht, weil Frau Barley seine Fragwürdigkeit erkannt hätte, sondern weil sie befördert wurde – zur Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten bei den Wahlen zum Europaparlament im Mai nächsten Jahres. Bei dieser „Schicksalswahl“, so die Vorsitzende der Partei, Andrea Nahles, ginge es auch um das Überleben der SPD, deswegen werde man „alles reinwerfen, was wir an Kraft haben“ und „unsere besten Leute nach vorn“ stellen. 

Auch die Spitzenkandidatin war von der Richtigkeit dieser Strategie überzeugt. Sie wies darauf hin, dass sie zwei Pässe habe, einen britischen und einen deutschen. Sie sei eine Europäerin, „vom Scheitel bis zur Sohle“, den Vater ihrer Kinder habe sie „in Paris beim Erasmus-Studium kennengelernt“, Resümee: „Mehr Europa geht nicht.“ 

Angesichts der Tatsache, dass die Werte der SPD derzeit noch schneller fallen als der Kurs der Deutschen Bank, kann man die Verzweiflung der Genossen nachvollziehen. Bei der letzten Europawahl 2014 warb die Partei noch mit dem Spruch: „Nur wenn Sie Martin Schulz und die SPD wählen, kann ein Deutscher Präsident der EU-Kommission werden.“ Jetzt kehrt die Spitzenkandidatin ihren europäischen Stammbaum heraus. So ändern sich die Zeiten. Nur die SPD bleibt ein hoffnungsloser Fall.

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

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Leserpost

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Hubert Bauer / 15.12.2018

@ Helmut Rott: Auf das “so wahr mir Gott helfe” haben nicht unbedingt die besten Politiker der deutschen Geschichte verzichtet.

Jürgen Forbriger / 15.12.2018

Schaut Euch die Gestalten des Bundestag gut an. Vor allem die sich “Fremdschämen”. Richtige Intelligenzbestien. Was soll da noch gutes in Deutschland entstehen.

Helmut Rott / 15.12.2018

Frau Barley ist eine der wenigen Minister, die auf die Formel “so wahr mir Zeus helfe” verzichtet hat. Das rechne ich ihr hoch an.

Peter Zentner / 15.12.2018

Bleibt nur zu hoffen, dass keiner von Katarina Barleys Vorfahren John Barleycorn hieß. Was, wie und wer der war, wird ausführlich erläutert von Robert Burns, Jack London, Jethro Tull, Fairport Convention et al.

Lutz Herzer / 15.12.2018

“Neben Chebli, Özeguz und Maas ist sie in meinen Augen die vierte im Bunde, welche die SPD immer mehr zu einer totalitären Partei verändern hilft.” Ach so ist das also. Die dritte im Bunde heißt dann wohl Heike mit Vornamen. Ich hatte schon immer den Verdacht, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt. Und zwar in verschiedener Hinsicht.

Chris Hofer / 15.12.2018

Na, wenn Barley zwei Staatsbürgerschaften hat, britisch/ deutsch, ist es mit einem Fuss drinnen, mit einem Fuss draussen. Briten sind bekanntlich keine begeisterten Europäer. Und da es doch den Geschlechteranteil eines der ehemaligen Geschlechter erhöhen will, wieso ist sie dann so begeistert, so viele Migranten willkommen zu heissen, die doch das, was herkömmlich als weiblich galt, unter Verschluss halten und dessen Rechte beschneiden wo immer möglich. Kommt das Barley nicht komplett widersprüchlich vor?

Wolfgang Kaufmann / 15.12.2018

Wie wäre es mit einer Männerquote in den Erziehungsberufen? Generationen von Jungs erleben Kindergärten und Schulen, wo die überwältigende Mehrheit der Bezugspersonen weiblich ist. Das kann doch nicht gesund sein. – Daran wird für mich offensichtlich, dass die Quote gar nicht einer fiktiven Gerechtigkeit dient, sondern völlig einseitig nur der garantierten Vollversorgung von gescheiterten weiblichen Existenzen. Nahles und Barley, Krakra und Baerbock sind ja nur die Spitze des Eisbergs.

Matthias Braun / 15.12.2018

Hätte Frau Barley besser Erasmus (von Rotterdam) studiert,der da sagte: “Je weniger wir Trugbilder bewundern, desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen.”

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